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Gurtpflicht seit 01. Januar 1976Schon seit 1974 werden deshalb alle in Deutschland verkauften Neufahrzeuge serienmäßig mit Gurten an den Vordersitzen ausgerüstet. Mercedes-Benz, immer wieder Vorreiter in der Fahrzeugsicherheit, stattet bereits 1973 die Vordersitze in der mittleren Baureihe W 114/115 (im Volksmund "Strichacht" genannt) und der S-Klasse der Baureihe W 116 mit hoch modernen Dreipunkt-Sicherheitsgurten samt Aufrollautomatik aus. Die vorderen Sitze haben außerdem Sicherheitskopfstützen. Individuelle Freiheit oder verordnete Sicherheit? Organisationen wie der ADAC werben 1975 im Vorfeld der Gurtpflicht für das Sicherheitssystem. Doch der Widerstand gegen die Verordnung ist groß. Es geht dabei nicht allein um die technischen Aspekte des Rückhaltesystems, sondern vor allem auch um die politische Ebene der Verordnung. Darf der Staat dem mündigen Bürger am Steuerrad das Benutzen eines Sicherheitssystems vorschreiben? Diese Frage wird 1975 in Deutschland heftig diskutiert, das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" macht die Gurtpflicht gar zur Titelgeschichte. Doch trotz aller Proteste und Diskussionen bleibt es bei der Gesetzesänderung. Ab dem 21. Januar 1976 muss auf den Vordersitzen von Personenwagen ein Sicherheitsgurt getragen werden. 1984 kommt auch die Gurtpflicht für Rücksitze. Im selben Jahr wird erstmals ein Verwarnungsgeld von 40 Mark für jene Fahrer und Passagiere verhängt, die sich auf den Vordersitzen nicht anschnallen. Zwei Jahre darauf wird auch das Fahren ohne Sicherheitsgurt im Fond mit 40 Mark geahndet. Heute beträgt das Verwarnungsgeld pro Person 30 Euro. Sicherheitsgurte bei Mercedes-Benz Schnell, elegant und begehrenswert ist der offene Mercedes-Benz 300 SL, den die Stuttgarter 1957 auf der Basis des Flügeltür-Coupés von 1955 präsentieren. Für diesen Roadster (W 198 II) ist ab 1958 ein neues Rückhaltesystem zu haben, das Insassen bei einem Unfall schützen soll: der Sicherheitsgurt. Dieser erste Gurt ist als Beckengurt ausgeführt, ähnlich wie im Flugzeug. Und tatsächlich wird das neue Element der passiven Sicherheit bereits 1957 auch als "Gurt zum Anschnallen, Flugzeugbauart" angekündigt. Vor allem soll das neue System Fahrer und Passagier bei einem Unfall davor schützen, aus dem Auto geschleudert zu werden. 1958 wird der Sicherheitsgurt, nun auch unter diesem Namen im Prospekt zu finden, erstmals im Mercedes-Benz 300 SL Roadster eingebaut. Pro Sitz kostet die Sonderausstattung damals 110 Mark. Zum Vergleich: Für ein Radiogerät des Modells Becker Mexiko mit automatischer Antenne müssen die Käufer des Sportwagens zu dieser Zeit als Sonderausstattung 810 Mark bezahlen. Noch im selben Jahr bietet Mercedes-Benz für alle Personenwagen mit vorderen Einzelsitzen vergleichbare Sicherheitsgurte an. Im Mercedes-Benz 220 S (Baureihe W 180 II) zum Beispiel kostet die sichere Sonderausstattung pro Sitz 120 Mark, im Mercedes-Benz 300 d (Baureihe W 189) gar 150 Mark pro Sitz. Vom Zweipunkt-Statikgurt zum Dreipunkt-Automatikgurt Nach der Einführung des Sicherheitsgurts als Sonderausstattung wird das Rückhaltesystem kontinuierlich weiter entwickelt. Die ersten Modelle sind noch als an der Karosserie befestigte Bauchgurte ausgeführt, die auf jeden Passagier individuell eingestellt werden müssen. Das ist zwar umständlich, bietet aber einen höheren Schutz bei Unfällen gegenüber Fahrzeugen ohne Gurt. Zu den Kunden, die sich von dem neuen System überzeugen lassen, gehört auch Bundeskanzler Konrad Adenauer. Für den Regierungschef wird im Fond seines Mercedes-Benz 300 ein Beckengurt eingebaut. Ab 1961 wird die Ausrüstung von Mercedes-Benz Personenwagen mit Sicherheitsgurten einfacher, denn nun sind alle Fahrzeuge mit Gurtbefestigungen an den Vordersitzen ausgerüstet. Für Einzelsitze bietet die Stuttgarter Marke zu diesem Zeitpunkt nur noch Schultergurte an. Diese Ausführung hat zwar ebenfalls nur zwei Befestigungspunkte, bietet aber einen höheren Schutz gegen den Aufprall auf der Instrumententafel als der Becken- oder Bauchgurt. 1962 erhalten auch die Rück-sitze serienmäßig Gurtbefestigungen. Ende der 1960er Jahre setzt sich als endgültige Form des Sicherheitsgurtes für Personenwagen der Dreipunktgurt durch, der Becken- und Schultergurt verbindet. Durch eine Aufrollfunktion ergänzt, wird er zum Sicherheits-Automatikgurt. 1973 führt Mercedes-Benz diese Form des Sicherheitsgurtes als Serienausstattung auf den Vordersitzen ein. Zuvor sind die kontinuierlich weiterentwickelten Gurte stets Sonderausstattung geblieben. In der S-Klasse der Baureihe W 116 kostet ein Paar Sicherheitsgurte (je nach Wunsch auf den Vorder- oder Rücksitzen) 1972 noch 120 Mark, Gurte für beide Sitzreihen sind doppelt so teuer. In der Baureihe W 114/115 sind Automatikgurte ab Sommer 1972 erhältlich und kosten für die Vordersitze 120 Mark, alternativ für beide Sitzreihen 240 Mark. Die bis Frühjahr 1972 eingebauten Statikgurte haben 70 Mark für die Vordersitze und für beide Sitzreihen 135 Mark gekostet. Sicherheitsgurt und Airbag Nach der Aufwertung der vorderen Sicherheitsgurte zur Serienausstattung im Jahr 1973 folgt 1979 der serienmäßige Einbau von Dreipunkt-Sicherheitsgurten auch auf den Fondplätzen. Durch konstruktive Details wie der dreistufigen Höhenverstellung des Gurts in der S-Klasse lässt sich das Sicherheitssystem den Passagieren immer besser anpassen und entfaltet so bei einer Kollision seine maximale Wirkung. Der Airbag hat 1981 in der Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe W 126 Weltpremiere. Das neue Sicherheitssystem schützt den Fahrer vor den Folgen eines schweren Unfalls, indem nach dem Crash ein Stoffsack in Sekundenbruchteilen aufgeblasen wird und den Aufprall auf dem Lenkrad abfedert. Dem Fahrer-Airbag (serienmäßig 1992) folgen der Beifahrer-Airbag (1988, serienmäßig 1994) und weitere Systeme wie Sidebag und Window-Bag. Die jüngsten Entwicklungen sind adaptive Systeme, die sich der jeweiligen Unfallschwere anpassen. Mercedes-Benz löst mit dem Airbag den Sicherheitsgurt nicht ab, sondern ergänzt beide Systeme zu einem wirkungsvollen Rückhaltesystem. Das unterstreicht 1981 die Einführung eines neuartigen Gurtstraffers (serienmäßig 1984), der bei einem Unfall die Wirkung des Sicherheitsgurtes verstärkt. Die nochmalige Leistungssteigerung des Gurtstraffers im Jahr 1995 verbindet Mercedes-Benz mit der Vorstellung integrierter Gurtkraftbegrenzer. Beide Systeme kontrollieren den Sicherheitsgurt so, dass er eine mögliche hohe Wirkung entfalten kann, ohne zu stark auf die Passagiere zu wirken. Sicher angeschnallt in die Zukunft 30 Jahre nach der Gurtpflicht ist der Sicherheitsgurt zum vertrauten Element der passiven Sicherheit geworden. Und das Rückhaltesystem hat viel Potenzial für die Zukunft. Auf den Gurt setzt deshalb auch das Sicherheitssystems PRE-SAFE® von Mercedes-Benz, Teil der Sicherheitsphilosophie PRO-SAFE™: Erkennen die Sensoren von PRE-SAFE®, dass die Gefahr eines Unfalls besteht, spannt das System unter anderem die mechanischen Gurtstraffer durch Elektromotoren vor, um die maximale Schutzwirkung des Gurtes aufzubauen. Zur aktuellen Sicherheitstechnik in Mercedes-Benz Fahrzeugen gehört auch, dass sich die Rückhaltesysteme auf Art und Schwere eines Unfalls einstellen und entsprechend reagieren. So sorgen beispielsweise adaptive Gurtkraftbegrenzer dafür, dass ab einer bestimmten Belastung auf den Sicherheitsgurt eine definierte Länge des schwarzen Bandes freigegeben wird. Bei schwereren Unfällen wird durch diese Methode die Gurtkraft weiter abgesenkt. Lesen Sie auch: Vom Sicherheitsgürtel zur Gurtpflicht - Eine Erfolgsgeschichte |
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