Unter dem Namen "ProFahrT" Professionelles FahrerTraining haben die DEKRA Akademie und Thales ein Trainingsprogramm entwickelt, das simulatorgestützt die Fähigkeiten von Lkw-Fahrern verbessert. Dieses Programm wird seit einem Jahr bei der DEKRA Akademie in Norderstedt auf dem Lkw-Fahrsimulator TRUST3000 von Thales erfolgreich eingesetzt.
Ausbildung am Simulator kennt man seit Jahren in der Luftfahrt und bei der Bahn. Jet-Piloten und Lokführer durchlaufen diese Schulung, bevor sie das Kommando eines Airbus oder eines ICE übernehmen. "Jetzt kann auch das Transportgewerbe die Vorteile eines simulatorgestützten Fahrertrainings nutzen", berichtete Jörg Mannsperger, Geschäftsführer der DEKRA Akademie GmbH, auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Wesentliche Inhalte seien die Fahrzeugbeherrschung in kritischen Situationen und die Vermittlung von materialschonenden und Kraftstoff sparenden Fahrtechniken. Als führender Anbieter von Aus- und Weiterbildungen im Bereich Transport und Logistik hat die DEKRA Akademie gemeinsam mit Thales, einem der Weltmarktführer für Simulationstechnik, "ProFahrT" entwickelt: ein simulatorgestütztes Trainingsprogramm, mit dem sich unter äußerst realitätsnahen Bedingungen besonders kritische Fahrsituationen trainieren ließen ohne Risiko für Mensch und Material.
Die DEKRA Akademie in Norderstedt hat seit September 2005 rund 400 Teilnehmer auf dem Simulator zum "Geprüften Kraftfahrer" in den Themen Gefahrenlehre, Perfektionstraining und Rangierübungen geschult. Außerdem haben Unternehmen aus der Transportbranche rund 150 Fahrer in den Bereichen energiesparende Fahrweise, Sicherheitstraining und Ladungssicherung weiterbilden lassen. Die Erfahrungen zeigen, dass mit dem Simulator deutlich kürzere Trainingszeiten und messbare Fortschritte im Vergleich zu konventionellen Fahrerschulungen erzielt werden.
Im Selbstlernmodus Übungen steuern
Der Simulator besteht aus einem Fahrerarbeitsplatz und der Ausbilderstation. Der Fahrerarbeitsplatz befindet sich in einer original Renault-Premium-Fahrerkabine mit allen Einrichtungen des realen Fahrzeugs und einem Sichtsystem, das über 3 Videokanäle ein 3D-Bild mit einer 180-Grad-Sicht durch die Front- und Seitenscheiben bietet. Das vertikale Sichtfeld beträgt 45 Grad. Die Bilder in den Außenspiegeln werden durch verzerrungsfreie LCD-Bildschirme produziert, die gegenüber den Außenspiegeln montiert sind. Zusätzliche Optionen für die Sicht nach außen sind möglich: Gestaltung der Außenspiegelsicht mit Ausschluss der toten Winkel, "Bürgersteigspiegel" und Rückfahrkamera. Zusätzlich befindet sich auf der Mittelkonsole der Kabine ein Computermonitor, über den der Fahrer im Selbstlernmodus seine Übungen steuert.
Der Ausbilder beobachtet über mehrere Monitore den Fahrer und organisiert von seinem Arbeitsplatz aus die Fahrübung, die er aus einem vorhandenen "Katalog" auswählt. Dabei können Parameter wie Tageslicht, Dunkelheit, Nebel, Regen, Schneefall usw. jederzeit während der laufenden Übung verändert werden. Während des Trainings analysiert ein automatisches Auswerteprogramm in Echtzeit die Aktionen des Fahrers. Diese Analyse wird ständig auf einem Bildschirm angezeigt, so dass der Ausbilder auftretende Fehler erkennen und korrigieren kann.
Im Simulator lernen, kritische Situationen zu beherrschen
Auch akustisch wähnt sich der Fahrer in gewohnter Umgebung: Ihm werden die typischen Umgebungsgeräusche des Verkehrs eingespielt: Motorgeräusche abhängig von eingelegtem Gang, Drehzahl und gefahrener Geschwindigkeit, das Zischen der hydraulischen Bremsen, polterndes Fahrwerk oder Windgeräusche des Fahrerhauses. Durch den Einsatz eines ausgereiften Bewegungssystems werden Beschleunigen und Bremsen, sowie das Gefühl beim Durchfahren von Kurven und Überfahren von Fahrbahnunebenheiten realitätsnah vermittelt.
Die virtuelle Darstellung kann unterschiedliche Witterungsverhältnisse und verschiedene Straßenbedingungen abbilden:
- Autobahnstrecken mit unterschiedlicher Verkehrsdichte
- Landstraßen, enge Gebirgsstraßen, Haarnadelkurven
- Regen, Nebel, Schneefall, festgefahrene Schneedecke
- Verschiedene Sonnenstände, Dunkelheit
Der Lkw-Fahrsimulator ist geeignet für die Grundqualifikation und Weiterbildung von Berufskraftfahrern im Güter- und Personenverkehr. Neben der Installation in Norderstedt gibt es auch eine mobile Variante, die in einem Auflieger eingebaut ist und während der IAA Nutzfahrzeuge auf dem DEKRA Stand (Halle 17 / Stand A 20) präsentiert wird. Eine Simulator-Ausbildung kann für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen, denn damit können "auf Knopfdruck" Fahrsituationen hervorgerufen und trainiert werden, die mit einem Realfahrzeug nicht oder nur schwer zu realisieren sind. Ein Simulator eignet sich auch sehr gut zum Eignungstest für Berufseinsteiger oder Wiedereinsteiger.