Diesen Artikel drucken HTML-Format: https://www.autosieger.de/nachgefragt-was-sagt-das-umweltzertifikat-ueber-die-s-klasse-aus-article7154.html Thema: Umwelt & Natur |
Nachgefragt: Was sagt das Umweltzertifikat über die S-Klasse aus?Ulrich Wegner, Leadauditor für Managementsysteme und Umweltgutachter bei TÜV SÜD, dem größten deutschen TÜV, erläutert, was das TÜV SÜD-Zertifikat über das neue Modell aussagt. Herr Wegner, welchen Nutzen besitzt so ein Umwelt-Zertifikat? DaimlerChrysler kann mit dem Zertifikat darstellen, dass das High-End-Produkt S-Klasse in jeder Hinsicht den Stand der Technik repräsentiert - auch beim Umweltschutz. Es macht die Entwicklungsleistung transparent und zeigt auf, welchen Fortschritt das Unternehmen bei der Entwicklung seiner Produkte im Hinblick auf den Umweltschutz erreicht hat. Die Einhaltung der ISO 14062 Norm verlangt von den Unternehmen, Umweltaspekte schon in der Planungs- und Entwicklungsphase einzubeziehen und sorgt somit für einen frühzeitigen Austausch zwischen der Ingenieurs- und der Managementebene. Produktbezogener Umweltschutz wird immer wichtiger, da die Potenziale in den Produktionswerken schon weitgehend ausgeschöpft sind. Mit dem ISO-14062-Zertifikat kann ein Betrieb also seine Leistungen in punkto Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung dokumentieren. Und nicht zuletzt ist das TÜV SÜD-Zertifikat natürlich auch ein Marketinginstrument. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit das Umweltzertifikat erteilt wird? Erste Voraussetzung ist die Integration aller relevanten Umweltaspekte in den Design- und Entwicklungsprozess. Der Gedanke der Nachhaltigkeit muss bei konkreten internen Zielsetzungen ebenso zum Tragen kommen wie im Einbeziehen der internen Umweltexperten und der externen Lieferanten; sogar Marketing und Vertrieb werden betrachtet. Hier kann und muss sich das Unternehmen an den Anforderungen der ISO 14062 orientieren. Diese macht methodische Vorgaben, enthält aber beispielsweise keine Grenzwerte für Lärmemissionen. Zweite Voraussetzung ist die Produktbetrachtung mit einem geeigneten Verfahren der Lebenszyklus-Analyse, also das Erstellen einer Ökobilanz. Wir betrachten also das ganze Spektrum: Von der Rohstoffgewinnung über die Lebensphase des Produkts, im Falle der S-Klasse also auch den Spritverbrauch des Fahrzeugs, bis hin zur umweltgerechten Entsorgung. Was genau prüft TÜV SÜD auf dem Weg zum Zertifikat? Eines gleich vorab: Die Fachleute von TÜV SÜD machen in diesem Fall keine Produktprüfungen im Labor. Bewertet wird das systematische Vorgehen des Unternehmens in punkto umweltorientierter Produktentwicklung. Die Aussagen des Kunden werden dabei bis auf die Ebene von Prüfberichten verfolgt und verifiziert. Wir checken also ganz konkret, ob die Entwicklungsziele in Lasten- und Pflichtenheften sich auch in den Messberichten zum Schadstoffausstoß oder bei der Ökobilanzierung wiederfinden. Spielt die Produktion des Autos eine Rolle? Ja, natürlich. Insbesondere Lackiervorgänge sind hier interessant, aber auch die Herstellung von Zulieferteilen – wie zum Beispiel Reifen oder Elektronik. Die Belastungen für die Umwelt entstehen bei Autos allerdings während des gesamten Lebenszyklusses – also neben der Herstellung auch im Fahrbetrieb und bei der Verwertung. Gibt es im Hinblick auf das Zertifikat "Tabu-Stoffe" und "Tabu-Materialien"? Autohersteller müssen die Altfahrzeugrichtlinie einhalten. Das führt zum Ausschluss von Schwermetallen – zum Beispiel von sechswertigem Chrom, wie es etwa beim Korrosionsschutz von Oberflächen eingesetzt werden könnte, oder von Blei, das sich z.B. in Auswuchtgewichten befindet, oder auch von Quecksilber und Cadmium. Macht das Zertifikat nur für High-End-Produkte wie die S-Klasse Sinn? Nein, das Verfahren nach der Norm ISO/TR 14062 eignet sich für alle Produkte, die umweltrelevant sind. Umso höher die Stückzahl, umso wichtiger ist eigentlich die Zertifizierung nach der Umwelt-Norm. Das gilt für alle Konsumgüter. Zurück zu den Autos: Wie schwierig ist der Weg zum Zertifikat für einen Hersteller? Der Aufwand kann unterschiedlich hoch sein. Das hängt davon ab, wie sehr Umweltaspekte bislang schon in den Entwicklungsprozess integriert waren. Je besser die Systematik, desto geringer der Aufwand. DaimlerChrysler war schon richtungsweisend aufgestellt und hatte die umweltorientierte Produktentwicklung tief im Unternehmen verankert. So konnten wir die Zertifizierung in einem Zeitraum von drei Monaten abwickeln. |
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