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GP Spanien 2009, Vorschau: Renault F1 Team im InterviewDer zurückliegende Große Preis von Bahrain in Sakhir verdeutlichte, wie eng die Grand Prix-Teams derzeit beieinanderliegen. Der von Platz sieben gestartete Fernando Alonso verlor in der ersten Runde eine Position, die er trotz beherzter Fahrweise nicht zurückgewinnen konnte. "Unser erklärtes Ziel, wieder zu punkten, haben wir damit zwar erreicht. Aber da wir in Bahrain nur einen Zähler geholt haben, müssen wir uns beim nächsten Rennen unbedingt verbessern", blickt der Spanier zurück. Flavio Briatore, Geschäftsführender Direktor des ING Renault F1 Teams, bescheinigte sowohl Fernando Alonso als auch Nelson Piquet ein starkes Rennen – der junge Brasilianer kämpfte sich von Platz 15 bis auf Rang 10 vor. Gleichzeitig räumte Briatore ein: "Von diesem Rennwochenende hatten wir uns mehr erhofft". Der Grand Prix von Spanien aus Sicht von ING Renault F1 Der Circuit de Catalunya gilt als echte Prüfung für die Aerodynamik der Boliden, da er viele lang gezogene schnelle und mittelschnelle Kurven aufweist, in denen sich die aerodynamische Stabilität und Balance zeigt. Mit nur wenigen nennenswerten Bremszonen und vielen schnellen Passagen bietet die Strecke kaum Überholmöglichkeiten. Ein guter Startplatz und eine ausgeklügelte Strategie sind daher unerlässlich für ein erfolgreiches Rennen. Beim Set-up wird die Vorderachse eher steifer abgestimmt als üblich, was präzisere Richtungswechsel ermöglicht. Dank des sehr ebenen Fahrbahnbelags werden die Rennwagen gewöhnlich relativ tief gelegt, was wiederum der aerodynamischen Performance zugute kommt. Die Strecke ist berüchtigt als "reifenmordender Kurs". Das liegt zum einen an den langen schnellen Kurven, die die Slicks ungewöhnlich lange und intensiv belasten, zum anderen am überdurchschnittlich rauen Asphalt. Aus den vier für die ganze Saison vorbereiteten Gummimischungen stellt Bridgestone für Barcelona die härteste und die weiche Option zur Verfügung. Fernando Alonso: "Ich hoffe auf eine satte Punkteausbeute" Fernando, du hast in Bahrain ein extrem hartes Rennen erlebt, konntest aber immerhin einen Punkt holen … Fernando Alonso: Das war ein ziemlich anstrengendes Rennen für mich – meine Getränkepumpe ist unterwegs ausgefallen, und als ich aus dem Fahrzeug gestiegen bin, war ich völlig dehydriert. Dass wir einen Punkt eingefahren haben, ist schön, aber letztlich hatten wir nach all der harten Arbeit der vergangenen Wochen doch auf etwas mehr gehofft. Mein Start war nicht perfekt, und so habe ich gleich zu Beginn Boden verloren. Da alle Fahrzeuge um mich herum auf einer ähnlichen Strategie unterwegs waren, konnte ich im Rennen nicht mehr viel erreichen. Alles in allem spiegelt das Ergebnis aber wohl unseren aktuellen Stand ganz gut wider: Wir haben das achtschnellste Auto im Feld und sind auf Rang acht ins Ziel gefahren. Am kommenden Wochenende fährst du in Barcelona deinen Heim-Grand Prix. Ist das für dich etwas Besonderes, vor heimischer Kulisse an den Start zu gehen? FA: In Spanien zu fahren, ist für mich immer etwas Besonderes – und ich bin besonders glücklich darüber, das mit den Rennen in Barcelona und Valencia in diesem Jahr gleich zweimal erleben zu dürfen. Die Unterstützung, die ich durch meine Fans in der Heimat erfahre, motiviert mich sehr. Ich wünsche mir, dass ich sie an diesem Wochenende mit einem starken Rennen glücklich machen kann. Auf das Podium zu fahren, wird ziemlich schwierig werden, aber ich hoffe auf ein gutes Qualifying und eine satte Punkteausbeute im Rennen. Was kannst du uns über die Strecke in Barcelona sagen? Liegt sie dem Renault R29? FA: Alle Teams kennen diesen Kurs in- und auswendig, schließlich fanden hier zahlreiche Winter-Testfahrten statt. Wir waren zuletzt im Februar hier, aber seitdem haben wir den R29 deutlich weiterentwickelt – im Freien Training müssen wir also das richtige Set-up finden. Das Auto ist immer noch nicht perfekt, aber wir haben bereits ein paar wichtige Verbesserungen umgesetzt und sind auf dem richtigen Weg. Hoffentlich machen wir am kommenden Wochenende einen weiteren Schritt nach vorne. Nelson Piquet: "Nach Bahrain fühle ich mich wesentlich besser" Nelson, ein Viertel der laufenden Saison ist vorbei. Fasse bitte den bisherigen Verlauf aus deiner Sicht zusammen … Nelson Piquet: Dieses Jahr habe ich mich wirklich schwer getan, in die Saison zu finden. Die Regenrennen in Malaysia und China waren ziemlich frustrierend. Wir konnten nicht genau einschätzen, wo unser Auto leistungsmäßig steht. Trotzdem habe ich in den ersten vier Läufen viel gelernt. Nach Bahrain fühle ich mich jetzt aber wesentlich besser. Dort war ich zum ersten Mal mit dem neuen Diffusor unterwegs. Natürlich wäre es schön gewesen, in die Punkte zu fahren. Aber die Autos liegen in dieser Saison leistungsmäßig dicht beieinander und sind zudem sehr zuverlässig. Berücksichtigt man diese Fakten, war mein zehnter Platz wahrscheinlich das Beste, was wir an diesem Tag erreichen konnten. Barcelona ist vermutlich die Strecke, die du bisher am häufigsten gefahren bist. Gefällt dir der Kurs? NP: Ich kenne Barcelona zwar am besten, aber der Circuit de Catalunya zählt nicht zu meinen Lieblingsstrecken, da er für uns Fahrer keine besondere Herausforderung darstellt. Hier geht es vor allem um die Aerodynamik und Balance der Autos in den schnellen Kurven. Überholen ist ziemlich schwierig. Darum müssen wir eine gute Qualifikation fahren, um überhaupt eine erfolgversprechende Strategie verfolgen zu können. Außerdem verlangt Barcelona besonders den Reifen alles ab. Wir müssen am Freitag noch genau analysieren, wie sich die beiden Gummimischungen über längere Distanzen verhalten. Inwiefern hat sich der Renault R29 seit Beginn der Saison weiterentwickelt? NP: Unser Team hat großartige Arbeit geleistet und das Auto immer schnell an alle neuen Gegebenheiten angepasst. Die größte Verbesserung ist natürlich der neue Doppel-Diffusor. In Bahrain haben wir zusätzlich den Fronflügel verändert, und jetzt fährt sich der Renault R29 wesentlich einfacher als noch zu Beginn der Saison. Ich weiß, dass das Team tagtäglich daran arbeitet, noch mehr aus dem Auto herauszuholen. Jetzt, da wir wieder in Europa unterwegs sind, wird es für die Jungs etwas einfacher, unsere Neuentwicklungen auf die Strecke zu bringen. Pat Symonds (Leitender Chefingenieur): "Wir rechnen für Barcelona mit einem deutlichen Entwicklungsschritt" Pat, nach den ersten 4 Saisonrennen: Wie bewerten Sie den Start des ING Renault F1 Teams ins neue Formel 1-Jahr? Pat Symonds: Ehrlich gesagt bin ich etwas enttäuscht. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, aus den Ergebnissen der Winter-Testfahrten zutreffende Rückschlüsse auf die Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Teams zu ziehen. Doch als wir in Melbourne zum Auftaktrennen eintrafen, hatten wir uns schon etwas weiter vorne gesehen, als uns die tatsächliche Performance bescheinigte. Mich hat jedoch enorm beeindruckt, wie entschlossen wir auf die Notwendigkeit reagieren, uns zu verbessern – speziell nach der Entscheidung in der Diffusor-Frage. Wir sind definitiv etwas schwach in die neue Saison gestartet, konnten bis jetzt aber einen Teil des Rückstands aufholen – und werden diesen Trend weiter fortsetzen. Welche Entwicklungsschritte dürfen wir von Renault mit dem Beginn der europäischen Saison erwarten? PS: Das Team arbeitet wirklich mit Volldampf an der Aufgabe, unseren Renault R29 immer schneller und konkurrenzfähiger zu machen. Der neue Doppel-Diffusor und der modifizierte Unterboden, die wir in China erstmals eingesetzt haben, stellen dabei nur einen ersten Schritt dar. Im Laufe des Jahres bringen wir weitere, noch effizientere Varianten – so aller Voraussicht nach auch am kommenden Wochenende in Barcelona. Hinzu kommen überarbeitete Radverkleidungen und ein neuer Heckflügel, die mehr Abtrieb generieren. Darüber hinaus lassen wir natürlich bei jedem einzelnen Rennen kleinere aerodynamische Verbesserungen einfließen. Alles in allem rechne ich in Spanien mit einem weiteren deutlichen Schritt in Richtung optimierter Performance. Hat es Sie überrascht, wie dicht die einzelnen Teams in diesem Jahr in puncto Schnelligkeit beisammen liegen? PS: In der Tat, ich finde es wirklich sehr erstaunlich, wie gering die Zeitabstände während der ersten vier Rennen innerhalb des Starterfeldes waren. Bislang galt immer die Devise, dass Reglementsänderungen für größere Unterschiede sorgen – die sich erst dann wieder egalisieren, wenn die technischen Rahmenbedingungen lange konstant bleiben. Dieser Effekt ist in diesem Jahr ausgeblieben, dafür haben die neuen Regeln die Rangordnung unter den Teams ordentlich durcheinander gewürfelt. Mir fehlt selbst noch die Erklärung, warum sich dies so ergeben hat. Eine der Ursachen, so meine Vermutung, könnte in der aerodynamischen Leistungsfähigkeit der Formel 1-Fahrzeuge liegen – durch den Verzicht auf die zahlreichen Deflektoren, Zusatzflügel und -elemente fallen die erreichbaren Unterschiede geringer aus. Die relative Aerodynamik-Performance der einzelnen Autos rückte näher zusammen. Angesichts der Tatsache, dass der Grand Prix-Kurs von Barcelona als Härtetest für die Aerodynamik gilt: Welche Performance trauen Sie dem Renault R29 am kommenden Wochenende zu? PS: Während der Winter-Testfahrten auf dieser Rennstrecke waren wir mit unserer Vorstellung nicht in allen Bereichen zufrieden. Dies hing aus meiner Sicht auch mit der Aerodynamik zusammen, die ohne Doppel-Diffusor mit jener der entsprechend bestückten Fahrzeuge nicht konkurrieren konnte. Jetzt haben wir auch in diesem Bereich nachgerüstet und gehen daher davon aus, dass wir in Barcelona besser abschneiden werden. Der Große Preis von Spanien 2009:
Ergebnis 2008:
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