77.500 Zuschauer (am Wochenende) erlebten auf dem EuroSpeedway Lausitz eines der turbulentesten Rennen der DTM-Geschichte, über dessen Verlauf noch Stunden nach der Siegerehrung heftig debattiert wurde und dessen Ergebnis immer Grund zu Diskussionen geben wird. Als bester
Audi Pilot wurde Timo Scheider als Fünfter gewertet.
Für totale Konfusion sorgte eine Safety-Car-Phase, die Mercedes-Pilot Mathias Lauda verursachte, als er den Audi von Markus Winkelhock gegen die Streckenbegrenzung von Turn 3 drückte. Das Safety Car setzte sich anschließend nicht vor den Spitzenreiter, und die Ampel an der Boxenausfahrt funktionierte nicht korrekt, wodurch mehrere Fahrer eine Runde gewannen. Der Versuch der Rennleitung, das Bild mit einem zweiten Einsatz des Safety Cars zu korrigieren, verwirrte die Zuschauer zusätzlich. Um 17:15 Uhr etwa 2 Stunden nach Rennende erklärten die Sportkommissare das Ergebnis für amtlich, obwohl sie Fehler eingestanden. Im Sinne des Sports verzichtete Audi auf einen Protest gegen die Wertung des Rennens.
Das Safety Car brachte auch den bisherigen Tabellenführer Mattias Ekström um ein gutes Ergebnis: In Folge eines Kommunikationsproblems bog der Schwede in die Boxengasse ein, ehe diese geöffnet war. Auf Position vier liegend musste der Schwede kurz vor Rennende einen zusätzlichen Stopp einlegen, wodurch er aus den Punkterängen fiel. Die schnellste Rennrunde war nur ein schwacher Trost aber ein Indiz dafür, wie stark der Audi A4 DTM der neuesten Generation selbst mit Zusatzgewicht an Bord ist.
Ähnliche Rundenzeiten wie Ekström fuhren über weite Phasen des Rennens seine Teamkollegen Timo Scheider und Martin Tomzyk. Adam Carroll wurde von Mercedes-Pilot Jamie Green touchiert und so um ein besseres Ergebnis gebracht.
Mike Rockenfeller und Lucas Luhr duellierten sich über die gesamte Renndistanz, verloren durch die Safety Car-Phasen jedoch eine Runde. Vanina Ickx beendete das Rennen auf Rang 15. Christian Abt musste seinen Audi A4 DTM kurz vor Rennende abstellen, nachdem er in Turn 3 die Streckenbegrenzung touchiert hatte. Sein Teamkollege Alexandre Prémat schob sich am Start vom sechsten auf den fünften Platz nach vorne, musste nach einer spektakulären Kollision mit Oschersleben-Sieger Gary Paffett am Ende der Start-Ziel-Geraden nach 23 Runden jedoch ebenfalls vorzeitig aufgeben.
Nach dem turbulenten Rennen auf dem EuroSpeedway liegen die Audi Piloten Mattias Ekström und Martin Tomczyk punktgleich auf dem zweiten Tabellenplatz.
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef):
"Der Rennverlauf und das Ergebnis waren natürlich nicht nach unserem Geschmack. Die unglückliche Umsetzung des Safety-Car-Einsatzes hat das Bild komplett verzerrt. Im Sinne des Sports akzeptieren wir die Entscheidung der Sportkommissare, das Rennen so zu werten, und gratulieren Mika Häkkinen zu seinem zweiten Sieg in der DTM. Unsere 2007er Autos waren im Rennen trotz des Zusatzgewichtes konstant schnell. Das lässt uns für Brands Hatch hoffen. Dort wollen wir zurückschlagen."
Timo Scheider (Gebrauchtwagen:plus/Top Service Audi A4 DTM #8)
"Ich habe das Rennen nicht mehr durchblickt. Zwischenzeitlich war ich erbost, dass ich nicht zum Stopp kommen durfte. Dann durfte ich kommen, aber mir war unklar, warum das so war. Danach wähnte ich mich auf einem hoffnungslosen Platz und wurde am Ende doch Fünfter. Chaos pur! Danke an die Mannschaft, dass sie in diesem Durcheinander den Durchblick behalten hat."
Martin Tomczyk (Red Bull Audi A4 DTM #4)
"Ein chaotisches Rennen. Nach der Zieldurchfahrt wusste niemand, was los war, deshalb möchte ich dazu nichts weiter sagen. Ich fuhr mein Rennen, mein Auto war sehr gut. Das Ergebnis ist für mich irrelevant."
Mattias Ekström (Red Bull Audi A4 DTM #3)
"Das war absolut nicht unser Rennen! Es gab einige Missverständnisse, weil der Funk nicht richtig funktionierte, und das Rennen war sehr verrückt. Ich bin natürlich sehr enttäuscht, dass ich keine Punkte gesammelt habe."
Adam Carroll (Audi A4 DTM #20)
"Ein ereignisreiches Rennen! Der Start war nicht so toll, aber ich hielt meine Position. Die Boxenstopps waren sehr gut, und das Team arbeitete wirklich klasse. Ich lag in den Punkterängen, als mich Jamie Green umgedreht hat schon wieder er! Diese Aktion kostete mich eine Menge Positionen. Schade, denn das Auto lief im ganzen Rennen fehlerfrei."
Mike Rockenfeller (S line Audi A4 DTM #11)
"Das war überhaupt nicht mein Rennen. Es begann bereits in der Einführungsrunde: Ich gab in der letzten Kurve Gas, drehte mich dabei und kam mir vor wie ein Anfänger. Das tut mir sehr leid. Der Start war ganz gut. Das Rennen war durch die Gelbphasen sehr turbulent. Die Strategie hat niemand mehr durchblickt. Susie Stoddart fuhr mir einmal ins Auto, und ich drehte mich komplett. Danach war das Fahren schwierig. Nach dem Highlight von Oschersleben ein ernüchterndes Wochenende."
Lucas Luhr (Philips Audi A4 DTM #12)
"Bereits der Start war schwierig, da ich die Ampel nicht sehen konnte. Also konnte ich erst starten, als mein Vordermann losfuhr. Es war ein großer Fehler, in der Safety-Car-Phase keinen Boxenstopp gemacht zu haben. Zu diesem Zeitpunkt war unser Rennen gelaufen."
Vanina Ickx (Audi A4 DTM #21)
"Das Rennen war von außen, aber auch aus der Cockpit-Perspektive ziemlich verrückt: Safety-Car-Phasen, dann wurde die Boxengasse geschlossen und wieder geöffnet. Aber es war im Rückblick mein bislang bestes Rennen in der DTM. Ich konnte das Tempo in meiner Gruppe mitgehen. Ich war bis zum Ende konzentriert und bin deshalb ganz zufrieden."
Christian Abt (Playboy Audi A4 DTM #16)
"Der Start war etwas unglücklich. Die hinteren Fahrer konnten die Ampel nicht sehen. Ich wartete, bis sie eingeschaltet wurde, doch dann fuhren alle schon los, und ich habe den Motor vor Schreck absterben lassen. Dann folgte eine tolle Aufholjagd bis auf Platz zehn. Plötzlich ging die Tür auf der rechten Seite auf, die stark demoliert war. Dadurch war das Auto unfahrbar."
Alexandre Prémat (Audi Bank Audi A4 DTM #17)
- Ausfall (Unfall, 24. Rd.)
"Ich bin sehr enttäuscht. Wir waren in einer guten Position, um mit den Mercedes zu kämpfen. Dann folgten Safety-Car-Phasen, die uns das Rennen zerstört haben. Als ich Gary (Paffett) überholen wollte, berührte ich ihn leicht und zog nach rechts. Vielleicht bremste er danach, denn ich traf ihn heftig. Mein Auto sieht nur auf den ersten Blick recht zerstört aus der Schaden ist nicht so schlimm."
Markus Winkelhock (Siemens Audi A4 DTM #7)
- Ausfall (Unfall, 13. Rd.)
"Der Start war okay. Ich habe mich in der ersten Kurve zurückgehalten, weil ich keinen Unfall riskieren wollte. Die ersten Runden lag ich hinter Lucas Luhr und hielt sein Tempo. Ich bekam ein Übersteuern, das gut kontrollierbar war. Mathias Lauda folgte mir später. Ausgangs langsamer Kurven war er etwas schneller. Dann fuhr er mir innen leicht aufs Heck und fuhr innen durch, ließ mir eingangs Start und Ziel keine Chance und drückte mich in die Reifenstapel, wo sich mein Auto verfing. Das war eine unnötige Aktion von ihm."
Hans-Jürgen Abt (Team Direktor Audi Sport Team Abt Sportsline):
"Durch die Safety-Car-Phase entstand ein großes Durcheinander. Natürlich sind wir nicht glücklich über das Ergebnis. Die Rennleitung hat Fehler gemacht und diese eingestanden. Das Rennen nachträglich zu annullieren, wäre aber sicherlich nicht im Sinne der DTM-Fans gewesen. Jetzt haben wir klare Verhältnisse vor dem nächsten Rennen in Brands Hatch."
Ernst Moser (Team Direktor Audi Sport Team Phoenix):
"Alexandre Prémat hat das Tempo wie erwartet mithalten können und war Mercedes ebenbürtig, auch wenn er von Paul di Resta aufgehalten worden ist. Mit der Leistung waren wir sehr zufrieden. Schade, dass es zur Kollision mit Gary Paffett kam. Christian Abt hat sich in der ersten Runde gedreht und startete eine Aufholjagd. Er hat früh gestoppt, um frei fahren zu können. Wir hatten geglaubt, ihn durch den zweiten Stopp in der Safety-Car-Phase viel weiter nach vorne gebracht zu haben. Doch das undurchschaubare Geschehen verhinderte dies. Die Stopps waren gut, die Jungs haben gut gearbeitet ein großes Lob."
Arno Zensen (Team Direktor Audi Sport Team Rosberg):
"Ein solches Durcheinander habe ich noch nie erlebt. Man muss analysieren, was im Einzelnen schief gegangen ist. Unsere Boxenstopps waren bei Mike (Rockenfeller) okay, er kam zum richtigen Zeitpunkt herein. Dann drehte Susie Stoddart ihn um. So kam er direkt vor Mika Häkkinen, den er vorbeilassen musste. Damit verlor er eine ganze Runde."
Das Ergebnis auf dem EuroSpeedway
- 1. Mika Häkkinen (Mercedes), 48 Rd. in 1:09.10,219 Std.
- 2. Paul di Resta (Mercedes), + 1,679 Sek.
- 3. Bruno Spengler (Mercedes), + 4,175 Sek.
- 4. Bernd Schneider (Mercedes), + 8,714 Sek.
- 5. Timo Scheider (GW:plus/Top Service Audi A4 DTM), + 13,076 Sek.
- 6. Jamie Green (Mercedes), + 14,453 Sek.
- 7. Mathias Lauda (Mercedes), + 20,107 Sek.
- 8. Gary Paffett (Mercedes), + 23,161 Sek.
- 9. Martin Tomczyk (Red Bull Audi A4 DTM), + 23,742 Sek.
- 10. Mattias Ekström (Red Bull Audi A4 DTM), + 24,071 Sek.
- 11. Adam Carroll (Audi A4 DTM), + 24,829 Sek.
- 12. Susie Stoddart (Mercedes), - 1 Rd.
- 13. Mike Rockenfeller (S line Audi A4 DTM), - 1 Rd.
- 14. Lucas Luhr (Philips Audi A4 DTM), - 1 Rd.
- 15. Vanina Ickx (Audi A4 DTM), - 1 Rd.
- 16. Daniel la Rosa (Mercedes), - 2 Rd.
- 17. Christian Abt (Playboy Audi A4 DTM), - 4 Rd.
Nicht gewertet:
- Alexandre Prémat (Audi Bank Audi A4 DTM), 24. Rd. (Unfall)
- Markus Winkelhock (Siemens Audi A4 DTM), 13. Rd. (Unfall)
- Alexandros Margaritis (Mercedes), 1. Rd.