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BMW Group tritt mit der Umsetzung ihrer strategischen Neuausrichtung in eine entscheidende Phase ein. "Wir machen unsere Hausaufgaben für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Die Umsetzung der neuen Strategie ist kein Sprint. Wir legen im laufenden Jahr die Grundlage für eine Trendwende bei der Profitabilität", sagte der Vorsitzende des Vorstands der
BMW AG, Norbert Reithofer, am Mittwoch in London auf einer Veranstaltung mit Analysten. "Mit der neuen Strategie haben wir unseren eigenen Erfolgsweg für die Zukunft definiert. Alle Maßnahmen, die wir ergreifen, sind auf Zukunftssicherung und Wertsteigerung ausgerichtet", betonte er weiter.
Im Zuge der neuen Strategie Number ONE die die BMW Group Ende September 2007 vorgestellt hat wurden bereits erste Maßnahmen auf den Weg gebracht, die schon im laufenden Jahr realisiert werden. Daneben wurden weitere Initiativen und Projekte aufgesetzt, deren Resultate zukünftig zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele des Unternehmens führen werden. Die BMW Group strebt im Automobilsegment bis 2012 eine Rendite auf das eingesetzte Kapital (Return on Capital Employed, ROCE) von mehr als 26% sowie eine Umsatzrendite von 8% bis 10% an.
Ganal: Einsparpotenzial bei Materialkosten 750 Mio. Euro pro Jahr
Um diese Ziele zu erreichen, steuert die BMW Group bis 2012 Verbesserungen auf der Kosten- und Leistungsseite im Umfang von sechs Mrd. Euro im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen an. "Wir gehen davon aus, dass der Großteil der anvisierten Potenziale im Bereich der Material-, Produktions- und Entwicklungskosten zu realisieren ist", sagte Finanzvorstand Michael Ganal auf der gleichen Veranstaltung. Die Materialaufwendungen stellen mit rund 25 Mrd. Euro den mit Abstand größten Kostenblock im Unternehmen dar.
"Konkret erwarten wir, dass zwei Drittel bzw. 4 Mrd. Euro des gesamten Potenzials in Höhe von rund 6 Mrd. Euro in diesem Bereich zu realisieren sind. Wenn wir eine Reduzierung der Materialkosten um beispielweise 3% pro Jahr annehmen, bedeutet dies ein jährliches Potenzial von rund 750 Mio. Euro. Bis 2012 ergeben sich daraus dann rund 4 Mrd. Euro", führte Ganal weiter aus.
Senkung des Personalaufwands weiterer Baustein der Strategie
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu den angestrebten Renditezielen ist die Reduzierung des Personalaufwands. Die umfangreichen Effizienzsteigerungen insbesondere im Produktionsbereich erlauben eine Reduzierung der Personalkapazitäten in der Größenordnung von mehreren tausend Mitarbeitern. Die BMW Group nutzt hier vor allem die Flexibilität, die die Beschäftigung von Zeitarbeitskräften die nach Ablauf der Verträge bekanntlich bei anderen Unternehmen arbeiten bietet.
Beim Stammpersonal sind ebenfalls Maßnahmen vorgesehen, die sozialverträglich und in einem konstruktiven Dialog mit dem Betriebsrat vereinbart wurden. Dabei soll Mitarbeitern im Verlauf des Jahres 2008 der Eintritt in die Altersteilzeit ermöglicht sowie freiwerdende Stellen nicht mehr besetzt werden. Darüber hinaus erhalten Beschäftigte Angebote für eine freiwillige Auflösung von Arbeitsverhältnissen. "Wir wollen mit Hilfe dieses Pakets ab 2009 Kostensenkungen von insgesamt bis zu 500 Mio. Euro pro Jahr erreichen", erklärte Ganal. Um auch in Zukunft den vielfältigen HerausForderungen gerecht zu werden, stellt die BMW Group weltweit weiterhin hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte ein.
Profitabilität soll durch Kooperationen weiter verbessert werden
Die BMW Group wird auch in Zukunft Kooperationen nutzen, um ihre Profitabilität zu verbessern. Das Unternehmen führt beispielsweise Gespräche mit anderen Herstellern über die gemeinsame Nutzung von Komponenten oder Motoren, um dadurch Skaleneffekte bzw. Kostensenkungen zu erreichen. "Die Gespräche kommen gut voran, sind aber noch nicht abgeschlossen", sagte Ganal. Bereits heute profitiert die BMW Group bei der 2. Generation der Marke MINI in ökonomischer Hinsicht von der Motorenkooperation mit PSA. "Welche Bedeutung Kooperationen auf dem Feld der Antriebe haben, zeigt die Tatsache, dass die Kosten des Motors rund 25% der gesamten Herstellkosten eines Fahrzeugs betragen", unterstrich Ganal.
Weitere Synergien will die BMW Group auch intern durch die stärkere Nutzung von Komponenten im Rahmen eines Baukastenprinzips für verschiedene Modelle heben. Insbesondere beim Baukastenprinzip sieht das Unternehmen noch großes Potenzial. Auch bei der Entwicklung von Antrieben will die BMW Group effizienter werden. In den kommenden Jahren soll trotz einer durch die weltweit unterschiedlichen Emissionsbestimmungen steigenden Anzahl an Varianten der Entwicklungsaufwand pro Variante reduziert werden.
"Wir konzentrieren uns neben Kostensenkungen auch darauf, die Zukunft des Unternehmens auf ein solides Fundament zu stellen" betonte Ganal weiter. So wird die BMW Group auch in den kommenden Jahren in Technologien zur Emissionsreduzierung sowie neue attraktive Premiumautomobile und -motorräder investieren. Finanzvorstand Ganal: "Wir wollen nicht wie andere Unternehmen durch eine vorübergehende drastische Reduzierung der Forschungs- und Entwicklungskostenquote das Ergebnis positiv beeinflussen. In unserem Zielkatalog stehen neben nachhaltigen Effizienzverbesserungen auch die Technologie- und Innovationsführerschaft zur Sicherung der Zukunft des Unternehmens. Dieser fühlen wir uns als Management verpflichtet".
Die BMW Group strebt dennoch eine Reduzierung der F&E-Quote, d.h. der Forschungs- und Entwicklungsleistungen in Relation zum Umsatz, an. Diese lag in den vergangenen 5 Jahren im Durchschnitt bei einem Anteil von 6,1%. In den nächsten Jahren sollen zwischen 5,0 und 5,5% des Umsatzes für neue Produkte und Technologien aufgewendet werden.
BMW Group will Wechselkursabhängigkeit reduzieren
Auf negative Währungseffekte entfiel in den vergangenen Jahren ein großer Teil der Ergebnisbelastungen des Unternehmens. Angesichts der erfolgreichen Absatzentwicklung in den USA wird die BMW Group das so genannte Natural Hedging mittelfristig nachhaltig ausbauen und damit die Abhängigkeit von den volatilen Wechselkursen deutlich reduzieren. "Die Erhöhung des Natural Hedging benötigt einige Zeit, obwohl wir in der Vergangenheit bereits einige deutliche Verbesserungen umgesetzt haben. Daher werden wir keine kurzfristige Erreichung einer Umsatzrendite von 8% bis 10% im Automobilgeschäft auf heutigem Wechselkursniveau oder gänzlich unabhängig von Wechselkursen in Aussicht stellen", unterstrich Ganal.
Die BMW Group wird die Produktionskapazität im US-Werk in Spartanburg bis 2012 von rund 150.000 auf 240.000 Einheiten ausweiten. Die Planungen für den Ausbau laufen bereits. Im MINI Werk OxFord wird die Kapazität auf 260.000 Einheiten im Jahr ohne weitere Struktur-Investitionen erhöht. In China wird die BMW Group in einem ersten Schritt ihre Kapazitäten von 30.000 auf 44.000 Einheiten im Jahr erhöhen.
Darüber hinaus wird das Unternehmen daran arbeiten, das Einkaufsvolumen im US-Dollarraum gezielt zu erhöhen. Dabei geht es zum einen um den "Local Content" der in den USA produzierten Fahrzeuge, der über die letzten Jahre von rund 30% auf über 60% erhöht wurde. Ein weiterer Punkt ist der Einkauf im NAFTA-Raum für die Produktion in Europa und anderen Regionen der Welt. Der Anteil des NAFTA-Raums am globalen Einkaufsvolumen betrug 2006 rund 9%.
BMW Group wird neue Geschäftsfelder erschließen
Die BMW Group wird mit neuen Modellen auch in Zukunft weiter wachsen. Zudem wir das Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen und sowohl entlang des Lebenszyklus eines Automobils als auch entlang der Wertschöpfungskette agieren. So sollen beispielsweise neue Vertriebskanäle im Zubehörgeschäft erschlossen werden. Im Gebrauchtwagengeschäft setzt das Unternehmen auf Angebote der gehobenen Zweitvermarktung. Beides ist lukrativ, da lediglich 25% des Umsatzes im Lebenszyklus eines Fahrzeugs im Neuwagengeschäft entsteht. Darüber hinaus plant die BMW Group, völlig neue Dienstleistungen für individuelle Mobilität und Servicemodule anzubieten.
Mit der neuen Strategie hat die BMW Group die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. "Wir werden die Erfolgsgeschichte der BMW Group fortschreiben. Dafür steht unser gesamtes Management", erklärte Reithofer weiter.