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Opel revolutioniert Automarkt vor 75 Jahren mit 1,8 Liter-ModellDie neue Fahrzeugfamilie war gemeinsam mit GM in den USA entwickelt worden und bot modernes Fahrzeugdesign in Verbindung mit Sechszylinder-Komfort zum Preis eines Vierzylinder-Wagens. Tatsächlich verfügten die Modelle über einen erstaunlichen Antriebskomfort mit seidenweich laufendem Motor, der zunächst bei 3.200 U/min 32 PS mobilisierte, ab 1933 stieg die Leistung bei unveränderter Drehzahl auf 34 PS. Sechs Versionen standen zur Wahl, von der viertürigen Normal-Limousine über den rassigen "Moonlight"-Roadster bis zum eleganten Sport-Zweisitzer, mit dem das Unternehmen erfolgreich im Motorsport antrat. Bei der Langstreckenfahrt "2000 km durch Deutschland" im Jahr 1933 trugen sich die 1,8 Liter Sport-Zweisitzer in die Siegerlisten ein. Mit selbstbewussten Aussagen wie "Der Wagen des neuen Jahrzehnts" und "Der goldene Schnitt" warb Opel für seinen technisch und optisch überzeugenden Sechszylinder. Trotz wirtschaftlicher schwieriger Zeiten wurde das Fahrzeug ein großer Erfolg: bis November 1933 verkaufte Opel inklusive der Lieferwagen auf 1,8 Liter-Basis 33.805 Exemplare des wegweisenden Modells und begründete eine lange Reihe an leistungsstarken und bezahlbaren Mittelklasse-Automobilen mit Sechszylindermotor. 1934 trat der weiter entwickelte Opel 2 Liter das Erbe an, nach dem Krieg knüpften der Rekord 6 und die Commodore-Baureihen an die früheren Erfolge an. Kraftvoll und geschmeidig Bereits bei der Entwicklung des neuen Sechszylinder-Modells gingen Opel und GM völlig neue Wege: ein Preisausschreiben ermittelte unter potentiellen Käufern und Wagenbesitzern, über welche Eigenschaften ein Automobil verfügen soll. "Preiswert in der Anschaffung, zuverlässig, sicher, billig im Betrieb sowie kraftvoll und geschmeidig", lauten die fünf meistgenannten Eigenschaften aus tausenden von Einsendungen. Das Ergebnis wurde am 24. November 1930 anlässlich der Opel-Händlertagung in Frankfurt am Main präsentiert: der Opel 1,8 Liter Sechszylinder. "Man hat den tüchtigsten Ingenieuren den Auftrag gegeben: "Baut uns einen Wagen, der die Welt erobert!". Die Ingenieure haben sich dieser Aufgabe unterzogen ohne jede Rücksicht auf alles bisher Dagewesene, ohne Rücksicht auf die laufenden Bänder, auf das bisher verwandte Material, auf Maschinen und Werkzeuge, nur fußend auf Erfahrungen, die der größte Automobilkonzern der Welt beim Bau von 20 Millionen Automobilen gewonnen hat. Dieser 1,8 Liter Opelwagen hat zwei Jahre lang – sowohl in Amerika, als auch in Deutschland – seine Leistungen und Eignung durch harte Proben Tag und Nacht beweisen müssen", heißt es bei der Präsentation. Der 1,8 Liter verfügt über einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 1.790 ccm Hubraum, der 32 PS bei 3.200 U/min leistet und den Wagen auf eine Spitze von 90 km/h beschleunigt. Motorblock, Zylinderkopf und Kolben sind aus Grauguss, die seitlich stehenden Ventile werden über eine stirnradgetriebene Nockenwelle betätigt. Vier Gummilager halten Vibrationen vom Fahrgestell fern, Chassis und Fahrwerk sind bewährte Konstruktionen. Die Karosserie sitzt auf einem soliden U-Profilrahmen, vorne wie hinten besitzt der 1,8 Liter Starrachsen an Blattfedern und hydraulischen Stoßdämpfern. Für Aufsehen sorgt neben der prestigeträchtigen Sechszylindertechnik die moderne Form, die in den Designstudios von GM entstanden ist und mit dem schlanken, verchromten Kühlergrill an die aktuellen Chevrolet-Modelle erinnert. Ab Januar 1931 laufen die ersten Einheiten des Mittelklassewagens mit der Typenbezeichnung 18 B in Rüsselsheim vom Band. "Der goldene Schnitt" Die Erfahrungen der Opel-Mutter GM mit rationeller Großserienfertigung und die modernen Anlagen des größten deutschen Autoherstellers Opel erlauben es, die einzelnen Komponenten des neuen Modells so günstig zu fertigen, dass zum ersten Mal auf dem deutschen Markt ein Sechszylinder-Wagen annähernd zum Preis eines Vierzylinders angeboten werden kann. Sechs Versionen stehen zur Wahl. Die viertürige "Normal-Limousine" kostet 3295 Mark, für den Aufpreis von 155 Mark erhält der Käufer die "Sonnenlimousine", einen geschlossenen Viersitzer mit Kunstoff bezogenem Schiebedach. "Für elegante Menschen von kultiviertem Geschmack" wird das "Sonnen-Coupé" angeboten, das zum zum Preis von 3.495 Mark über ein großes Stahl-Schiebedach verfügt. 3.175 Mark kostet die zweisitzige, zweitürige Cabriolet-Version. Eine Lieferwagen-Variante mit Kastenaufbau und 350 Kilogramm Nutzlast ist für 2.950 Mark zu bestellen. Günstigstes Modell bleibt der viersitzige, offene "Touring" für 2.700 Mark. Für Opel wird der Typ 1,8 Liter ein großer Erfolg. Im März und April 1931 werden täglich durchschnittlich 283 Opel-Automobile in Deutschland verkauft, im Juni läuft bereits der 10.000ste 1,8 Liter vom Band, 1.000 Einheiten des 1,8 Liter werden im Juni ausgeführt, der Opel-Anteil am deutschen Autoexport steigt auf 77,6 Prozent. Im Sommer 1932 wird die Baureihe durch weitere Versionen ergänzt. Ab Werk wird eine zweitürige Cabriolimousine mit vier Sitzplätzen und feststehenden Fensterrahmen geliefert. Eine Ausnahmestellung nehmen die beiden Sport-Zweisitzer auf 1,8 Liter-Basis in der Modellpalette ein, die von namhaften Karosseriebauern eingekleidet werden. Der bei Autenrieth in Darmstadt gebaute, 3.700 Mark teure Sport-Zweisitzer verfügt über eine zweisitzige Cabrio-Karosserie mit tief ausgeschnittenen Türen, ein am Wagenheck befestigtes Reserverad sowie ein wetterfestes Klappverdeck. Das beim Kölner Karosseriebauer Deutsch geschneiderte Blechkleid des "Moonlight-Roadster" ist noch knapper. Seinen Namen verdankt der niedrige Zweisitzer einer Fahrzeuggattung aus der Zeit der US-amerikanischen Prohibition. Alkoholschmuggler bauten sich für nächtliche Schmuggelfahrten sprintstarke und niedrige Roadster, die nachts unter den für Lastwagen konzipierten Zollschranken durchschlüpfen konnten. Der rassige Moonlight-Roadster unterscheidet sich vom Sport-Zweisitzer durch die gepfeilte Windschutzscheibe und die Speichenfelgen anstelle der Stahlscheibenräder. Nur 51 Exemplare des 3.895 Mark teuren Roadsters entstehen. Unter der Bezeichnung "Regent" wird im Juli 1932 eine ebenso repräsentative wie innovative 1,8 Liter-Variante präsentiert. Der Regent besitzt eine hochmoderne Karosserie mit geschwungenem Ganzstahldach sowie ein schräg abfallendes Heck, in welches das Ersatzrad eingelassen ist. Erstmals werden bei einem Opel-Modell Begriffe wie Stromlinienform und Aerodynamik betont, der Prospekt hebt die Vorteile hervor: "Die charakteristischen Merkmale des Opel Regent sind weiche, fließende Linien in harmonischer Proportion und eine starke Verringerung des Luftwiderstands und der Luftwirbel. Über schräge Flächen, an gewölbten, glatten Außenwänden entlang, wird der auftretende Luftstrom nahezu reibungslos geleitet." Wie bei der Serie 18 B gibt es auch vom Regent verschiedenen offene und geschlossene Karosserievarianten. "Erfahrungsgemäß überlegen" Zwei Jahre nach der Präsentation erfährt der Motor ein grundlegende Überarbeitung. Ab 1933 ersetzen bei allen Opel-Modellen Leichtmetallkolben die Vorgänger aus Grauguss, eine höhere Verdichtung, größere Einlassventile und ein verbesserter Vergaser steigern die Leistung des Reihensechszylinders auf 34 PS bei 3.200 Touren. Die moderne Auslegung als Kurzhuber prädestiniert den 1,8 Liter für den Motorsport, an dem sich Opel zum ersten Mal seit 1926 wieder beteiligt. Zuverlässigkeitsfahrten fordern den Einsatz seriennaher Technik, Höhepunkt der Saison ist die 2.000-Kilometer-Deutschlandfahrt. "Noch nie hat die Welt eine Motorsportveranstaltung von dem Ausmaß und der Bedeutung wie die 2.000 Kilometerfahrt durch Deutschland erlebt. Noch nie wurden an die Automobiltechnik und Fahrer so gewaltige Anforderungen wie bei dieser Ohnehaltfahrt gestellt...", beschreibt die Mitarbeiterzeitschrift "Der Opel Geist" die Bedeutung der Marathon-Prüfung. Vom Start-und Zielort Baden-Baden führt der Rundkurs über die Eckpunkte München, Berlin und Köln 2.000 Kilometer durchs Land, allein 1200 Kilometer sind auf kurvenreichen und steilen Straßen im Mittelgebirge zu absolvieren. Zum Pausieren bleibt keine Zeit, wer den Schnitt erfüllen und unter der vorgegeben Zeit von 28 Stunden und 13 Minuten bleiben will, muss durchfahren. Zwölf serienmäßige Opel 1.0 und 1.8 Liter stellen sich der Aufgabe, elf erreichen das Ziel. Als bester Opel-Pilot schneidet Erwin Sander aus Berlin auf seinem 1.8 Liter Sport-Zweisitzer ab, der auch die Vorgebezeiten für stärkere Fahrzeuge unterbietet. Nach 26 Stunden und 23 Minuten erreicht Sander das Ziel, die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 78,8 km/h. Nach weiteren Siegen verabschiedet sich die 1,8 Liter-Baureihe Ende 1933 eindrucksvoll von der Autobühne. |
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