Im deutschen Tankstellenmarkt gab es in 2006 bisher Preissenkungen in der Summe von 319,3 Cent. Diesen Senkungen standen Preiserhöhungen in der Summe von 318,4 Cent gegenüber. Erhöhungen und Senkungen hielten sich damit nahezu die Waage. Auf Tage gerechnet gab es im zurückliegenden Jahr bisher 195 Tage mit Senkungen, denen 113 mit Erhöhungen folgten. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um weitere 6 Erhöhungen. Im Vergleich zu 1999 (43 Erhöhungsmaßnahmen der Branche) hat sich die Anzahl mehr als verdoppelt.
Grund für diese Entwicklung ist vor allem der gesteigerte Wettbewerb im deutschen Tankstellenmarkt. Er macht Preiserhöhungen aufgrund der häufigen Senkungen in immer kürzeren Abständen erForderlich. Ohne die immer wiederkehrenden Erhöhungsversuche hätte die gesamte Branche, große wie kleine Anbieter, extreme Verluste gemacht. Der Wettbewerb wirkt: Ohne Steuern hätte der Autofahrer im Jahresmittel an der Tankstelle je nach Kraftstoffsorte nur 43 bis 51 Cent pro Liter bezahlen müssen. Damit liegt Deutschland traditionell auf dem viertniedrigsten Niveau von 25 EU-Ländern.
Der durchschnittliche Preis für einen Liter Superbenzin liegt im Monat Dezember bei 122,2 Cent. Das sind 4,4 Cent unter dem Januar-Niveau und rund 16 Cent weniger als im Monat Juli, der mit 138,3 Cent den Jahreshöchststand markiert. Der Dieselpreis entwickelte sich im zurückliegenden Jahr parallel zum Benzinpreis: Im Januar betrug der durchschnittliche Preis für einen Liter Diesel noch 110,4 Cent, im Dezember lag der Preis aber bei 108,5 Cent. Damit unterschritt er um 7,4 Cent den Jahreshöchststand im Juli (115,9 Cent). Die Entwicklung der Benzinpreise verlief weitgehend analog zu den Rohöl- und Produktpreisen in Rotterdam: Von etwa 64 US-Dollar je Barrel (rund 159 Liter) im Monatsdurchschnitt des Januar stieg der Rohölpreis auf 74 US-Dollar im Juli und August. Aktuell liegt er im Dezember bei rund 62 US-Dollar.
Zum Jahreswechsel müssen sich die Autofahrer auf steigende Benzinpreise einstellen. Grund dafür ist die staatliche Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent, die sich rein rechnerisch mit rund 3 Cent je Liter auswirken wird. Hinzu kommt die ebenfalls durch den Staat beschlossene Zwangsbeimischung von Biokomponenten in herkömmliche Kraftstoffe, die mit einem Wegfall der bisherigen Steuerbefreiung für beigemischte Biokomponenten verbunden ist. Auch diese Entscheidung führt zu höheren Kosten bei den Mineralölunternehmen, denn:
- die Einkaufskosten von Biodiesel und Ethanol liegen unter Berücksichtigung des Energiegehaltes um das zwei- bis dreifache über den Kosten für Diesel bzw. Benzin,
- für die beigemischten Biokomponenten wird der volle Mineralölsteuersatz in Höhe von 65,5 Cent je Liter Benzin und 47 Cent je Liter Diesel fällig
- und zusätzlich müssen die Investitionen in Tanklagern und Raffinerien getätigt werden, um die Biokomponenten beimischen zu können.
Wie stark sich dies auf den Kraftstoffpreis an den Tankstellen auswirken wird, entscheidet sich letztlich im Wettbewerb.