Mehr als 73 Prozent der Autofahrer in Deutschland fahren bei heiterem bis wolkigem Wetter immer noch ohne Abblendlicht durch den Tag.
Sie ignorieren damit die eindringliche Empfehlung des BundesverkehrsMINIsteriums, aus Gründen der Verkehrssicherheit auch tagsüber bei Helligkeit mit Abblendlicht zu fahren. Im Vergleich zum Ergebnis einer Zählung im Mai 2006 hat sich die Einschaltquote bundesweit allerdings von knapp 23 Prozent auf über 26 Prozent leicht erhöht. Zu diesem Ergebnis gelangt eine neue Erhebung, die der ACE Auto Club Europa Ende September durchgeführt und jetzt in Stuttgart vorgestellt hat. Der für die ACE-Studie verantwortliche Projektleiter, Bruno Merz, sagte: "Lichtfahrer sind sichtbarer und leisten damit einen persönlichen Beitrag für mehr Verkehrssicherheit auf unseren Straßen. Die vielen Lichtmuffel aber erhöhen möglicherweise völlig unbewusst das Unfallrisiko." Merz bezweifelte in diesem Zusammenhang die nachhaltige Wirkung von Appellen an die Einsicht der Autofahrer und plädierte dagegen für eine gesetzlich geregelte Lichtpflicht.
Während einer stichprobenartigen Erhebung in der Woche vom 18. bis 22. September hatte der ACE an 410 verschiedenen Standorten in Deutschland tagsüber insgesamt 514.884 Fahrzeuge gezählt. Mit Blick auf seine im vergangenen Mai durchgeführte Untersuchung (545.063 registrierte Fahrzeuge) verfügt der Club nun über die erste vergleichende Tagfahrlichtstudie im Lande. Aus ihr geht beispielsweise hervor, dass die Fahrer von Transportern mit einer Quote von knapp 28 Prozent jetzt doppelt so häufig das Abblendlicht tagsüber einschalten wie das im Mai der Fall gewesen ist. Auf der Ostseeinsel Rügen ging dagegen die Einschaltquote um mehr als 10 Prozent zurück, liegt aber dennoch mit nahezu 80 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt.
Aus Sicht des ACE zeigen die Beobachtungen, dass ohne eine gesetzlich geregelte Lichtpflicht keine allgemeine Verhaltensänderung erwartet werden kann. Das Anlegen von Sicherheitsgurten oder das Handyverbot für Fahrzeuglenker beruhe schließlich auch nicht auf dem Freiwilligkeitsprinzip. Falls es weiterhin nur bei der bisherigen Licht-an-Empfehlung des MINIsters bleibe, können sich die nachgewiesenen Unfallverhütungspotenziale durch Tagfahrlicht nicht voll entfalten, gibt der ACE zu bedenken.
Nach Einschätzung des Clubs müssen voraussichtlich von 2009 an sämtliche Neuwagen serienmäßig mit speziellen Tagfahrleuchten ausgerüstet sein. Das gehe aus den Plänen der EU-VerkehrsMINIster zu den neuen Kfz-Zulassungsvorschriften hervor. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte dann auch der bereits im Verkehr befindliche Fahrzeugbestand in die Lichtpflicht einbezogen werden, Fordert der Club. Dies werde nach Lage der Dinge vorwiegend durch Einschalten des herkömmlichen Abblendlichts geschehen.