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Renault F1 Wintertest 2004 in ValenciaAlles neu macht der März: Das Renault F1-Team wird mit völlig neu konstruierten Auto und Triebwerk in die Saison starten. Vor diesem Hintergrund wirken die Wintertestfahrten fast paradox. Worin liegt der Sinn, den R23B um die Kurse zu scheuchen, wenn er in der Saison 2004 gar nicht mehr zum Einsatz kommen wird? Die Antwort: in der nie endenden Suche nach Verbesserungen, wie Denis Chevrier als Leitender Motoreningenieur erklärt.
"2004 treten wieder einige neue Regeln in Kraft, die sich viele Bereiche des Autos betreffen", so der Franzose. "Einige Auswirkungen können wir bereits heute evaluieren. Die Startautomatik und die vollautomatischen Schaltvorgänge sind zum Beispiel ab dem kommenden Jahr verboten. Deswegen macht es Sinn, den Fahrern so viel Zeit zur Umgewöhnung zu geben wie möglich."
Jarno Trulli, Fernando Alonso und Testfahrer Franck Montagny müssen sich so schnell wie möglich auf die beschnittene Elektronik einstellen. "Zur optimalen Zeit hochzuschalten, ist entscheidend für die Rundenzeit", betont Chevrier. "Eine Abweichung von nur 500 Umdrehungen kostet bereits eine Zehntelsekunde."
Eine Aussage, die Chefentwickler Pat Symonds nur unterstreichen kann: "Die Testsessions sind für Fahrer und Team ungemein wichtig. Wenn du von Oktober bis Januar vollkommen aus dem gewohnten Rhythmus von Rennen und Testfahrten gerätst, rostest du schnell ein. Deshalb helfen uns gerade diese Sessions in der Vorweihnachtszeit, voll konzentriert zu bleiben."
Obwohl das Auto-Motor-Paket in dieser Form nie mehr zum Einsatz kommen wird, leistet es noch wertvolle Dienste bei der wohl wichtigsten Zielsetzung der Wintertests: die Reifenentwicklung. Pat Symonds spricht gar von der „fundamentalen Arbeit der ganzen Testperiode“. Während der abgelaufenen Saison arbeitete das Renault F1-Team extrem eng mit Reifenpartner Michelin zusammen. Um auf diesem hohen Level zu bleiben, muss das Team ständig neuen Input zum Verhalten der Pneus auf dem Auto liefern.
"Reifentests gehören zu den interessantesten und schwierigsten Aufgaben der Wintersaison zugleich – allein schon durch die hohen Temperaturunterschiede zwischen den europäischen Strecken und den heißen Ländern, in die wir zum Saisonauftakt reisen werden“, erklärt Symonds. „Grundsätzlich verfolgen wir mit Michelin immer zwei Enwicklungsrichtungen: die Konstruktion der Karkasse und die Laufflächenmischung."
Die auf die einzelne Strecke abgestimmte Konstruktion bleibt dabei in der Regel unverändert zum Vorjahr – auch wenn Michelin während der Saison immer neue Evolutionsstufen liefert. Diese werden stets auf verschieden gearteten Kursen getestet, um sicherzustellen, dass sie unter allen Bedingungen einen Fortschritt darstellen. Anders sieht es bei den eingesetzten Gummimischungen aus, wie der Chefingenieur betont:
"Das Funktionieren des ‚Compounds’ ist äußerst streckenabhängig", so Pat. "Deswegen fahren wir diese Versuche auf ganz bestimmten Pisten: Valencia, Barcelona und Jerez zum Beispiel repräsentieren völlig unterschiedliche Anforderungen, auf welche Weise und wie hart sie den Reifen fordern. Während dieser Sessions untersuchen wir meist eine ganze ‚Familie’ an Mischungen. Eine solche Reihe repräsentiert unterschiedliche Konstruktions-Philosophien. Jede Zusammensetzung des Gummis reagiert anders in Verbindung mit der Strecke. Auf diese Weise können wir das Verhalten der Pneus feintunen, und einzelne Leistungsmerkmale wie Steifigkeit oder Abriebsverhalten bestimmen. Von früheren Tests wissen wir, inwieweit sich diese Ergebnisse auf die Strecken übertragen lassen, auf denen wir zum Saisonstart antreten werden – und das bedeutet, dass wir hier und heute mit den konkreten Vorbereitungen auf Melbourne oder Sepang beginnen können."
Die Fülle an Aufgaben bringt ein eng gepacktes Programm mit sich: Innerhalb der nächsten drei Wochen stehen nicht weniger als zehn Testtage an, darunter die zeitaufwändigen Testdebüts der Renault-Nachwuchsstars Heikki Kovalainen und José-Maria Lopez kommende Woche in Barcelona. Eines aber ist Piloten, Ingenieuren und Mechanikern stets bewusst: "Das Team spult so ein anstrengendes Programm nicht aus Spaß ab", so Denis Chevrier. "Unser Pensum ist exakt durchgeplant und detailliert auf die Saison 2004 abgestimmt." |
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