Sein Name steht in der
BMW Geschichte in einer Reihe mit Georg "Schorsch" Meier, Vater und Sohn Hans Stuck oder Nelson Piquet: Ernst Jakob Henne, ein Ausnahme-Motorsportler, wird 100 Jahre alt. Auf zwei Rädern fuhr er in den 30er Jahren reihenweise Geschwindigkeits-Weltrekorde ein, auf vier Rädern gewann er internationale Rennen und Große Preise.
Die BMW Group Mobile Tradition ehrt den Rennfahrer, der Motorsportgeschichte machte, mit einer Sonderausstellung im BMW Museum. Die Ausstellung wird am 19. Februar eröffnet. Ab 20 Uhr ist der Einlass für Besucher frei. Geboten wird neben der Eröffnung der Ausstellung, einem Film und Guter-Laune-Musik mit Liveband auch ein Henne-typischer Imbiss: Leberkäs´, Brez´n und Bier.
Seit 1923 Motorsportler
Ernst Jakob Henne wird am 22.02.1904 als viertes Kind des Sattlermeisters Jakob Henne in Weiler bei Wangen im Allgäu geboren. Er wird früh Waise und wächst bei einer Bauernfamilie auf. 1919 beginnt Henne eine Lehre zum Kraftfahrzeugmechaniker und macht sich als Zweiradmechaniker selbstständig. Am 1. Juli 1923 verbindet Ernst Henne einen Sonntagsausflug mit dem Besuch eines Motorradrennens. Er meldet sich kurz entschlossen und belegt prompt in der Klasse bis 750 Kubikzentimeter den dritten Platz - Ernst Hennes Ehrgeiz ist geweckt.
Im Herbst 1925 hat er beim Großen Preis von Monza seinen ersten großen internationalen Auftritt, bei dem er in der 350-ccm-Klasse den sechsten Platz belegt. Aufmerksamer Beobachter in Monza ist Rudolf Schleicher, Rennleiter bei BMW, der Hennes Talent erkennt und ihn unter Vertrag nimmt. Seinen ersten Sieg für BMW kann Ernst Henne am 2. Mai 1926 beim Karlsruher Wildparkrennen erringen. Beim Eifelrennen belegt er nicht nur den Ersten Platz, er gewinnt damit auch die Deutsche Meisterschaft, die in jenen Jahren noch in einem Rennen entschieden wird.
Henne reiht Erfolg an Erfolg. Ende der 20er Jahre gilt er als einer der besten und vielseitigsten Motorradfahrer in Deutschland. Er hat bei seinen Renneinsätzen bewiesen, dass er von der Kurz- bis zur Langstrecke, vom Asphalt bis zur Schotterpiste alle Disziplinen beherrscht. Auf der Suche nach neuen HerausForderungen nimmt er Anfangs der 30er Jahre an den Internationalen Sechstagefahrten teil. 1933, 1934 und 1935 gewinnt er mit der Nationalmannschaft, ein reines BMW Team, die Mannschaftswertung.
1929: Henne ist schnellster Mann der Welt auf zwei Rädern
Aber Ernst Henne, dessen sportlicher Ehrgeiz ihn immer wieder an seine Grenzen treibt, hat sich zum Ziel gesetzt, zumindest einmal noch einen ganz anderen Rekord nach Deutschland zu holen: Den des schnellsten Motorradfahrers. Als Henne mit seinem Rekordvorhaben bei Franz Josef Popp, dem Vorsitzenden des BMW Vorstands, vorspricht, stimmt dieser zu. Ein bereits begonnener Kompressormotor wird fertig entwickelt. Das Fahrgestell und die Verkleidung entstehen in Ernst Hennes eigener Werkstatt.
Am 19. September 1929 ist es soweit: Ernst Henne geht mit einer 750-ccm-Kompressor BMW zum ersten Mal auf die Jagd nach dem Rekord. Der Versuch glückt auf Anhieb: Acht Weltrekorde überbietet Ernst Henne an diesem Tag. Aber nicht alle werden anerkannt. Der spektakulärste bleibt aber: Mit über 216 km/h gehört Ernst Henne der Titel des schnellsten Motorradfahrers der Welt. Bereits am 15. Oktober fährt er zudem die Klassenrekorde über den fliegenden Kilometer in der 500er- und 750er-Klasse ein.
Es entbrennt ein Wettstreit mit anderen Fahrern, die Geschwindigkeiten werden immer höher. 1932 erreicht Henne in Ungarn 246 km/h, 1935 auf der neuen Autobahn bei Frankfurt 256 km/h, ein Jahr später mit vollverkleideter Maschine 272 km/h. Wegen der charakteristischen Form tauft der Volksmund Fahrer und Motorrad bald auf "Henne und das Ei".
Die 30er Jahre: Sportwagenerfolg und "Ewiger Weltrekord"
1936 schreibt der Rennfahrer auch im Automobilsektor Renngeschichte. Beim Eifelrennen pilotiert er den ersten BMW 328 Prototyp und gewinnt nicht nur die Zwei-Liter-Klasse ohne Kompressor, mit einem Schnitt von 101,5 Kilometern erzielt er die beste Zeit aller gestarteten Sportwagen. Am 16. Mai 1937 gewinnt er mit dem BMW 328 den belgischen Grand Prix des Frontières in Chimay, zwei Wochen später den Großen Preis von Bukarest. Am Morgen des 28. November 1937 schließlich setzt Henne den Schluss- und Höhepunkt seiner Karriere: Über den fliegenden Kilometer erreicht er mit dem "Ei" 279 km/h, auf der Rückfahrt 280 km/h. Danach beendet Ernst Henne seine Rekordjagd, sein Titel hält fast 14 Jahre.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baut Ernst Henne eine Vertragswerkstatt für Mercedes-Benz Fahrzeuge auf und wird einer der größten Händler Deutschlands. 1991 gründet er mit einem beträchtlichen Teil seines Vermögens die Ernst-Jakob-Henne-Stiftung. Aufgabe der Stiftung ist die Unterstützung von Menschen, die schuldlos in Not geraten sind. Sein Unternehmen geht 1997 in der DaimlerChrysler AG auf. Ernst Jakob Henne lebt seit 1996 mit seiner zweiten Frau auf den Kanarischen Inseln, wo er am 22. Februar auch seinen Geburtstag feiert.
Eine umfangreiche Dokumentation des Lebens von Ernst Jakob Henne mit persönlichem Grüßwort finden Sie im PressClub der BMW Group unter www.press.BMWgroup.com. Dort auch weitere Bilder. Darüber hinaus bietet das Historische Medienarchiv der BMW Group noch weitere Bildmotive. Bitte wenden Sie sich hierzu an uns.