Den Führerschein macht man meist in jungen Jahren. Und junge Menschen kennen sich mit Personal Computern bestens aus. Deshalb wird es in Berlin und Brandenburg keine Probleme geben, wenn ab 01. Januar 2008 dort alle Fahrschüler ihre Theorieprüfung erstmals am PC ablegen. So haben es die Prüforganisation DEKRA, die zuständigen Landesbehörden und die Fahrlehrerverbände der beiden Bundesländer beschlossen. Das neue, computergestützte System soll die Wissensabfrage verständlicher machen und auch besser vor Manipulationen schützen.
"Auswendig lernen, wo das Kreuz vor den möglichen Antworten zu stehen hat, lohnt zukünftig nicht mehr", sagte Dr. Gerd Neumann, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH, heute in Potsdam. Denn der "Prüfcomputer" würfelt per Zufall die Reihenfolge der Fragen zusammen und entscheidet auch jedes Mal neu. "Der Prüfling muss sich verstärkt mit den Inhalten der Fahrausbildung auseinandersetzen, um die Theorieprüfung zu bestehen. Mehr Wissen über die Straßenverkehrsordnung ist ein Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Fahranfängern und senkt die Unfallzahlen", so Neumann.
Probeweise ist die "Prüfung mit der Maus" bereits regional in einigen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Berlin und Brandenburg im Einsatz. In der DEKRA Niederlassung in Cottbus können die Prüflinge auf Wunsch bereits seit 2005 ihre Theorieprüfung am PC absolvieren. Rund 12.000 Prüfungen fanden bis heute statt. Die Prüfkandidaten müssen keine PC-Experten sein. Es genügt, die Computermaus zu beherrschen. Bei Bedarf lässt sich vor Prüfungsbeginn ein zweiminütiges Lernprogramm aktivieren. Auf dem Bildschirm wird stets nur eine Frage angezeigt. Das erhöht nach Ansicht der Experten die Konzentration. Wurde eine Frage übersprungen oder vergessen zu beantworten, erinnert die Software vor Programmbeendigung den Prüfkandidaten daran. Und nach der Auswertung der Prüfergebnisse erhält der Prüfling ein ausgedrucktes Prüfprotokoll. Sollte er mehr Fehler gemacht haben, als erlaubt sind, kann er damit gemeinsam mit seinem Fahrlehrer gezielter als bisher Wissenslücken schließen. Der Fahrlehrer selbst bekommt mit dem Computerausdruck eine Rückmeldung über die Qualität seiner Ausbildung.
Die Fahrerlaubnis-Verordnung erlaubt auch fremdsprachige Theorieprüfungen. In Deutschland existieren dazu Papierbögen in 11 Fremdsprachen. Diese sollen sukzessiv an die PC-Prüfung angepasst werden. Für weitere fremdsprachliche Prüfungen kommen in Brandenburg heute noch MINI-Discs zum Einsatz. Die Prüfungsfragen sind hierbei von einem Dolmetscher in die Fremdsprache übersetzt und aufgezeichnet worden. Mittels Kassettenrecorder wird die Aufzeichnung während der Prüfung abgespielt. Für lese- und rechtschreibschwache Kandidaten liest ein Prüfer den deutschsprachigen Fragebogen vor. Sowohl auf den Dolmetschereinsatz als auch auf das Vorlesen der Fragen durch den Prüfer kann bei der PC-Prüfung künftig verzichtet werden. Diese Funktionen übernehmen Audiosequenzen, die sich an jeder Stelle in das Prüfungsprogramm einbauen lassen.
Die Fahrerlaubnisprüfung am PC gibt es heute bereits in 20 europäischen Ländern. Deutschlandweit soll sie ab dem 01. Januar 2009 an allen bundesweiten 665 Prüfstellen starten. Die geltenden Vorschriften müssen dafür nicht geändert werden.
Mit der Initiative der Bundesländer Brandenburg und Berlin, als Modellregion erstmals flächendeckend die Fahrerlaubnisprüfung am PC einzusetzen, ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Einführung in ganz Deutschland getan. Die hier erzielten Erfahrungen werden anderen Bundesländern bei der Einführung helfen.