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Großer Preis von Aserbaidschan: Vorschau von Toto WolffToto Wolff über AserbaidschanEs war eine große Genugtuung, zu sehen, wie all die Analysen, die wir nach Monaco angestellt haben, sich in Kanada so gut ausgewirkt haben. Jetzt geht es darum, diesen Schwung aufrechtzuerhalten. Das ist das Schöne, aber auch das Schwierige an der Formel 1. Das letzte Rennen zählt nicht mehr. Du wirst immer an der aktuellen Performance gemessen. Unternehmen geben vier Mal im Jahr einen Bericht heraus. Wir machen das 20 Mal auf einer öffentlichen Plattform – der Rennstrecke. Wenn du einen schlechten Tag erwischst, kannst du entweder niedergeschlagen sein oder dich zusammenraufen und etwas dagegen unternehmen. Das haben wir getan. Wir haben weitergemacht und solche Tage bringen dich viel weiter als die guten Tage. Wie heißt es so schön? Erfolg ist ein schlechter Lehrer. Aus jedem schwierigen Wochenende sind wir gestärkt hervorgegangen. Das spricht Bände über die Leute in diesem Team. In dieser Saison ist es so eng, da musst du von Rennen zu Rennen schauen und versuchen, an jedem Wochenende das beste Paket zu haben – Chassis, Power Unit und Fahrer. Das ist der einzige Weg und genau so gehen wir es an. Die Saison ist lang. Es wird gute und weniger gute Wochenenden geben. Es geht darum, jedes Mal das Beste herauszuholen. Man muss in schwierigen Zeiten die bestmögliche Punkteausbeute mitnehmen und wenn alles stimmt, die Pokale einfahren. Lewis ist in der besten Verfassung, in der ich ihn in den vergangenen fünf Jahren, seit er zum Team gestoßen ist, erlebt habe. Nicht nur, weil er ein großartiges Wochenende in Montreal hatte, sondern weil er so gut mit den schwierigen Tagen umgeht. Das ist das Holz, aus dem die Besten geschnitzt sind. Wenn es hart wird, lassen sie es schnell hinter sich und holen das Beste aus ihren Möglichkeiten heraus. Valtteri befindet sich ebenfalls in einer starken Position. Man würde niemals glauben, dass er im Winter erst in allerletzter Minute zum Team gestoßen ist. Nach sieben Grands Prix hat er alle unsere Erwartungen übertroffen. Er stand auf der Pole, hat ein Rennen gewonnen und Lewis sowohl am Samstag als auch am Sonntag gefordert. Jetzt geht es für ihn darum, alles an jedem Rennwochenende zusammenzubekommen und ich habe keine Zweifel daran, dass ihm das gelingen wird. Wir haben darüber gescherzt, dass unser Auto eine kleine Diva sei. Es ist aber ein gutes Auto, obwohl es manchmal schwierig sein kann. Das müssen wir akzeptieren. Dann können wir die vielen positiven Charaktermerkmale, die es ebenfalls besitzt, verstehen und schätzen lernen. Ich glaube, dass unser Auto das schnellste im Feld ist und hätte kein anderes lieber. Es ist immer interessant, neue Orte kennenzulernen. Als wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal nach Aserbaidschan gekommen sind, wusste ich wirklich nicht, was ich erwarten sollte. Sie haben großartige Arbeit mit der Strecke abgeliefert, das Stadtzentrum ist wundervoll, die Infrastruktur funktioniert gut und unsere Gastgeber kümmern sich gut um uns. Entsprechend freue ich mich darauf, wieder dorthin zu kommen. Feature der Woche: Umgang mit der StreckenoberflächeDie Verbindung zwischen Fahrer und Rennauto dürfte die bekannteste im Fahrerlager sein. Eine genauso wichtige Beziehung ist jedoch jene zwischen den Autos, deren Reifen und dem schwarzen Belag darunter – der Streckenoberfläche. Sie ist sehr wichtig. Die großen Pirelli-Reifen stellen die Verbindung zwischen dem Auto und der Strecke dar. Das Zusammenspiel zwischen Reifen und Streckenoberfläche erzeugt Grip. Kaum eine Presserunde vergeht, ohne dass die Streckenoberfläche in Zusammenhang mit dem Fahrzeugsetup genannt wird – normalerweise in Bezug auf die endlose Suche nach der perfekten Balance. Unterschiedliche Streckenoberflächen verändern den Grip, den der Reifen erzeugt, komplett. Sie beeinflussen alles vom Setup bis zur Strategie. Entsprechend ist es entscheidend, dass die Teams genau verstehen, wie sich dieses Zusammenspiel an jedem Wochenende entwickelt. Auf einer besonders "glatten" Strecke (wie etwa in Baku oder Mexico Stadt) ist die Oberfläche weniger rau. Dann fällt der Reifenabbau normalerweise geringer aus und es ist im Allgemeinen etwas einfacher, auf die Reifen zu achten – außer bei extremen Temperaturen. Dies führt dazu, dass die weicheren Reifenmischungen eine realistische Option sind. Das liegt daran, dass kein Teil des Gummis sich verformt, wenn der Reifen unter Last auf die Streckenoberfläche gedrückt wird. Wenn der Asphalt gelegt wird, enthält er Steine und Bitumen. Zunächst dienen die Bitumen als Schicht über den Steinen. Dadurch ist der Belag sehr glatt. Aber im Verlauf der Jahre nutzt sich die Oberfläche immer mehr ab. Diese natürliche Entwicklung von Streckenoberflächen sorgt für deutliche Unterschiede beim Verhalten der Reifen. Bahrain und Barcelona sind Beispiele für Kurse, die die Ingenieure als "harte" Strecken bezeichnen würden. Dort kann man die Höhen und Tiefen in der Oberfläche erkennen. Wenn ein Reifen über diese Oberfläche fährt, wird der Gummi belastet, was nicht nur Auswirkungen auf das Grip-Niveau hat, sondern auch zu mehr Rutschen führt. Das wiederum erhöht den Reifenabbau. Strecken mit schnellen Kurven, hohen Kurvenkräften und altem Asphalt sind besonders aggressiv mit Blick auf den Reifenabbau. Ein Paradebeispiel dafür ist Suzuka. Schlussendlich lassen sich Formel 1-Ingenieure von keinem Oberflächentyp aus der Ruhe bringen. Für sie zählt nur, dass sie wissen, auf welcher Oberfläche sie fahren. Dann können sie das Auto entsprechend abstimmen, um den nötigen Grip zu erzielen. Wenn der Asphalt unterschiedlich wäre, würde ein identisches Setup selbst auf zwei ähnlichen Streckenkonfigurationen auf jeder Strecke eine gänzlich andere Balance hervorrufen. Mit Blick auf die Strategie hat die Streckencharakteristik einen erheblichen Einfluss auf die Reifenabnutzung und den Reifenabbau. Ein weiterer nennenswerter Multiplikator sind die Temperaturen. Neuer Asphalt ist normalerweise sehr dunkel. Aus diesem Grund erreicht er sehr hohe Temperaturen, wenn er direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist. In Baku lag die Höchsttemperatur im vergangenen Jahr zum Beispiel bei 55°C. Damit erreichte sie den Punkt, an dem es extrem schwierig wird, die Reifen unter Kontrolle zu behalten. Da die Oberfläche zu heiß wurde, verloren die Teams Grip, was wiederum direkten Einfluss auf den Abbau und die Abnutzung hatte und damit die Strategie-Entscheidungen am Kommandostand beeinflusste. Extreme Temperaturen beeinflussen die Reifenperformance auf unterschiedichen Streckenoberflächen allerdings nicht immer auf die gleiche Weise. Tatsächlich kann selbst die Wissenschaft hinter diesen Berechnungen nicht jeden Aspekt der Beziehung zwischen Temperaturen, Reifen und Streckenoberfläche erklären. Es ist eine stetige Lernkurve für alle Teams im Feld, die aber gemeistert werden muss, um ein erfolgreiches Wochenende in Baku zu haben. |
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