Nissan bleibt bei der 26. Rallye Dakar am Drücker: Auf der sechsten Etappe von Ouarzazate nach Tan Tan (803 km, davon 351 km als Spezialprüfung) belegten die beiden Werks-Pick-Up von Giniel de Villiers/Francois Jordaan und Colin McRae/Tina Thörner Platz zwei und drei der Tageswertung. Beide fahren weiter um den Gesamtsieg mit. Nach Annullierung seiner gestrigen Zeitstrafe gelang McRae in der Gesamtwertung ein großer Sprung auf Platz drei, gefolgt von de Villiers auf Position vier.
Ari Vatanen dagegen blieb das Pech treu: Bei einer tückischen Wasserdurchfahrt, die auch dem Volkswagen Touareg der Deutschen Jutta Kleinschmidt zum Verhängnis wurde, verschluckte sich der Sechszylinder seines Nissan an einer größeren Portion Wasser. Folge: Abrutsch auf Platz 42 und ein Rückstand von 3:18 Stunden – der vierfache Dakar-Sieger ist damit ebenso wie Mitsubishi-Pilot Massimo Biasion (Unfall) aus dem engeren Favoritenkreis ausgeschieden.
Am Dienstag Abend hatte Giniel de Villiers nachträglich eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe kassiert, weil er auf der Etappe von Er Rachidia nach Ouarzazate einen GPS-Checkpoint nicht korrekt passiert hatte. Die Strafe warf ihn zwei Plätze zurück. Umso konzentrierter ging der Südafrikaner am Dienstag zu Werke und schloss den Tag mit nur 2.57 Minuten Rückstand auf Hiroshi Masuoka (Mitsubishi) als Zweiter ab. "Die heutige Prüfung war sehr schnell und hatte viele versteckte Fallen. Auch wir bekamen beim Passieren der Furt einen Riesenschreck. Wir tauchten tief ein, Wasser strömte über die Motorhaube und drang sogar aus den Lüftungsdüsen im Dach. Gottlob befreiten wir uns mit einem kräftigen Gasstoß aus dieser heiklen Situation. Später verloren wir dann noch den Heckflügel. Doch abgesehen von diesen kleinen Vorfällen lief es reibungslos. Ich denke, wir haben jetzt einen guten Rhythmus gefunden, ohne dabei zu viele unnötige Risiken eingehen zu müssen."
Hinter de Villiers bewies Colin McRae mit dem dritten Platz (5.41 Min. Rückstand), wie wohl er sich mittlerweile schon in der Wüste fühlt. "Ich machte mir zunächst Sorgen um die große Staubentwicklung. Man kann einfach nicht vernünftig fahren, wenn es wie im Blindflug vorangeht. Es bringt auch nichts, leichtsinnige Manöver zu riskieren, denn die Rallye dauert noch sehr lange", philosophierte der Schotte. "Auf die morgige Etappe habe ich mich psychologisch speziell vorbereitet, denn solch lange Distanzen bin ich nicht gewohnt. Bisher sind wir gut im Rennen, doch erst nach Ende dieser Marathon-Etappe werden wir alle Bedingungen erlebt haben, mit denen die Dakar aufwartet."
McRae, der ebenso wie de Villiers auf dem extrem holprigen Abschnitt der Prüfung seinen Heckspoiler einbüßte, startete heute als Dritter der Gesamtwertung, nachdem ihm die gestrige Zeitstrafe von 7.30 Minuten wegen angeblicher Geschwindigkeitsüberschreitung von den Sportkommissaren wieder erlassen worden war.
Anders als die Teamkollegen erlebten Ari Vatanen und Juha Repo keinen problemlosen Tag – im Gegenteil. Bei Kilometer 117 schluckte der Motor ihres Pick-Up beim Durchfahren einer Furt Wasser. Erst nach zweieinhalb Stunden konnten die Finnen die Fahrt fortsetzen. Vatanen: "Wir fielen ausgerechnet an der tiefsten Stelle dieses Wadis in ein über ein Meter tiefes Loch. Der Motor zog sehr viel Wasser und starb ab. Wir begannen, ihn zu zerlegen, doch hatten wir leider keinen Zündkerzenschlüssel dabei. Erst René Metge und Bernard Chevalier, die in ihrem X-TRAIL vorbeikamen und anhielten, konnten uns dieses unverzichtbare Werkzeug ausleihen. Als wir alles trockengelegt hatten, ging es wieder problemlos weiter, doch haben wir jetzt sehr viel Zeit verloren. Natürlich bin ich etwas enttäuscht, aber so ist die Dakar....!"
Nissan-Teammanager Gilles Martineau zieht nach den ersten Wüstentagen dennoch eine positive Zwischenbilanz: "Wenn man bedenkt, dass die Dakar-Einsatzwagen erst relativ spät fertig wurden, kann Nissan mit dem aktuellen Ergebnis zufrieden sein. Wäre Ari nicht dieses Missgeschick passiert, hätten wir sicher ein noch besseres Mannschaftsergebnis. Momentan wollen wir die Positionen halten. Auch unsere Rivalen hatten Probleme, und man muss heute und auch noch morgen abwarten, um zu sehen, wie sich die Autos auf den wirklich langen Etappen bewähren."
Die heutige Strecke von Tan-Tan nach Atar ist mit 1.055 Kilometern die "Königs-Etappe" der diesjährigen Dakar. Schon in der Nacht ging es von Tan-Tan auf die 345 Kilometer lange Verbindungsetappe zur Grenze nach Mauretanien, gefolgt von einer über 700 Kilometer langen Spezialprüfung. Zum Schluss erFordert die Durchquerung des Erg Oumaghawaba, einziger Zugang zum Ziel in Atar, noch einmal die volle Konzentration der dann schon recht erschöpften Teilnehmer.
Gesamtklassement nach der 6. Etappe (Ouarzazate - Tan Tan, Marokko)
1. | Masuoka/Picard | Mitsubishi Evo2 | 7h42.23 Stunden |
2. | Peterhansel/Cottret | Mitsubishi Evo2 | 6.40 Min. zur. |
3. | McRae/Thörner | Nissan Pick-Up | 15.41 Min. zur. |
4. | de Villiers/Jordaan | Nissan Pick-Up | 17.50 Min. zur |
5. | Alphand/Magne | BMW X5 | 18.48 Min. zur. |
6. | de Mevius/Guehennec | BMW X5 | 22.33 Min. zur. |
7. | Schlesser/Lurquin | Schlesser-Ford | 27.06 Min. zur. |
8. | Servia/Borsotto | Schlesser-Ford | 33.12 Min. zur. |
9. | Al Attiyan/Bartholome | Mitsubishi Pajero | 38.45 Min. zur. |
10. | Mayer/Schulz | Mitsubishi Pajero | 48.02 Min. zur. |
11. | Shinozuka/Debron | Nissan Pick-Up | 51.31 Min. zur. |
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42. | Vatanen/Repo | Nissan Pick-Up | 3h18.27 Min. zur. |