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Mercedes-Benz - Großer Preis von Russland 2016 – VorschauLewis: "Rückschläge gehören im Sport dazu" Nico: "Ich hätte niemals gedacht, dass die ersten drei Wochenenden so verlaufen würden" Toto: "Vor uns liegt eine wichtige Woche für den Sport" Paddy: "Am Sonntag könnte es zu Beginn erneut dramatisch zugehen" Feature der Woche: Einschätzung eines Power Unit Defekts Lewis HamiltonNach dem Wochenende in China ging mir erwartungsgemäß viel durch den Kopf. Aber nach all den Jahren sagt mir meine Erfahrung, dass ich nach Rückschlägen die Ruhe bewahren und weiter pushen muss. Ich habe das schon einige Male erlebt. An den kommenden 18 Rennwochenenden kann viel passieren und ich habe vollstes Vertrauen in dieses Team. Rückschläge gehören zum Sport dazu: Sie schweißen uns zusammen, machen uns stärker und ich weiß, dass wir gemeinsam zurückschlagen werden. Ich bin zuversichtlich, dass uns bessere Wochenenden erwarten. Es gibt viel Positives, das wir mitnehmen können. Nach diesen ersten Rennen weiß ich immerhin, dass ich noch überholen kann! In China hatte ich zudem einen großartigen Start, hoffentlich kann ich daran anknüpfen und dies zu meinem Vorteil nutzen, um eine bessere Basis für die Rennen zu haben. Jetzt geht es nach Russland. Ich habe dort bei bislang beiden Rennen gewonnen und die Strecke scheint mir ziemlich gut zu liegen. Warten wir ab, was wir dort erreichen können... Nico RosbergEs ist natürlich großartig, dass wir noch immer das schnellste Auto haben. Wir wollen jedes Rennen gewinnen, aber ich hätte niemals gedacht, dass die ersten drei Wochenenden so verlaufen würden. Ich habe das Beste aus meinen Möglichkeiten gemacht und dadurch nun einen kleinen Vorsprung nach Punkten. Aber es liegen erst drei Rennen hinter uns und es braucht nur ein schlechtes Wochenende, um den Vorsprung aufzubrauchen. Lewis ist der amtierende Champion und damit für mich noch immer die Messlatte, Ferrari hat noch nicht gezeigt, was sie können, und Red Bull scheint ebenfalls stärker zu werden. Uns erwartet ein guter Kampf und darauf freue ich mich. Ich würde es gar nicht anders wollen. Im Moment blicke ich von Rennen zu Rennen, konzentriere mich auf meine Aufgaben und versuche, diese bestmöglich zu erledigen. Diese Einstellung hat für mich bislang gut funktioniert. Jetzt kann ich Sotschi kaum noch erwarten. Im vergangenen Jahr sah es dort für mich das gesamte Wochenende über gut aus, bis ein technisches Problem mein Rennen beendete. Im Jahr davor hatte ich viel Spaß, mich vom Ende des Feldes nach vorne zu kämpfen. Ich weiß also, dass ich auf dieser Strecke konkurrenzfähig bin. Wir haben auch großartige Erinnerungen an den Gewinn der beiden Weltmeisterschaften mit dem Team dort. Entsprechend freue ich mich darauf, wieder dorthin zu kommen und zu sehen, wie wir uns diesmal schlagen. Toto Wolff, Mercedes-Benz MotorsportchefHinter uns mag ein ordentlicher Start liegen, aber zu diesem Zeitpunkt des Jahres geht es darum, Punkte zu sammeln, ohne zu viel auf die Weltmeisterschaft zu achten. Es liegen erst drei Rennen hinter uns. Demnach stehen noch 18 aus. Ich habe keinen Zweifel daran, dass uns bis zum Saisonende ein enger Kampf an allen Fronten erwartet. Beide Fahrer befinden sich in einer guten mentalen Verfassung. Nico ist in einer großartigen Form, bleibt jedoch mit beiden Beinen auf dem Boden. Lewis hätte allen Grund, von seinem Saisonstart entmutigt zu sein. Aber er ist ruhig und zuversichtlich – er geht mit den Rückschlägen wie ein echter Champion um. Vor uns liegt eine wichtige Woche für den Sport mit dem entscheidenden Treffen der Strategie-Gruppe, bei dem die Regeln für 2017 festgelegt werden. Nach drei Rennwochenenden in diesem Jahr lässt sich festhalten, dass die Performance der Teams zu großartigen Rennen geführt hat. Jetzt bleibt abzuwarten, ob wir als Gruppe das Reaktionsvermögen besitzen, um dies anzuerkennen und es in Betracht ziehen, ein Regelwerk fortzuführen, das gut funktioniert. Paddy Lowe, Executive Director (Technical)Es ist unüblich, bereits sechs Monate nach dem letzten Rennen an einen Austragungsort zurückzukehren. Eine dermaßen einschneidende Änderung am Rennkalender könnte durchaus andere Wetterverhältnisse mit sich bringen. Wir reisen zum insgesamt dritten Mal nach Sotschi und es wird interessant sein, zu sehen, wie sich die Strecke verändert hat. In den ersten beiden Jahren war die Streckenoberfläche sehr glatt. Angesichts dessen fällt die Reifenwahl mit Medium, Soft und SuperSoft in diesem Jahr eher konservativ aus. Ein markantes Merkmal in Sotschi ist, dass der Kurs die längste Anfahrt zur ersten Bremszone von allen Strecken im Rennkalender besitzt. Dort wird extrem hart gebremst, was die Fahrer auf der ersten Runde leicht eiskalt erwischen kann. Nach den ereignisreichen Startrunden in Bahrain und China könnte es am Sonntag zu Beginn erneut dramatisch zugehen. Wir freuen uns darauf, wieder nach Russland zu kommen und möchten unsere starke Form der zurückliegenden Rennen in Sotschi fortsetzen. Das Wochenende in China verlief aus Zuverlässigkeitssicht alles andere als zufriedenstellend. Deshalb ist es eines unserer Hauptanliegen, mit beiden Autos ein sauberes Wochenende zu erleben. In jedem Fall möchten wir der wachsenden Fangemeinde in Russland ein weiteres spannendes Rennen bieten. Feature der Woche: Einschätzung eines Power Unit DefektsWas wissen wir über den Defekt an der Power Unit von Lewis in Shanghai? Die genannte Power Unit kam in den frühen Morgenstunden des Donnerstags nach dem Rennwochenende in Brixworth an. Seitdem liefen die Untersuchungen in der Fabrik ununterbrochen. Die MGU-H wurde analysiert und es wird vermutet, dass das Problem in Zusammenhang mit der Isolierung steht. Nachdem Teilchen im Ölsystem gefunden wurden, werden der Turbolader und die Ölpumpen ersetzt. Nach dem Abschluss der Reparaturen verbleibt diese Power Unit im Fahrer-Pool und wird als Ersatz mit nach Sotschi genommen. Wie sieht die erste Reaktion aus, wenn an der Strecke ein Defekt an der Power Unit auftritt? Zunächst arbeiten sich eine Gruppe an Ingenieuren an der Rennstrecke sowie eine noch viel größere Gruppe in Brixworth durch die aufgezeichneten Daten. Sie stellen fest, was jeder Sensor an der Power Unit festgehalten hat. Dieser Schnell-Check stellt rasch fest, wie schwerwiegend das Problem ist. Was passiert, wenn ein größerer Defekt entdeckt wird? Wenn dabei entdeckt wird, dass ein Problem nicht an der Strecke behoben werden kann und Teile entfernt werden müssen, bereiten die Ingenieure an der Strecke die Komponenten so schnell wie möglich für den Transport nach Brixworth vor. Während sich die Komponenten auf dem Rückweg befinden, verfasst der zuständige Ingenieur des vermutlich betroffenen Systems eine Anleitung für das weitere Vorgehen. Was beinhaltet diese Anleitung? Sie ist eine detaillierte Abfolge an Anweisungen für die Techniker in der Montage in Brixworth. Dazu gehört auch, wer welchem einzelnen Abschnitt des Prozesses zugeteilt wird, welche Spezialausrüstung und/oder Untersuchungsmethoden benötigt werden und welche Schritte durchgeführt werden müssen. Die Liste wird in chronologischer Reihenfolge verfasst und jedem Schritt ein geschätztes Zeitfenster zugewiesen. Auf diese Weise wird ein gründlich abgewogener Zeitplan erstellt, der vollständig mit Ressourcen ausgestattet ist. Wo beginnen die Techniker, wenn sie eine defekte Komponente dekonstruieren? In den meisten Fällen beginnen die Techniker damit, Öl durch die verschiedenen Leitungen und Filter des Öl- und Kühlsystems zurück zu spülen. So sammeln sie alle Kleinstteilchen. Während größere Fragmente von Hand entfernt werden können, können sich kleinere Teilchen – die oft auf den Ursprungspunkt des Problems hindeuten – am Ende von Leitungen oder Filtern des defekten Teils ansammeln. Wie werden die Teilchen untersucht? Die erste Stufe sind mikroskopische Analysen der Feinteilchen. Dabei werden die verschiedenen Formen und Größen begutachtet, um festzulegen, ob es sich um Abriebmaterial handelt oder ob eine Komponente in kleine Teile zerschmettert wurde. Die Teilchen werden dann mit einem Elektronenmikroskop gescannt, um deren chemische Zusammensetzung zu überprüfen. Dies hilft dabei, den Materialtyp festzulegen. Dieser wiederum liefert einen Anhaltspunkt für jene Komponente, von der die Teile möglicherweise stammen. Was geschieht als nächstes mit den verschiedenen in Frage kommenden Komponenten? Sobald die Teilchenanalyse komplett ist und die Komponenten, die an dem Defekt beteiligt waren, alle isoliert wurden, wird die installierte Konfiguration damit genau nachgestellt. Indem sie die Reihe an vorliegenden Komponenten, die gefundenen Teilchen und wo sie entdeckt wurden ansehen, können die Ingenieure einen möglichen Ablauf der Ereignisse entwickeln. Dann sehen sich erneut die aufgezeichneten Daten von der Strecke an, um Sprünge in den Aufzeichnungen jedes Power Unit-Sensors zu finden, die vielleicht zu einer der vorhandenen Theorien passen. Können während des Untersuchungsprozesses virtuelle Simulationen genutzt werden? Virtuelle Simulationswerkzeuge geben einen guten Einblick darin, was innerhalb eines Systems abläuft. Sie werden während der gesamten Entwicklungsphase intensiv genutzt. Wenn eine Komponente versagt, kann man erneut auf diese Modelle zurückgreifen und Veränderungen vornehmen, um dem zu entsprechen, was das Team als Fehlerursache vermutet. Unternimmt das Team auch physische Simulationen, um den Defekt nachzustellen? Es ist möglich, absichtlich Fehler in die Teile einzubauen, die dann auf dem Prüfstand getestet werden können, um den Defekt zu reproduzieren. Dies könnte als ein teurer Weg angesehen werden, aber es ist preiswerter, als wenn sich das Problem an der Strecke wiederholen würde. Die Motoren können mit veränderten Freigaben eingesetzt werden, die entweder geringer oder größer als die typischerweise eingebauten Standardtoleranzen ausfallen. So lässt sich beispielsweise ein Szenario nachstellen, bei dem sich eine Oberfläche abgenutzt hat. Wie sieht es mit den nicht-mechanischen Elementen der Power Unit aus? Jedes Element der Power Unit wird wenn notwendig analysiert. Eine elektronische Komponente wie beispielsweise eine Leiterplatte kann bei steigenden Temperaturen in einem Ofen betrieben werden. So lässt sich feststellen, ab welchem Punkt die Halbleiter aufhören zu funktionieren. Diese Erkenntnis lässt sich mit dem Wissen über die Temperaturen der Leiterplatte im ERS-Modul verbinden, um so festzustellen, ob eine Überhitzung als Ursache des Defekts diagnostiziert werden kann. Wer ist normalerweise in den Diagnose-Prozess involviert? In erster Instanz wird der Untersuchung exklusiv ein Ingenieur mit Fachwissen über das betroffene System zugeteilt. Er oder sie soll das Problem bis zu dessen Lösung begleiten und beruft mindestens alle 24 Stunden ein Meeting mit vier oder fünf Personen ein, um über die Theorien nachzudenken. Diese Leute besitzen normalerweise viel Erfahrung mit der Power Unit, ein gutes Problemlösungsbewusstsein und die Fähigkeit, quer zu denken. Sie arbeiten sich Schritt für Schritt durch die Theorien, bis sie solide sind. |
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