Diesen Artikel drucken HTML-Format: https://www.autosieger.de/kompakt-cabrios-im-crashtest-article12594.html Thema: Test & Wertung |
Kompakt-Cabrios im CrashtestStatistiken belegen: Die "oben ohne"-Fangemeinde wird immer größer. Allein im vergangenen Jahr kamen auf Schweizer Strassen über 11.000 neue Cabrios hinzu, in Deutschland waren es an die 150.000. Die Unfallforscher der AXA Winterthur und der DEKRA haben das Gefahrenpotential der trendigen Freiluft-Fahrzeuge mit Crashtests untersucht und dabei besondere Risiken aufgedeckt: "Da der Fahrgastraum der Kompakt-Cabrios vergleichsweise klein ist, sind die Insassen erhöhten Gefahren ausgesetzt", erklärt Anton Brunner, Leiter Unfallforschung der AXA Winterthur. Die Platzeinsparungen können sich auf das Verletzungsrisiko der Insassen auswirken, wie die aktuellen Crashtests zeigen: Bei einer Heckkollision prallten wegen des kleinen Zwischenraumes die Kopfstützen gegen die Überrollbügel des angestoßenen Kompakt-Cabrios. "Ein Unfall wie dieser kann zu erheblichen Verletzungen im Kopfbereich führen", sagt Brunner. Nach seiner Meinung würde bereits eine Vergrößerung des Zwischenraums von wenigen Zentimetern dieses Problem deutlich entschärfen. Besondere Risiken beim Überschlag Cabrio-Fahrer haben beim Überschlag kein Dach über dem Kopf und sind damit einem besonderen Risiko ausgesetzt. Die Crashtests haben gezeigt, dass ohne Überrollbügel die Überlebenschancen der Insassen entscheidend reduziert sind. Aber auch bei vorhandenen Überrollbügeln ist Vorsicht geboten: "Der Kopf des Fahrers darf bei geöffnetem Verdeck nicht über die Frontscheibe oder den Überrollbügel hinausragen", warnt Jörg Ahlgrimm, Leiter Unfallanalyse der DEKRA. Das Schutzpotenzial sei in diesem Fall gering. Es ist deshalb wichtig, dass die Sitze trotz des kleinen Fahrgastraums optimal auf den Lenker eingestellt werden können. "Speziell groß gewachsene Cabrio-Lenker sollten darauf achten", betont Ahlgrimm. Gute Festigkeit der Bodenkonstruktion Das fehlende Dach und die damit verbundenen Einbussen bei der Steifigkeit der Fahrzeugkarosserie müssen beim Cabrio kompensiert werden: Diverse Längs- und Querverstrebungen in der Bodenkonstruktion machen das Manko wett. Das bedeutet auch ein Plus in punkto Sicherheit, wie die Crashtests zeigen: "Dank der festen Bodenkonstruktion wurde das Cabrio beim Frontalaufprall deutlich weniger deformiert als sein geschlossenes Pendant", hält Anton Brunner fest. Gefährdete Seitenpartie Allerdings kann die spezielle Bauweise auch negative Effekte haben. Gut zu beobachten ist dies beim Seitenaufprall auf ein zweitüriges Kompakt-Cabrio: Weil die Seitentüren länger sind als jene der viertürigen Fahrzeuge, verlieren die Fahrgastzellen seitlich an Steifigkeit. Bei der Kollision wird die Türe verhältnismäßig stark eingedrückt, was zu einer erhöhten Verletzungsgefahr im Beckenbereich führen kann. "Türverstärkungen mit einer wirksamen Abstützung an den Türsäulen vorne und hinten könnten zusätzlich Sicherheit bringen", ist Jörg Ahlgrimm überzeugt. Vorsicht: Dach im Kofferraum Beim Kompakt-Cabrio mit versenktem Blechdach zeigt sich ein neues Problem: Das Dach wird beim Heckaufprall nach vorne in Richtung Insassen geschoben. Wird es nicht genügend abgefangen, kann es gar in den Fahrgastraum eindringen. Anton Brunner rät: "Die Überrollbügelverstrebung sollte nicht nur beim Überschlag schützen, sondern auch die nach vorne geschobenen Blechmittelteile und das Gestänge der Dachmechanik abfangen". Erreichen ließe sich das laut Brunner durch einen festen Verbund von Zwischenwand und Überrollbügeln mit den Türsäulen. Bedingt durch ihre geringe Größe sind Kompakt-Cabrios - neben den Motorrädern und den geschlossenen Kleinwagen - das schwächste Glied im motorisierten Straßenverkehr. Die kleinen Flitzer bieten daher generell weniger Sicherheit. Aber: "Wenn bei der Konstruktion auf die erwähnten Punkte geachtet wird, so erreichen Cabrios den gleichen Sicherheitsstandard wie ein durchschnittlicher, geschlossener Personenwagen", bestätigt Jörg Ahlgrimm. |
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