Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass mangelnde Konzentration des Fahrers für bis zu 90 Prozent aller Verkehrsunfälle die Ursache ist. Um dies vermeiden zu helfen, stellt
Volvo jetzt, erstmals in einem Personenwagen, ein innovatives Sicherheitssystem vor: Es warnt den Fahrer, wenn dessen Konzentration nachlässt. Dazu kommt eine Warnfunktion, die auf unbeabsichtigtes Kreuzen von Fahrbahnmarkierungen reagiert.
Die beiden Systeme sind zu einem Paket (Driver Alert System) zusammengefasst, das ab Anfang 2008 für die Modelle Volvo V70, Volvo XC70 und Volvo S80 optional zur Verfügung steht. "Sicherheit ist ein Schlüssel zu unserer Markenphilosophie, wobei vorbeugende Maßnahmen die gleiche Priorität besitzen wie direkte Schutzsysteme. Mit anderen Worten: Forschung und Entwicklung konzentrieren sich bei Volvo auf Technologien, die im realen Straßenverkehr zu signifikanten Sicherheitsgewinnen führen", erklärt Ingrid Skogsmo, Direktorin des Volvo Sicherheitszentrums.
Dabei handelt es sich um Technologien, mit denen sich die Unfallschwere mildern beziehungsweise Unfallrisiken mindern lassen, die durch Ablenkung oder Ermüdung des Fahrers entstehen.
Driver Alert Control (DAC) eine einzigartige Innovation
Das Warnsystem DAC (Driver Alert Control), eine Weltneuheit, entstand als Konsequenz aus diversen Studien, die Volvo zu autofahrertypischen Verhaltensweisen durchführte.
Übermüdete Autofahrer stellen danach weltweit ein Sicherheitsproblem dar. Nach Erkenntnissen der US-amerikanischen Behörde NHTSA (National Highway Traffic Safety AdMINIstration) ist der so genannte Sekundenschlaf allein in den USA für jährlich rund 100.000 Unfälle mit 1.500 Todesopfern und über 70.000 verletzten Autoinsassen verantwortlich.
Ähnlich stellt sich die Situation in Europa dar. Nach Schätzungen des Deutschen Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft GDV ist etwa jeder vierte Unfall auf deutschen Autobahnen auf Übermüdung und mangelnde Konzentration zurückzuführen. Das Volvo System DAC zielt darauf ab, die spezifischen Gefahrenmomente zu erkennen und zu entschärfen beispielsweise auf langen, geradeaus führenden Straßen mit niedrigen Fahrgeräuschen, die das potentielle Risiko hinsichtlich Konzentrationsmängeln oder Müdigkeit erhöhen können. Das System schaltet sich ab einer Geschwindigkeit von 65 km/h automatisch ein und bleibt so lange aktiv, bis das Fahrtempo die 60 km/h-Marke unterschreitet.
DAC registriert das Fahrverhalten DAC analysiert die Bewegungen des Fahrzeugs und erkennt daraus, ob diese kontrolliert oder unkontrolliert verlaufen. Die Messmethode ist im Automobilbau bislang einzigartig und zeichnet sich durch hohe Zuverlässigkeit aus.
"Wir zeichnen nicht etwa das Verhalten des Fahrers auf schließlich variiert dies von Mensch zu Mensch sondern die Auswirkungen der Übermüdung oder der fehlenden Konzentration auf das Fahrverhalten. DAC fokussiert die Bewegungsmuster des Fahrzeugs, dies liefert zuverlässige Hinweise darauf, ob im wahrsten Sinn des Wortes etwas falsch läuft. Der Fahrer kann so gewarnt werden, bevor es zu spät ist", erläutert Projektmanager Daniel Levin. "Häufig werden wir gefragt, warum wir dieses System gewählt haben und keines, das die Augen des Fahrers beobachtet", so Levin weiter. "Unsere Antwort: Wir glauben nicht, dass diese Technologie bereits die Reife für den Serieneinsatz besitzt."
DAC deckt dadurch auch Situationen ab, in denen äußere Einflüsse die Aufmerksamkeit des Fahrers beanspruchen, zum Beispiel ein Mobiltelefon oder Kinder im Auto: "Dies ist ein weiterer positiver Effekt unseres Systems, ermöglicht durch den Umstand, dass sich unser System nicht am Fahrer, sondern am Fahrverhalten orientiert", verdeutlicht Levin das Wirkungsspektrum von Driver Alert Control.
Warnung per Textmeldung und Akustiksignal
Vom technischen Prinzip her besteht DAC aus einer Kamera, mehreren verschiedenen Sensoren und einem elektronischen Steuergerät. Die zwischen Frontscheibe und Innenspiegel montierte Kamera überwacht kontinuierlich den Abstand zu den Fahrbahnmarkierungen, die Sensoren die Bewegungen des Fahrzeugs. Die Informationen werden im Steuergerät abgeglichen, um mögliche Risiken eines Kontrollverlustes frühzeitig zu erkennen.
Ist dies der Fall, wird der Fahrer akustisch gewarnt. Zusätzlich erscheinen im Informationsdisplay eine Textmeldung und ein optischer Hinweis in Form einer symbolisierten Kaffeetasse, um ihm eine Erholungspause nahe zu legen. Darüber hinaus hält der Bordcomputer differenzierte Informationen über den aktuellen Fitnesszustand des Lenkers per Balkengrafik bereit. Fünf Balken stehen für einen frischen Fahrer, während bei einem verbliebenen Balken eine Erholungspause unbedingt zu empfehlen ist.
"Letztlich liegt es jedoch in der Verantwortung des Fahrers, zu erkennen, dass aus Sicherheitsgründen eine Reiseunterbrechung ratsam ist. Oftmals nimmt man aber nachlassende Fahrtüchtigkeit an sich selbst nicht wahr. In solchen Fällen animiert DAC zu der sinnvollen Entscheidung, frischen Atem zu schöpfen oder einen kurzen Erholungsschlaf einzulegen", verdeutlicht Daniel Levin.
LDW Warnsystem Statistiken besagen, dass auf US-amerikanischen Fernstraßen unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrbahn die Ursache für rund ein Viertel aller Verkehrsunfälle und für etwa ein Drittel aller tödlichen Verletzungen ist. Um derartigen Situationen sowie ablenkungsbedingten Frontalkollisionen vorzubeugen, hat Volvo das Warnsystem LDW (Lane Departure Warning) entwickelt.
Unfallforscher bei Volvo gehen davon aus, dass LDW in einem Geschwindigkeitsbereich von 70 bis 100 km/h dreißig bis vierzig Prozent dieser Unfälle verhindern kann. Die Funktion wird über eine Drucktaste in der Frontkonsole eingeschaltet und warnt den Fahrer mit einem dezenten akustischen Signal, wenn das Fahrzeug ohne ersichtlichen Grund Fahrbahnmarkierungen kreuzt; eine Kamera überwacht zusätzlich dessen Position innerhalb der Markierungen. LDW nimmt ab einer Geschwindigkeit von 65 km/h seine Tätigkeit auf und bleibt danach bis zum Unterschreiten von 60 km/h aktiv.
Systemgrenzen
Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die beschriebenen Funktionen natürliche Grenzen haben. Ihre Zuverlässigkeit ist nicht zuletzt von der Dichte und Qualität der Straßenmarkierungen abhängig, die für die Kamera klar erkennbar sein müssen. Zu schwaches Licht, Nebel, Schnee oder ähnliche Widrigkeiten können die Systeme vorübergehend außer Kraft setzen.