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Thema: Motorsport


Rallye Deutschland Vorschau, 10. Lauf zur Rallye-WM

Seit die Rallye Deutschland vor zwei Jahren den Status eines WM-Laufs erhielt, sicherte sich Michelin bei den beiden bisherigen Ausgaben der anspruchsvollen Asphalt-Veranstaltung jeweils gemeinsam mit Citroën-Pilot Sébastien Loeb den Sieg. Diese Erfolgsserie möchte der französische Reifenhersteller in der kommenden Woche weiter ausbauen. Die Chancen dafür stehen gut, denn mit Citroën, Ford, Peugeot, Mitsubishi und Skoda verfügt Michelin über äußerst schlagkräftige Partner. Dies unterstrich nicht zuletzt die Rallye Finnland am vergangenen Wochenende, als alle fünf Michelin-Werksteams jeweils mit mindestens einem Wagen Punkte für die Fahrer- bzw. Markenweltmeisterschaft sammelten.

Rund um Trier ist nicht alles so, wie es scheint: Offiziell gilt die Rallye Deutschland als Asphalt-Veranstaltung. Doch die Piloten dürfen sich nicht der Erwartung hingeben, mit ihren rund 300 PS starken WRC-Boliden über saubere Straßen mit viel Grip glühen zu können. "Mit anderen Asphalt-Rallyes ist die Deutschland auf keinen Fall zu vergleichen", erklärt zum Beispiel Michelin- und Ford-Pilot Markko Märtin. "Die Beläge wechseln ständig. Nirgendwo sonst finden wir eine derartige Vielfalt an unterschiedlichen Untergründen. Besonders bei Nässe kannst du da als Fahrer leicht auf dem falschen Fuß erwischt werden."

Darüber hinaus weist der WM-Lauf rund um den Bostalsee eine weitere Besonderheit auf: "Die Rallye Deutschland ist sehr schwierig zu fahren, denn eigentlich besteht sie aus drei verschiedenen Veranstaltungen", so der Citroën-Haudegen Carlos Sainz. "Jeder Tag hat seinen ganz eigenen Charakter." Tatsächlich führt die Strecke am ersten Tag hauptsächlich durch die Weinberge an der Mosel, wo extrem schnelle Wirtschaftswege und enge Spitzkehren auf die Fahrer warten. Durch die hohen Weinreben pfeilen die Piloten dabei wie durch eine Art Tunnel – der Straßenverlauf lässt sich oftmals nur erahnen, 100-prozentiges Vertrauen zwischen Fahrer und Beifahrer ist unabdingbar. Am Samstag steht dann der Truppenübungsplatz Baumholder auf dem Programm, der sich vor allem durch seine extrem rauen und schmutzigen Betonpisten sowie den berühmt-berüchtigten Hinkelsteinen auszeichnet. "Für mich ist das die "Safari" unter den Asphalt-Rallyes", bemerkt Christian Loriaux, Technischer Direktor des Ford-Teams, leicht ironisch. Am Schlusstag schließlich glüht die Drift-Elite über die geschwungenen Asphalt-Strecken im St.-Wendeler-Land. Nicht zuletzt aufgrund dieser äußerst selektiven Charakteristik entwickelte sich die Rallye Deutschland seit ihrem Debüt im WM-Kalender zu einem absoluten Publikumsmagneten: In den vergangenen beiden Jahren säumten jeweils mehr als 200.000 Zuschauer die Wertungsprüfungen.

Die Rallye aus der Sicht von Michelin

Die unterschiedlichen Charakteristika der Rallye Deutschland stellen ganz besondere Anforderungen an die Reifen: In früheren Jahren griffen die Rallye-Asse für die Baumholder-Prüfungen teilweise auf Schotter-Pneus zurück. Auch wenn die WM-Piloten diese Option angesichts der teilweise extrem verschmutzten Pisten in dem Truppenübungsgebiet auch gerne in Betracht ziehen würden – sie dürfen es nicht: Zum einen darf Michelin seinen Partnerteams laut Reglement nur zwei verschiedene Laufflächenprofile anbieten, zum anderen sind Schotter-Reifen für Asphalt-Veranstaltungen ohnehin nicht zulässig. Doch bereits die Vorjahre haben bewiesen, dass sich Fahrer und Teams unter allen bei der Deutschland-Rallye möglichen Verhältnissen auf die Qualitäten ihrer Michelin verlassen können. So haben die Piloten die Wahl zwischen dem Trocken-Profil Michelin N und den Regenreifen Michelin TA0, die je nach Asphalt-Temperatur sowie Länge und Verschleißfaktor der einzelnen Wertungsprüfungen in jeweils unterschiedlichsten Laufflächen-Mischungen zur Verfügung stehen. Der Michelin N bietet dank seiner flachen Schulter optimale und stabile Seitenführungskräfte. Zu den herausragenden Stärken des Michelin TA0 gehören seine breiten Drainagerillen, mit denen er das auf der Strecke befindliche Regenwasser souverän aus dem Weg schafft. Somit stellt Michelin seinen Partnern optimales Material zur Verfügung – von allen Problemen erlöst es die Piloten allerdings nicht. "Besonders in Baumholder gleicht es einem Glücksspiel, stets den richtigen Reifen auszuwählen", ahnt Mitsubishi-Pilot Gilles Panizzi. Und Sébastien Loeb ergänzt: "Durch den aggressiven Belag in dem Truppenübungsgebiet ist die Gefahr von Reifenschäden sehr hoch. Ohne das ATS-Mousse in den Michelin-Pneus wären wir aufgeschmissen."

Das erwarten die Partner von Michelin

Als souveräner Tabellenführer in beiden WM-Wertungen reist Citroën gen Trier – eine günstige Ausgangspositionen, die die Marke mit dem Doppelwinkel in der kommenden Woche nur zu gerne ausbauen möchte. "Ich liebe diese Rallye", gesteht Sébastien Loeb. "Immerhin habe ich sie in den vergangenen beiden Jahren jeweils gewonnen. Zudem gefällt mir, dass immer viele Fans aus meiner nahegelegenen Heimat Elsass anreisen. Das motiviert mich natürlich besonders." Mit gemischten Gefühlen blickt hingegen Carlos Sainz dem zehnten von 16 WM-Läufen entgegen. Nach eigenem Bekunden zählt die Rallye Deutschland nicht zu den Lieblings-Veranstaltungen des Spaniers. Dennoch dürfte der 42-Jährige hoch motiviert sein: Je nach Ergebnis könnte er sich vom derzeit fünften auf den zweiten Rang der Fahrerwertung verbessern.

Beim Asphalt-Debüt des Focus RS WRC 2004 rechnet sich auch Ford einiges aus: Zwar kuriert Markko Märtin nach wie vor die Folgen seines spektakulären Unfalls in Argentinien aus, doch er gibt sich zuversichtlich, in Deutschland wieder voll angreifen zu können. "Auch wenn ich mich momentan noch etwas müde fühle: Kommende Woche bin ich mit Sicherheit wieder absolut fit", so der Este. Für den Belgier François Duval stellt die Veranstaltung rund um Trier ein Art Heimspiel dar. "Ich freue mich auf die vielen Fans aus Belgien", erklärt der 23-Jährige. "Zudem fühle ich mich auf den Wertungsprüfungen immer sehr wohl, da die Strecken jenen ähneln, auf denen ich in Belgien meine Karriere begann."

Nach dem lange erwarteten ersten Sieg des 307 CC WRC bei der Rallye Finnland strotzt Peugeot vor Selbstbewusstsein: "Diesem Erfolg werden noch viele weitere folgen", verkündet Teamchef Corrado Provera. Gute Chancen, dass der erste Triumph bereits in Deutschland erreicht werden kann, sieht Marcus Grönholm. "Erstmals werden alle unsere Autos über das neue Fünfgang-Getriebe verfügen", freut sich der Finne. "Das gibt uns gute Chancen, ein Wörtchen um den Sieg mitzureden." Als zweiten Piloten für die Marken-Weltmeisterschaft nominierte das Löwen-Team den aufstrebenden Franzosen Cédric Robert. Der Belgier Freddy Loix steuert einen dritten Peugeot 307 CC WRC.

Auch Mitsubishi zieht aus dem WM-Lauf in Finnland ein äußerst positives Fazit und glaubt in der kommenden Woche wieder ein gutes Ergebnis erzielen zu können: "Beide Autos liefen absolut zuverlässig", freut sich Teamchef Sven Quandt. "Darüber hinaus konnten wir zeigen, welches Potenzial in dem Mitsubishi Lancer WRC04 steckt. Entsprechend optimistisch sehen wir der Rallye Deutschland entgegen. Es wird mit Sicherheit interessant." Neben dem ausgewiesenen Asphalt-Spezialisten Gilles Panizzi vertrauen die "Three Diamonds" bei der "Deutschland" auf die Dienste von Daniel Solà. Der junge Spanier kennt sich mit den anspruchsvollen Strecken zwischen Trier und St. Wendel bestens aus: 2002 gewann er hier in der Junior-WM, 2003 entschied er die Gruppe N für sich.

Im Hinblick auf die Rallye Deutschland schöpft auch Skoda große Hoffnungen aus dem gelungenen Finnland-Auftritt: "Im Vergleich zum Beginn des Jahres ist unser Fabia WRC inzwischen pro Kilometer mehr als eine Sekunde schneller", freut sich Motorsport-Chef Martin Mühlmeier. "Auch in puncto Zuverlässigkeit haben wir bereits ein hohes Niveau erreicht." Besonders motiviert präsentiert sich verständlicherweise Armin Schwarz: "Meine Heim-Rallye verfügt über einen ganz speziellen Charakter – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen tollen Fans. Ich freue mich bereits unheimlich." Neben dem sympathischen Franken gehen der Finne Toni Gardemeister und der Tscheche Roman Kresta für Skoda auf Zeitenjagd.

So verlief die WM-Rallye Deutschland 2003

Eine teils dramatische und bis zur letzten Wertungsprüfung spannende Rallye Deutschland 2003 endete mit einem überragenden Triumph für Michelin: Citroën-Jungstar Sébastien Loeb wiederholte seinen Vorjahressieg auf den französischen Reifen in beeindruckender Manier. Mit den Peugeot-Piloten Marcus Grönholm und Richards Burns sowie Markko Märtin auf Ford folgten vier Piloten auf den Plätzen, die sich alle zeitweise der Führung bei der deutschen WM-Runde erfreuen durften. Das Highlight der Rallye bot der Kampf um Platz drei, bei dem sich der am Ende fünftplatzierte Colin McRae seinen Gegnern Burns und Märtin nur um wenige Sekunden beugen musste. Insgesamt belegten Michelin-Partner am Ende sogar die ersten sieben Plätze.

Statistisches

  • Rallye Deutschland, 10. Lauf zur Rallye-WM 2004 (20. bis 22. August 2004);
  • Gesamtlänge: 1.075,77 Kilometer, davon 24 Wertungsprüfungen über 411,06 Kilometer;
  • längste WP: 40,30 Kilometer (WP 12 + 16: Panzerplatte Lang);
  • größte WP-Distanz von Service-Punkt zu Service-Punkt: 85,71 Kilometer (WP 9 bis 12 und WP 13 bis 16);
  • Anzahl der möglichen Reifenwechsel: 8. Start und Ziel: Trier.

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