Zum ersten Mal präsentiert sich der Produktbereich Unimog/Sonderfahrzeuge der DaimlerChrysler AG 2006 auf der "Innotrans", der weltweit größten und wichtigsten Fachmesse für Schienenverkehrstechnik in Berlin. Im Mittelpunkt steht dabei der Mercedes-Benz Unimog, der aufgrund seines Fahrwerkskonzepts geradezu prädestiniert ist für den Einsatz als 2-Wege Fahrzeug. Zusammen mit renommierten internationalen Aufbauherstellern werden Exponate für die verschiedensten Arbeitseinsätze auf Straße und Schiene vorgestellt, zum Beispiel ein 2-Wege-Unimog für das wirtschaftliche Rangieren von Anhängelasten bis zu 1.000 t, ein Fahrzeug mit Hubarbeitsbühne für Wartungsarbeiten an der Oberleitung und ein Hilfszug mit Mannschaftsraum und hydraulischen Werkzeugen zum Aufgleisen entgleister Waggons.
Die Fahrzeuge sind mit einer hydraulisch absenkbaren Schienenführungseinrichtung ausgestattet, der Antrieb auf der Schiene erfolgt über die Fahrzeugräder. Auf Wunsch kann der 2-Wege-Unimog mit allen notwendigen bahnspezifischen Sonderausstattungen, wie z.B. induktiver Zugsicherung (Indusi) , ausgerüstet werden. Damit ist die Abnahme durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) als schweres Nebenfahrzeug möglich.
"Der Einsatz von 2-Wege-Fahrzeugen wird aus unserer Einschätzung in den nächsten Jahren an Bedeutung zunehmen, daher ist die Innotrans 2006 eine hervorragende Plattform, um unser Produktangebot einem internationalen Fachpublikum vorzustellen", so Holger Doth, DaimlerChrysler AG, Marktverantwortlicher für das 2-Wege-Segment.
DaimlerChrysler-Stand flankiert von Ständen der Zweiweg-Spezialisten Zweiweg-Schneider und Zagro/Zwiehoff
Die Firmen Zweiweg-Schneider und Zagro/Zwiehoff, welche den Unimog als Schienenfahrzeug umrüsten, flankieren den Messestand von DaimlerChrysler vor Halle 26. Insgesamt werden acht Unimog sowie ein Econic präsentiert. Damit belegen alle Exponate zusammen mit einem Catering-Zelt für 70 Personen eine Standfläche von 600 m². Alle Fahrzeuge sind mit Schienenführungssystemen ausgerüstet und präsentieren sich aufgegleist auf vier nebeneinander aufgebauten Schienenstücken.
Ein weiterer Unimog steht im Eingangsbereich mit aufgebautem Kran und weist zum DaimlerChrysler-Stand hin. Auf dem DaimlerChrysler-Stand sind folgende Exponate zu sehen:
U 400 Rangierfahrzeug für 2 Spurweiten
Eine Besonderheit an diesem 2-Wege Unimog ist die verstellbare Schienenführung, mit der sowohl die "Normalspur" (Spurweite 1.435) als auch die "russische Spur" (Spurweite 1.524 mm) realisiert werden kann. Ausgestattet mit Wandlerschaltkupplung, Waggonbremsanlage, Kuppelstange und Ballastgewichten handelt es sich um ein professionelles Rangierfahrzeug für Lasten bis zu 1.000 t.
U 400 mit Hubarbeitsbühne
Dieser 2-Wege Unimog ist mit einer Hubarbeitsbühne ausgestattet, die eine Ausladung von 6,5 m und eine Arbeitshöhe von bis zu zehn Meter erreicht und ohne zusätzliche Abstützungen auf der Schiene eingesetzt werden kann. Über den hydrostatischen Fahrantrieb des Unimog kann das Fahrzeug auch von der Bühne aus verfahren werden. Als Besonderheit an diesem Fahrzeug ist die Hebe- und Drehvorrichtung zu erwähnen. Damit ist ein Aufgleisen auf freier Strecke möglich. Das Fahrzeug fährt quer auf die Schienen, hebt sich über den mittig angebrachten Stempel aus, wird um 90° gedreht und mit ausgefahrener Schienenführung auf die Gleise abgesenkt.
U 400 Arbeits- und Rangierfahrzeug
Dieser 2-Wege-Unimog U 400 ist mit einer Drehschemelführung - einer in Achsmitte drehbar gelagerten Schienenführung mit je einem Laufrad vor und hinter dem Unimog-Rad - für sehr enge Kurvenradien ausgestattet. Der Unimog verfügt über Indusi (Induktive Zug Sicherung), Sifa (Sicherheits-Fahrschaltung), und Mesa (Mobile Eisenbahn Streckenfunkanlage) und hat eine Abnahme gemäß EBO (Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung) sowie gemäß BOStrab (Betriebsordnung Straßenbahn). Mit Kranaufbau, Kuppelstange und Waggonbremsanlage ist das Fahrzeug daher universell einsetzbar.
Zwei Unimog und ein Mercedes-Benz Econic stehen auf dem Stand von Zweiweg-Schneider:
U 400 Rangierfahrzeug mit Pufferrahmen
Der Pufferrahmen des Unimog U 400 Rangierers nimmt Stöße von Waggons mit einer Geschwindigkeit von bis zu fünf km/h und einem Gewicht von bis zu 300 t vollständig auf. Dadurch eignet er sich auch zum Rangieren von Waggons mit flüssigen Stoffen, da die Kräfte des Schwappens halbleerer Tanks optimal absorbiert werden können. Mit seinem Pufferrahmen darf der 2-Wege Unimog in einen Zugverband eingestellt werden. Die Straßenzulassung sowie die Straßentauglichkeit bleiben trotz der Anbauten voll erhalten.
U 400 Oberleitungs- / Gleisbaufahrzeug mit 3 Achsen
Der Unimog U 400 mit starrer Nachlaufachse hat ein erhöhtes zulässiges Gesamtgewicht von 16,5 t. Zur Erhöhung der Standsicherheit läßt sich die zweite Hinterachse hydraulisch blockieren. Dieser Unimog verfügt über eine Eisenbahnwagenbremsanlage für 24 Achsen in DB-Ausführung. Ein aufgebauter Ladekran (PK 16502) besitzt eine Reichweite von 6,1 - 12,6 m, vierfache Abstützung mit Stützbeinüberwachung, Schwenkbereichsbegrenzung und Funkfernsteuerung. Der Arbeitskorb ist für zwei Personen und Werkzeug bis 300 kg ausgelegt.
Mercedes-Benz Econic 1828 LL Oberleitungsmontagefahrzeug
Der Mercedes-Benz Econic in 2-Wege-Ausführung besticht durch sein Niederflur-Fahrerhaus, mit dem ein schneller und komfortabler Ein- und Ausstieg an Baustellen möglich ist. Das Fahrzeug ist mit einem zweiachsigen hydrostatischen Fahrantrieb mit Axialkolbenverstellpumpe ausgerüstet, der das Befahren enger Kurvenradien bei Verkehrsbetrieben ermöglicht. Der Econic kann von der Bühne aus verfahren werden und verfügt zudem über ein verlängertes Fahrerhaus mit integriertem Werkstattbereich.
Auf dem Stand von Zagro/Zwiehoff werden drei 2-Wege-Unimog präsentiert:
U 400 Rangierfahrzeug
Hier handelt es sich um ein Rangierfahrzeug mit Wandlerschaltkupplung, Waggon-Bremsanalge für 52 Achsen (max. 800 t), einer automatischen Kuppelstange mit Hochschwenkeinrichtung und UIC-Kupplungskopf sowie einer Aufgleishilfe mit Beleuchtung der Schienenführung.
U 400 Hilfszug
Dieser Unimog U 400, der u.a. zum Aufgleisen entgleister Waggons eingesetzt werden kann besitzt einen Kofferaufbau mit Mannschaftskabine sowie genügend Stauraum für mitzuführendes Material. Die Aufgleiseinrichtung umfasst ein Hydraulik-Aggregat, das von der Unimog-Frontzapfwelle angetrieben wird sowie verschiedene Hebezylinder und Aufgleisbrücken. Für Rettungseinsätze stehen Spreizer, Schneidgerät, Schweißausrüstung, Flutlichtstrahler und Drehstromgenerator zur Verfügung. Durch Anfahrt auf der Straße und Aufgleisen in der Nähe des Einsatzortes ist der 2-Wege Unimog besonders schnell zur Stelle, wenn es darauf ankommt.
U 400 mit 2-Wege Anhänger
Dieses Zweiweg-Arbeitsfahrzeug mit Kran, Front-Ausleger mit Astschere und 2-Wege Tandem-Achs-Anhänger kann vielfältige Arbeiten im Bereich der Schienen-Infrastruktur ausführen: Vom Schneiden des Lichtraumprofils und das Mähen von Böschungen über das Austauschen von Schwellen oder Weichen bis hin zum Ziehen von Eisenbahnwaggons mit Baumaterial zur Gleis-Baustelle. Auch mit 2-Wege Anhänger lässt sich das Fahrzeug sehr leicht z.B. an einem Bahnübergang aufgleisen. Der Transfer zum nächsten Einsatzort erfolgt schnell und kostengünstig auf der Straße.
Vorteile und Fähigkeiten des 2-Wege-Unimog
Er rangiert mit großer Zugkraft schwere Anhängelasten, er räumt Schnee auf der Schiene wie auf der Straße, er schleift die Schienen und reinigt Tunnel, er schneidet Lichtraumprofile und hält Oberleitungen instand und er ist durch schnellen Wechsel zwischen Straße und Schiene hochflexibel: das und noch mehr kann der Unimog von Mercedes-Benz. Hinzu kommt seine überzeugende Wirtschaftlichkeit: sowohl in Anschaffung wie auch in Unterhalt ist er seinen auf die Schiene beschränkten Brüdern, den Loks, überlegen.
Aufgrund der kompakten Bauweise der Achse in Verbindung mit Spezialfelgen passt der Unimog optimal auf Gleise mit Normal- oder Breitspur (1.435 - 1.676 mm). Der Antrieb auf der Schiene erfolgt direkt über die Fahrzeugräder, die Schienenführungseinrichtung dient ausschließlich der entgleisungssicheren Schienenfahrt mit bis zu 50 km/h. Vorteil: der Unimog kann den hohen Reibwert zwischen Gummirad und Stahlschiene voll nutzen. Ein fein abgestuftes Getriebe mit acht Vorwärts- und Rückwärtsgängen, permanenter Allradantrieb und Diffe-renzialsperren sorgen für die optimale Umsetzung der Motorleistung (175 kW / 238 PS) und ermöglichen Rangierarbeiten mit bis zu 1.000 t Anhängelast bei einem Tempo bis zu 25 km/h in beiden Fahrtrichtungen. Ruckfreies Anfahren bei hohen Anhängelasten ermöglicht ein hydrodynamischer Drehmomentwandler, der das "Anfahr-Drehmoment" um das 2,5 fache erhöht.
Auf Wunsch ist der Unimog auch mit Funkfernsteuerung erhältlich, so dass der Lokführer im Ein-Mann-Betrieb an- und abkuppeln kann. Weitere Vorteile: er kann Waggons ohne Hilfe eines Einweisers positionieren, beispielsweise unter einer Befüllanlage, und der kann den Zug bei Rückwärtsfahrt von der Zugspitze aus steuern, ohne zusätzlichen Fahrer in der Kabine.
"Aufgleisen" einfach gemacht
Der 2-Wege-Unimog kann sein Ziel schnell auf der Straße erreichen und auf einem niveau-ebenen Gleisbereich von etwa fünf Meter Länge, wie zum Beispiel einem Bahnübergang, "aufgleisen". Sobald das Fahrzeug richtig positioniert ist, wird die Schienenführung hydraulisch abgesenkt fertig. Keine drei Minuten vergehen somit bis der Unimog auf der Schiene einsatzbereit ist.
Doch es gibt noch eine weitere Möglichkeit: An geeigneten Stellen kann der Unimog auch auf freier Strecke aufgleisen. Möglich macht dies eine hydraulische Hebe- und Drehvorrichtung. Seinen Aufgleisbereich auch im Gelände erreicht der Unimog dank seines Allradantriebs in Verbindung mit Differenzialsperren. Nach dem Schieneneinsatz kann der Unimog das Gleis genauso rasch wieder verlassen und zum nächsten Einsatzort fahren.
Geräteträger und Rangierfahrzeug in einem
Ob reiner Geräteträger oder Rangierfahrzeug mit zusätzlichen An- und Aufbauten wie Kran, Schneepflug oder Frontausleger mit Mähgerät beispielsweise ein 2-Wege-Unimog bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Dafür sorgt seine Konzeption als Geräteträger mit mannigfachen An- und Aufbauräumen und integrierten, standardisierten Schnittstellen für Geräteantrieb und -steuerung. Eine mechanische Frontzapfwelle mit 150 kW Leistung treibt die Geräte an. Darüber hinaus stehen weitere Nebenabtriebe an Motor und Getriebe sowie bis zu vier separate Hydraulikkreise zur Verfügung. Als großen Vorteil schätzen die Kunden den schnellen Gerätewechsel: bei Bedarf sind alle Geräte in kürzester Zeit ausgetauscht dank dem innovativen Unimog-Schnellwechselsystem.