Der Werkstoff Carbon kann Leben retten. Das hat erst jüngst ein schwerer Unfall beim Formel-1-Rennen am 10. Juni diesen Jahres im kanadischen Montreal gezeigt. Der Formel-1-Pilot überstand den Horrorunfall in seinem aus Carbon-Verbundstoffen gefertigten Boliden nahezu unbeschadet, bei dem sein Fahrzeug mit über 250 km/h in eine Betonmauer einschlug.
Mercedes-Benz nutzt die Sicherheitsvorteile, die Carbonwerkstoffe bieten, für die Karosserie des neuen SLR McLaren Roadster und fertigt den offenen Supersportwagen serienmäßig fast komplett aus diesem exotischen Material. Damit bietet der neue Hochleistungsroadster nicht nur exklusives Open-Air-Vergnügen für alle Sinne, sondern auch ein in dieser Klasse einzigartiges Sicherheitspotenzial.
Für die Rennfahrzeuge in der Formel 1 schreiben die Veranstalter aus Sicherheitsgründen schon seit einigen Jahren Konstruktionen aus Carbonfaser-Verbundwerkstoffen (CFK) vor. Das erste reine Kohlefaserchassis wurde von McLaren 1981 eingesetzt und schon bald waren alle anderen Formel-1-Fahrzeuge im Feld mit solchen Chassis ausgestattet. Sie bestehen aus einem Monocoque, das dem Fahrer einen hochfesten Überlebensraum bietet und Crashstrukturen, die Aufprallenergie sehr effektiv und gleichmäßig abbauen. Vor allem deshalb ging bei Hochgeschwindigkeits-Unfällen das Verletzungsrisiko in der Königsklasse des Motorsports deutlich zurück.
Das gleiche Prinzip und das gleiche High-Tech-Material wendet Mercedes-Benz für den neuen SLR McLaren Roadster an, der im Herbst 2007 seine Weltpremiere feiert. Auch das Monocoque besser gesagt: die Fahrgastzelle des neuen offenen Supersportwagens besteht rundum aus Carbonfaser-Werkstoffen. Deshalb bietet es den Passagieren beim Frontal-, Seiten- oder Heckaufprall einen sehr steifen und damit sicheren geschützten Raum. Ebenfalls aus CFK gefertigt sind die Crashstrukturen in Vorbau und Heck. "Natürlich lässt sich Formel-1-Sicherheitstechnik nicht zu hundert Prozent in ein für den Alltag bestimmtes Fahrzeug übertragen, bei dem auch Komfortkriterien berücksichtigt werden müssen", sagt Dr. Rodolfo Schöneburg, Leiter der Pkw-Sicherheitsentwicklung bei Mercedes-Benz. "Deshalb kann beispielsweise Fahrern eines Seriensportwagens weder das Tragen eines Helms zugemutet werden noch des für Renneinsätze vorgeschriebenen HANS-Systems ( Head And Neck Support), das Hals- und Nackenpartie der Piloten schützt. Aber wir schöpfen die positiven Eigenschaften der in der Formel 1 verwendeten Hightech-Materialien aus, um den Passagieren im neuen Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster ein selbst für Supersportwagen beispielloses Maß an Sicherheit zu bieten." Dank der konsequenten Verwendung von Carbonfaserwerkstoff nimmt der neue Mercedes-Benz McLaren Roadster eine Ausnahmestellung ein. Denn trotz deutlicher Vorzüge wird CFK wegen aufwändiger Fertigungsprozesse selbst bei Automobilen der Premiumklasse üblicherweise gar nicht oder höchstens bei einzelnen Bauteilen in der Serienfertigung verwendet .
Carbonfasern bieten höchste Energieabsorption
Mercedes-Benz und Formel-1-Partner McLaren haben mit diesem unkonventionellen Material aus der Luft- und Raumfahrt langjährige Erfahrung gesammelt. Carbonfaser-Werkstoffe zeichnen sich durch extreme Steifigkeit und beim Aufprall gegenüber Stahl oder AluMINIum durch eine vier- bis fünffach höhere spezifische Energieabsorption aus. Die Karosserie aus CFK ermöglicht deshalb im neuen SLR Roadster vorbildliche Insassensicherheit.
Besonders eindrucksvoll beweist der innovative Faser-Verbundwerkstoff seine sicherheitstechnischen Qualitäten in der Frontstruktur der SLR-Karosserie. Hier genügen zwei rund 620 Millimeter lange, kegelförmig gestaltete CFK-Elemente von nur je 3,4 Kilogramm Gewicht, um bei einem definierten Frontalaufprall die gesamte Crashenergie zu absorbieren, ohne die für die Passagiere noch verträglichen Verzögerungswerte zu überschreiten. Beim Aufprall zerreißen die Fasern der CFK-Elemente von vorne nach hinten und absorbieren dabei die Aufprallenergie mit gleich bleibender Verzögerung. Dank dieses gleichmäßigen Deformationsverhaltens und dem festen Monocoque lässt sich die Energieabsorption der CFK-Längsträger gut abstimmen. Dies erreichen die Ingenieure zum Beispiel über eine sich stetig verändernde Querschnittsfläche der Bauteile. Durch dieses Feintuning der Verzögerungswerte ergibt sich aber nicht nur ein gut berechenbares Energieabsorptionsverhalten, sondern auch ein Gewichtsvorteil, weil nur so viel Material verwendet wird wie nötig.
Im Heckbereich übernehmen beim Crash zwei innen liegende Längsträger aus laMINIerter Carbonfaser und ein stabiler Querträger die Aufgabe der Energieabsorption. Beim Seitenaufprall schützen breite, tiefe mehrschalige Schweller aus speziell verstärkten Carbonfaser-Werkstoffen sowie zwei in die Tür eingearbeitete AluMINIumprofile die Insassen. Auch die stabile Schale des SLR-Sitzes übernimmt beim Seiten- und Heck-Crash Schutzfunktionen und hält die Insassen genau in Position; sie wird ebenfalls aus hoch belastbarer Carbonfaser hergestellt. Zur beispielhaft hohen Insassensicherheit trägt auch die neue A-Säule bei, die innen durch ein hochfestes Stahlrohr zusätzlich verstärkt ist. Damit wurde für den Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster zum ersten Mal ein aufwändiger Stahl-Carbon-Compound in Serie verwirklicht, der hohe Festigkeit und Elastizität verbindet. Feste Überrollbügel hinter den Sitzen ergänzen das Sicherheitskonzept. So sind die Passagiere selbst bei einem Überschlag hervorragend geschützt. Mit an Bord sind außerdem adaptive Airbags, Knie- und Sidebags sowie Gurtstraffer und ein Reifendruck-Kontrollsystem.
Neue Dimensionen der Fahrkultur
Dank der extrem festen Carbonfaserwerkstoffe zeichnet sich der neue Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster außerdem durch eine bislang bei offenen Fahrzeugen nicht erreichte Torsionssteifigkeit aus. Sie ermöglicht in Verbindung mit dem aus dem Rennsport stammenden Fahrwerk und dem AMG-V8-Kompressormotor mit 460 kW/ 626 PS herausragende Fahreigenschaften, wie sie sonst nur geschlossene Supersportwagen bieten. Zu den außergewöhnlichen Qualitäten des Roadsters trägt auch das voll versenkbare Stoffdach bei, das sich harmonisch in die fließenden Linien des SLR McLaren Roadsters einfügt. Sein neu entwickeltes Dachmaterial garantiert nicht nur volle Alltagstauglichkeit in jeder Wettersituation, sondern befähigt den Hochleistungs-Sportwagen auch zu Leistungen, die für einen Roadster äußerst ungewöhnlich sind. Beispielsweise liegt die Höchstgeschwindigkeit geschlossen mit 332 km/h auf dem hohen Level des Coupés.
Ambiente eines hochkarätigen Gran Tourismo
Obwohl der Roadster dank eines vollständig versenkbaren Verdecks pures Open-Air-Fahrvernügen in der höchsten Leistungsklasse bietet, müssen die Insassen keine Abstriche hinsichtlich Komfort und Alltagstauglichkeit machen. Damit vereint der neue Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster Hightech aus dem Rennsport, die Fahrleistungen eines absoluten Hochleistungssportwagens sowie die Langstreckeneigenschaften und das anspruchsvolle Ambiente eines klassischen, hochkarätigen Gran Tourismo-Wagens.