Das RennenBeim Großen Preis von Australien werden am 7. März die Motoren ebenso im Mittelpunkt stehen wie die Menschen, nicht nur beim Team von Renault F1. Im Albert Park gilt erstmals die Ein-Motoren-Regel pro Wochenende. Damit wird von den Zehnzylindern eine Verdoppelung der Laufleistung auf bis zu 800 Kilometer geFordert. Muss ein Motor gewechselt werden, bedeutet das automatisch einen Verlust von zehn Plätzen in der Startaufstellung. Diese wird nach einem neuen Qualifikationssystem ermittelt. Die beiden Qualifying-Läufe werden nun am Samstag von 14 Uhr Ortszeit an unmittelbar hintereinander durchgeführt, wie gehabt als Einzelzeitfahren. Im ersten Teil starten die Piloten in der Reihenfolge nach dem Ergebnis des vorangegangenen Grand Prix (in Melbourne nach der Rangfolge der Fahrer-WM 2003). Im zweiten Teil, der allein über die Vergabe der Startplätze entscheidet, beginnt der Langsamste des ersten Abschnitts. "Absolute Zuverlässigkeit wird das entscheidende Kriterium sein", weiß Patrick Faure, Präsident von Renault F1, über die gefragten Tugenden in der Mammut-Saison 2004, die durch die Rückkehr der Formel 1 nach Spa-Francorchamps und die neuen Großen Preise von Bahrain und China 18 Rennen umfasst.
Das Team:
Früh übt sich: Bereits seit Mitte Januar - also sogar noch vor der spektakulären Präsentation im Teatro Massimo und auf den Straßen von Palermo - drehte der rundum neu entwickelte Renault R 24 seine Runden. Die Ergebnisse auf der Teststrecke entsprachen nicht nur den Erwartungen, sie übertrafen sie zum Teil sogar.
Teamchef Flavio Briatore sagt vor dem Start in Melbourne daher voller Zuversicht: "Wir sind bereit".
Die Technik:
Es ist nicht nur das neue Kürzel R 24, das den neuen Dienstwagen von Fernando Alonso und Jarno Trulli von seinem Vorgänger unterscheidet. Die neue Linienführung und vor allem ein radikal umgestelltes Motorenkonzept sorgen für eine echte Neu-Vorstellung. Schlanker, dynamischer und - zur Freude aller bei den Testfahrten - auch schneller ist die Schöpfung der Mannschaft von Technik-Direktor Bob Bell und von Chefdesigner Mark Smith geworden. "Nicht nur die letzten Resultate, auch dieses Auto zeigt, dass wir ein Top-Team sind". Pat Symonds, der leitende Renningenieur, geriet ins Schwärmen - was bei Technikern ein echter Ausnahmezustand ist: "Ich habe in meiner langen Motorsportkarriere noch nie einen so gut konstruierten Rennwagen wie den Renault 24 gesehen. Ich hege daher keine Zweifel, dass wir mit diesem Auto unsere ehrgeizigen Ziele erreichen." Möglichst schnell sowie möglichst zuverlässig zu werden war die Gleichung, die Motoren-Projektleiter Léon Taillieu zu lösen hatte, das Ganze dann noch möglichst ohne Leistungsverlust. Das Triebwerk vom Typ RS24 mit seinem Zylinderwinkel von 72 Grad wurde in Rekordzeit konstruiert, der neue Motorendirektor Rob White wird die Entwicklung in der Renault-Rennfabrik in Viry-Châtillon während der Saison fortführen. Vive la (R)Evolution!
Die Fahrer:
Mit unverändert starker Paarung startet Renault in die Saison. Der erst 22 Jahre alte Fernando Alonso misst sich an sich selber - als Sechster der Fahrer-Weltmeisterschaft mit seinem ersten Grand-Prix-Sieg und seiner ersten Pole-Position. Er denkt nicht nur an sich, sondern ans Team: "Wir wollen die Lücke zu den ersten Drei schließen." Druck empfindet der Spanier, der als einer der potenziellen Nachfolger von Michael Schumacher gehandelt wird, dadurch nicht: "Jedes Mal, wenn man ein gutes Resultat erreicht, erwarten die Menschen etwas mehr von einem. Aber so lange man selbst das Maximum gibt, spielt Druck keine Rolle." Jarno Trulli (29), Achter der Gesamtwertung des Vorjahres, hat seine Schnelligkeit im Qualifying mehrfach unter Beweis gestellt. Ein guter Saisonstart kann den Italiener weiter beflügeln. Der neue Testpilot Franck Montagny hat über den Winter mehr als 5000 Testkilometer absolviert. "Ich denke, dass unsere Fahrer-Mannschaft die stärkste im ganzen Feld ist", sagt Patrick Faure.
Die WM:
Renault F1-Präsident Patrick Faure hat nach dem vierten Platz in der Konstrukteurs-WM, auf den sich die Equipe Jaune in der letzten Saison schieben konnte, Höheres im Sinn: "Wir haben uns auf Rang vier etabliert. 2004 möchten wir noch einen weiteren Schritt nach vorn machen - wir wollen also mindestens Dritter werden. Das bedeutet, entweder Ferrari, Williams oder McLaren hinter uns zu lassen. Wir haben die notwendigen Zutaten, um auf höchstem Niveau mitzukämpfen. Wir mögen zwar noch nicht um den Titel fahren können, aber unter die ersten Drei können wir es schaffen." Ein weiterhin erfolgreiches Formel-1-Engagement soll dem Image des gesamten Unternehmens Renault zugute kommen. Faure: "Unser Sieg in Ungarn hat etwas sehr Starkes erschaffen, aus dem wir nun Kapital schlagen müssen."