Bob Bell, Technischer Direktor des Renault F1-Teams, zieht sein Saisonfazit und verrät, warum die "Equipe Jaune" im Hinblick auf die Saison 2004 allen Grund zur Zuversicht hat.
Hat der Renault R23 die Erwartungen erfüllt?
Bob Bell:
Er hat sie sogar übertroffen. Wir können mit dem Auto wirklich zufrieden sein, denn es war auf den unterschiedlichsten Strecken schnell. Zudem überzeugte der R23 durch hohe Zuverlässigkeit. Vor Saisonbeginn hatten wir Bedenken, ob der Motor standfest genug sei. Doch diese Sorgen zerstreuten sich schnell. Besonders in der zweiten Saisonhälfte haben unsere Motoren-Experten in Viry-Châtillon ein enormes Tempo bei der Weiterentwicklung vorgelegt. Wir waren zu diesem Zeitpunkt auch bereit, höhere Risiken einzugehen, worunter die Zuverlässigkeit ein wenig litt.
Brachte das beim Grand Prix Großbritannien erstmals eingesetzte neue Karosserie-Paket den erwarteten Leistungsschub?
B.B.:
Es war ein weiterer Schritt nach vorne. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir an jedem einzelnen Rennwochenende neue Komponenten eingesetzt haben. Die "B"-Version fiel natürlich besonders auf, da insgesamt 80 neue Teile zum Einsatz kamen, und sich unsere Rundenzeiten mit einem Schlag deutlich verbesserten. Generell lautete unser Ziel aber, den Wagen stetig weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch unsere gute Zusammenarbeit mit unserem Reifenpartner Michelin. Reifentests zählen sicher nicht zu den spannendsten Aufgaben in der Formel 1 – aber sie sind ungemein wichtig. Ganz egal, wie gut dein Auto ist: Ohne die richtigen Reifen bringt es die Leistung nicht auf die Strecke.
Die guten Ergebnisse hatten doch sicher auch Einfluss auf die Stimmung in Enstone...
B.B.:
Auf jeden Fall. Unser guter Saisonstart motivierte jeden Einzelnen hier im Workshop, immer 100 Prozent zu geben, um die Leistung halten zu können. Das hat ja auch wunderbar geklappt.
Wird diese gute Stimmung bis zum Start der neuen Saison anhalten?
B.B:
Davon bin ich überzeugt. Wir können uns 2004 keine Schwächen erlauben, wenn wir uns weiter in der Spitzengruppe der Formel 1 etablieren wollen. Unser Ziel lautet, mittelfristig um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Das ganze Team weiß, dass jeder Einzelne hart dafür arbeiten muss. Das haben wir in der Vergangenheit erfolgreich getan, und das werden wir auch in Zukunft so halten.
Das fällt umso leichter, je größer die Erfolge...
B.B.:
Stimmt. Wir haben es ja in der vergangenen Saison gesehen. Im kommenden Jahr wird es mit Sicherheit schwieriger – nicht zuletzt, weil unsere Ansprüche wachsen. Doch dafür gibt es eine einfache Lösung: Wir müssen von Beginn an noch härter und konzentrierter arbeiten.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Enstone und Viry?
B.B.:
Es läuft hervorragend und wird von Tag zu Tag besser. Unsere Ergebnisse in der vergangenen Saison sind dafür der beste Beweis. Beim Renault R24 und beim R25 wird sich unser Teamwork noch besser auszahlen.
Bereitet das neue Motoren-Konzept nicht trotzdem ein paar Kopfschmerzen?
B.B:
Überhaupt nicht. Wir haben in den vergangenen Jahren viel in puncto Integration des Triebwerks in das Chassis gelernt. Beim Renault R24 werden deshalb keinerlei Probleme auftauchen.
Welches Saisonfazit zieht denn der Formel 1-Fan Bob Bell?
B.B.:
2003 war für die Zuschauer einfach eine fantastische Saison mit spannenden Rennen. Daran haben wir mit unseren Ergebnissen – vor allem mit Fernando Alonsos Sieg beim Großen Preis von Ungarn – einen großen Anteil gehabt. Wir haben gezeigt, dass wir auch zu den Spitzenteams in der Formel 1 gehören. Dabei müssen wir nicht von Zufällen profitieren. Vielmehr können wir uns auf die Qualität unseres gesamten Teams verlassen. Das macht einfach Spaß, so kann es weitergehen.