Die gute Nachricht zuerst: Auch ein Winterreifen, der nur noch 4 Millimeter Profil hat, ist auf Schnee immer noch um Klassen besser als ein neuer Sommerreifen. Aber: Winterreifen verlieren mit jedem Millimeter Profil ihre typischen Wintereigenschaften. Das ist das Ergebnis eines Tests, den der ADAC zusammen mit seinen europäischen Partnerclubs und der Stiftung Warentest durchgeführt hat.
Dabei mussten drei verschieden stark abgefahrene Winterreifen-Sätze der Dimension 185/60 R 14 zum Vergleich antreten:
- ein fabrikneuer Reifensatz mit fast 9 mm Profil
- ein Satz mit 7,5 mm Profil
- ein Satz mit 4 mm Restprofil
Geprüft wurde das Fahr- und Bremsverhalten auf trockener, nasser und schneebedeckter Fahrbahn.
Auf Schnee waren die Unterschiede zwischen den neuen und den abgefahrenen Reifen am deutlichsten. Beim Bremsen braucht der 4-mm-Reifen aus Tempo 30 schon 3,2 m mehr Bremsweg als der Neureifen. Noch gravierender sind die Unterschiede bei der Zugkraft. Der Reifen mit 7,5 mm Profil büßt gegenüber dem Neureifen schon 40 Prozent Zugkraft ein, der 4-mm-Pneu sogar über 50 Prozent. Ein Sommerreifen, der zum Vergleich mitgetestet wurde, versagte auf Schnee komplett: Nur ein Viertel der Zugkraft eines neuen Winterreifens und ein 7,5 m längerer Bremsweg aus Tempo 30 sind gefährlich.
Auf Nässe ist es zur Vermeidung von Aquaplaning wichtig, dass das Profil möglichst viel Wasser aufnehmen und verdrängen kann. Ein auf 4 mm abgefahrener Reifen kann diese Aufgabe nicht mehr so gut meistern. Er schwimmt bereits bei 63 km/h auf, während der Neureifen dies erst ab 87 km/h tut. Beim Nass-Bremsen aus Tempo 80 kommt es vor allem auf die Gummimischung an. Doch auch hier benötigt der abgefahrene Reifen sieben Prozent mehr Bremsweg.
Fazit: Bei winterlichen Verhältnissen leisten abgefahrene Winterreifen deutlich weniger. Bei einer Restprofiltiefe von vier mm rät der ADAC zum Austausch. Wer abgefahrene Winterreifen im Sommer aufbrauchen will, muss mit deutlich längeren Bremswegen gegenüber Sommerreifen und einem schlechteren Nässeverhalten rechnen.
Quelle: ADAC