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GP Belgien 2009: Renault F1 - VorschauMit Rang 6 im Großen Preis von Europa setzte der 2-fache Weltmeister Fernando Alonso am vergangenen Wochenende in Valencia ein deutliches Zeichen: Der erstarkte Renault R29 ist ab sofort auf jedem Streckentyp in der Lage, WM-Punkte einzufahren. "Nach dieser Platzierung bin ich sehr zuversichtlich, dass wir dieses Level halten und beim nächsten Rennen in Spa vielleicht noch weiter vorne landen können", erklärte der Spanier nach seinem Heim-Grand Prix. "Der Renault R29 erwies sich hier als voll konkurrenzfähig", freute sich auch Renault F1-Geschäftsführer Flavio Briatore in Valencia und blickte optimistisch voraus: "Ich hoffe, dass wir kommende Woche in Belgien – auf einem konventionelleren Rennkurs – noch besser aussehen werden." Nicht nur beim Fahrzeug sind die Team-Verantwortlichen von einer Steigerung überzeugt, auch Pilot Romain Grosjean beeindruckte bei seiner Grand Prix-Premiere in Valencia so sehr, dass ihm Größeres zugetraut wird. "Romain zeigte ein sehr gutes Debüt", so Briatore. "Ich bin sicher, dass er sich mit jedem Rennen rapide steigern wird." Pat Symonds, Leitender Chefingenieur des ING Renault F1 Teams, konstatierte: "Romain fuhr ein sehr konstantes Rennen und lernte, wie sich das Auto über die Renndistanz anfühlt und verändert. Er machte das sehr gut und wir sind zufrieden mit ihm." Mit der neuntschnellsten Rennrunde auf dem anspruchsvollen Straßenkurs von Valencia untermauerte der in der Schweiz aufgewachsene Grosjean diese Einschätzungen. Der Große Preis von Belgien Spa-Francorchamps stellt im Formel 1-Kalender die vielseitigste Herausforderung für die Technik der Autos dar. Die Strecke weist 320-km/h-Geraden ebenso auf wie Haarnadel-Kurven, die mit maximal 70 km/h durchfahren werden oder Ecken, die im 6. Gang voll genommen werden. Das Highlight bleibt die legendäre "Eau Rouge". Auch wenn diese Passage ebenso wie der extrem schnelle Linksknick "Blanchimont" keine so große Herausforderung mehr ist wie einst, stellt sie unverändert hohe Ansprüche an das fahrerische Können. Hinzu kommen die traditionell unvorhersehbaren Wetterbedingungen, die dazu führen können, dass über einem Teil der 7 Kilometer langen Strecke Regen niedergeht, während es in anderen Abschnitten knochentrocken bleibt. Der Kurs in Spa besitzt mehrere Hochgeschwindigkeitskurven, sogenannte "aerodynamische Kurven". Üblicherweise würden die Teams daher mit eher hohen Abtriebswerten fahren, um den Grip in den schnellen Passagen zu maximieren. Spa-Francorchamps verlangt aufgrund seiner beiden sehr langen Geraden aber nach einer Aerodynamik, die zugleich eine gute Höchstgeschwindigkeit ermöglicht. Dies bedeutet, dass das ING Renault F1 Team auf ein mittleres Downforce-Level setzt, womit die beiden Renault R29 am Ende der Geraden rund 320 km/h erreichen werden. In puncto Fahrwerk tendiert das Team zu einer eher straffen Abstimmung, um eine hohe aerodynamische Performance in den Highspeed-Passagen und gute Richtungswechsel in den schnellen Schikanen zu ermöglichen. Gemeinsam mit Monza handelt es sich bei Spa-Francorchamps um die anspruchvollste Motoren-Strecke. Die Aggregate laufen gleich 2 Mal für mehr als 20 Sekunden mit voll geöffneten Drosselklappen, insgesamt sogar fast drei Viertel der Runde. Fernando Alonso: "Werde weiterhin alles geben" Fernando, du hast in Valencia 3 Punkte eingefahren. Bist du mit diesem Ergebnis zufrieden oder wäre mehr drin gewesen? Fernando Alonso: Nach dem Qualifying waren wir enttäuscht, weil wir uns nach den guten Trainingszeiten eine bessere Startposition erhofft hatten. Leider gab es aber ein Problem mit den Bremsen. In diesem Jahr liegen die Teams leistungsmäßig so nah beieinander, dass gerade im Qualifying jedes einzelne Zehntel zählt. Im Rennen waren wir dann zufrieden mit der Performance des Autos und haben 3 Punkte geholt – kein schlechtes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass ich von Position 8 gestartet bin. Meine spanischen Fans hätte ich natürlich liebend gern mit einem besseren Resultat für ihre Unterstützung belohnt. Aber um ehrlich zu sein: Ich glaube, dass wir das Beste aus dem Rennen rausgeholt haben. Belgien ist einer deiner Lieblings-Grands Prix. Was macht den Kurs in deinen Augen so besonders? FA: Spa ist eine sehr traditionsreiche Strecke und hat eine ganz besondere Atmosphäre. Alle Piloten lieben es, in Spa Rennen zu bestreiten. Zudem stellt der Kurs die größte fahrerische Herausforderung des Jahres dar. Die Hochgeschwindigkeitskurven – allen voran Eau Rouge und Pouhon – sind einfach fantastisch. Es ist jedes Mal ein Riesenspaß, dort in einem Formel 1-Boliden unterwegs zu sein. Was erwartest du vom kommenden Wochenende? FA: In Spa brauchst du ein wirklich komplettes Auto, denn die Runden sind sehr lang. Aus diesem Grund muss das Set-up mit zahlreichen unterschiedlichen Bedingungen fertig werden. Der Kurs bietet schnelle und langsame Kurven und dazu lange Geraden, auf denen wir eine gute Höchstgeschwindigkeit benötigen, um überholen oder Positionen verteidigen zu können – das gilt besonders vor Les Combes. Der Renault R29 war sehr stark in den letzten Rennen und ich denke, wir können auch in Spa schnell sein. Ich werde weiterhin alles geben. Romain Grosjean: "Spa ist ein wahrer Klassiker" Romain, in Valencia hast du dein Grand Prix-Debüt gefeiert. Hat es Spaß gemacht? Romain Grosjean: Ja, das war sehr aufregend. Ich habe jede Sekunde genossen und möchte dem ganzen Team für die Unterstützung danken, die ich das gesamte Wochenende genoss. Alles war für mich neu und ich musste schnell lernen. Ich fühlte mich aber gleich wohl im Auto und konnte mein Selbstvertrauen Stück für Stück immer weiter aufbauen. Insgesamt bin ich mit meiner Leistung zufrieden. Ich bin froh, das Rennen beendet und wertvolle Erfahrung gesammelt zu haben. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, haben mich alle meine Mechaniker von der Boxenmauer aus angefeuert. Das fand ich wirklich toll. Mein Ziel fürs kommende Wochenende lautet, an diese Vorstellung anzuknüpfen, gut mit den Ingenieuren zusammenzuarbeiten und weiter Fortschritte zu erzielen. Kennst du die Strecke von Spa gut? RG: Ja, sie zählt zu meinen absoluten Lieblingskursen und ich kenne sie sehr gut. Im vergangenen Jahr gewann ich ein GP2-Rennen dort. Spa zählt zu den traditionsreichsten Strecken auf der ganzen Welt. Ich kann es kaum erwarten, die berühmte Eau Rouge im Formel 1-Rennwagen zu durchfahren. Nach einem Stadtkurs zum Auftakt ist es schön, jetzt auf einer klassischen Strecke mit schnellen, flüssigen Kurven fahren zu können, um den Renault R29 noch besser kennenzulernen. Wie lautet dein Ziel fürs Wochenende? RG: Bis jetzt hat mich das Team fantastisch unterstützt und keinerlei Druck gemacht. Aber ich selber wäre in Spa gern konkurrenzfähiger und möchte den Abstand zu Fernando verkürzen. Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss, und werde die Dinge deshalb Schritt für Schritt angehen. Ich warte ab, wie ich mich nach den Freien Trainings fühle, und formuliere dann erst meine Ziele. Hinzu kommt, dass das Wetter in den Ardennen stets ein unberechenbarer Faktor ist. Es besteht immer die Chance, dass es regnet. Darauf müssen wir vorbereitet sein, um im Rennen schnell auf jede sich bietende Möglichkeit reagieren zu können. Bob Bell (Technischer Direktor des ING Renault F1 Teams): "Können in Spa genauso konkurrenzfähig sein" Bob, Fernando fuhr in Valencia drei WM-Punkte ein. Zufrieden mit der Ausbeute? Bob Bell: Es war gut, wieder einen Punkterang zu erreichen. Insgesamt sind wir aber doch etwas enttäuscht, da wir uns von dem Wochenende mehr versprochen haben. Fernando war im Training so schnell unterwegs, dass wir es für möglich hielten, in die 1. Startreihe zu kommen. Leider kam uns ein Problem mit der Bremsanlage dazwischen, sodass es nur für Platz 8 reichte. Auf einer Strecke, die kaum Überholmöglichkeiten bietet, haben wir bis ins Ziel 2 Positionen gutgemacht – mehr konnten wir bei dieser Ausgangsposition nicht erwarten. Romain Grosjean feierte in Valencia seine Grand Prix-Premiere. Wie bewerten Sie seine Leistung? BB: Romain erledigte in seinem ersten Formel 1-Rennen einen exzellenten Job. Er fügte sich sofort ins Team ein und pflegt eine gute Beziehung zu den Ingenieuren. Auf der Strecke übertrieb er es nicht und fuhr sehr konstant. Mehr dürfen wir von einem Debütanten ohne nennenswerte Formel 1-Erfahrung nicht erwarten. Ich bin sicher, dass er den Reifeprozess fortführen und sich in jedem der noch ausstehenden Rennen verbessern wird. Was können Sie uns über die technischen Herausforderungen von Spa sagen? Welche Performance erwarten Sie vom Renault R29? BB: Bei Spa-Francorchamps handelt es sich um einen technisch anspruchsvollen Kurs mit einer Vielzahl verschiedener Anforderungen, sowohl in den hohen wie auch den niedrigen Geschwindigkeitsbereichen. Wir verfügen nicht über den schnellsten Wagen im Feld. Das liegt daran, dass der Renault R29 in praktisch allen Bereichen leichte Performance-Nachteile aufweist. Er hat nicht die eine Schwäche, die sich nur auf bestimmten Strecken auswirkt. Ich gehe deshalb von einem vergleichbaren Performance-Niveau aus, wie wir es bei unseren jüngsten Vorstellungen gezeigt haben. Welche Neuentwicklungen kommen in Spa zum Einsatz? Wird KERS reaktiviert? BB: Wir setzen an jedem Grand Prix-Wochenende neu entwickelte Komponenten ein. So fahren wir die kommenden beiden Rennen beispielsweise mit einem Low Downforce-Aerodynamikpaket, also wenig Abtrieb. KERS werden wir in Spa wohl nicht einsetzen, vielleicht aber in Monza, wo wir uns einen wirklichen Vorteil von dem System versprechen. Wie bekommt das Team die Weiterentwicklung des R29 mit der Arbeit am Auto für die kommende Saison unter einen Hut? BB: Die Entwicklung des Renault R29 voranzutreiben und gleichzeitig bereits am R30 zu arbeiten, bringt uns ans Limit unserer Ressourcen. Wir entscheiden von Woche zu Woche über die Arbeitsverteilung. Dabei rückt das Projekt R30 langsam mehr und mehr in unseren Blickpunkt, während wir weiter hart am R29 arbeiten. Wir haben Glück, dass die Aerodynamikregeln in der kommenden Saison stabil bleiben. Sämtliche Erkenntnisse, die wir in diesem Bereich mit dem R30 gewinnen, können wir daher auf das aktuelle Auto zurückübertragen. Man kann aber sagen, dass wir insgesamt mehr Arbeit in den R30 stecken. Der Große Preis von Belgien 2009:
Ergebnis 2008:
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