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Thema: Motorsport


Formel BMW International: vier Serien, vier Köpfe

Sebastian VettelIndianapolis, Sepang, Hockenheim, Silverstone: Namen, die jedem Motorsportfan auf der Zunge zergehen; einzigartige Rennstrecken, auf denen die Nachwuchspiloten der Formel BMW schon ihr Können gezeigt haben. BMW Motorsportdirektor Mario Theissen sagt: "Die Formel BMW hat sich als die Top-Serie im Nachwuchsrennsport etabliert."

Und das zeigt sich nun auch international: 2004 startet die Formel BMW in Deutschland, Asien, den USA und Großbritannien; an Persönlichkeiten mangelt es ihr wahrlich nicht. Anlass genug, vier Köpfe aus den vier Formel BMW Serien näher vorzustellen:

Sebastian Vettel, Formel BMW ADAC Meisterschaft

Wer Sebastian Vettel in seinem Alltag kennen lernt, dürfte den Gymnasiasten zunächst für einen ganz gewöhnlichen 17-Jährigen halten: Vettel trägt die gleiche Kurzhaarfrisur wie viele seiner Klassenkameraden, im Mund klebt eine Zahnspange, und seine Schulnoten sind weder besonders gut noch schlecht.

"Ich bin ein ganz normaler Mensch", sagt Vettel über sich; Details aus seinem zweiten Leben als Rennfahrer kennen nur seine engsten Freunde. "Als ich klein war, habe ich einen Pokal in die Schule gebracht. Den haben die anderen kaputt gemacht", erinnert sich der 1,74 Meter große Formel BMW Pilot. "Seither rede ich nur über den Sport, wenn ich gefragt werde."

Um so auffälliger ist Vettel auf der Rennstrecke. Zehn von zwölf Läufen in der deutschen Formel BMW ADAC Meisterschaft hat er bisher gewonnen, je einmal wurde er Zweiter und Dritter. Die souveräne Art, wie er seine Siege einfährt, weckt Erinnerungen an sein Vorbild Michael Schumacher. Doch von Vergleichen mit dem sechsmaligen Formel-1-Weltmeister will Vettel nichts wissen: "Zwischen Michael und mir liegen Welten", weiß der Hesse, "für mich wäre es schon ein Traum, wenn ich 2005 Formel 3 fahren dürfte."

Sein Werdegang klingt viel versprechend: Bereits als 3-Jähriger kurvte Sebastian auf dem Hof der Eltern im Kart umher - und ließ dafür oft das Mittagessen sausen. Mit sieben fuhr Vettel sein erstes Rennen und wurde 2001 Junioren-Europameister im Kart. 2003 stieg er in die Formel BMW ADAC Meisterschaft um, wo er gleich in der Gesamtwertung Rang zwei belegte. Nun will er den Titel.

Auch außerhalb des Motorsports verfolgt Vettel ehrgeizige Ziele: So will er demnächst einen Marathon laufen. Die halbe Distanz hat er schon absolviert, in nur anderthalb Stunden. Mit gerade 58 Kilo Körpergewicht besitzt er beste Voraussetzungen für einen Ausdauer-Athleten. Und seine heimliche Leidenschaft sieht man ihm nicht an: Er hat eine Schwäche für Süßes.

Han Han, Formula BMW Asia

Seine Fans feiern ihn als Helden, seine Kritiker beschimpfen ihn als Rüpel: Seit Han Han vor vier Jahren die Schule abbrach, um ein sarkastisches Buch über Chinas Erziehungssystem zu schreiben, spaltet er die Gemüter. Gerade 21 Jahre ist er jung, doch seine mittlerweile fünf Werke haben sich über vier Millionen Mal verkauft - und eine landesweite Debatte ausgelöst.

Eine amerikanische Zeitung hat den Mädchenschwarm Han Han mit James Dean verglichen. Doch er selbst sieht sich nicht als Rebellen. Sondern als Rennfahrer. "Schon mit sieben habe ich davon geträumt, schnelle Autos zu fahren", erinnert sich der Autor. Jetzt ist dieser Traum wahr geworden - in der Formula BMW Asia. Dort feierte Han Han im April 2004 als Fahrer des koreanischen E-Rain Teams sein Debüt. Das große Ziel: "Ich will 2005 oder 2006 die Meisterschaft gewinnen."

Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, hat er sogar eine schöpferische Pause vom Schreiben eingelegt. "Um Erfolg zu haben, muss ich mich auf das Rennfahren konzentrieren", glaubt Han Han - der 2004 vor allem dazulernen will: "Gerade beim Bremsen habe ich noch große Defizite", sagt Han Han, der 2003 in der Chinesischen Rallye-Meisterschaft Platz sechs belegte.

Als einer von fünf Formula BMW Asia Junioren genießt Han Han alle Vorzüge des BMW Ausbildungs- und Coachingprogramms: Neben Kursen in Fahrtechnik und Taktik stehen auch Fahrzeugdynamik und Chassis Setup, Fitnesstraining und Ernährung, Medientraining und Public Relations sowie Sponsoring und Sport Management auf dem Lehrplan der Stipendiaten.

Ganz besonders freut sich Han Han auf seine Heimatrennen. In Peking (13. - 15. August) lebt er, in Shanghai (24. - 26. Oktober) wurde er geboren. "In beiden Städten habe ich eine Menge Freunde", sagt der 21-Jährige, "das wird eine großartige Chance, zu zeigen, was ich kann."

Alexis Fenton, Formula BMW USA

Ein Fabile für schnelle Autos hatte Alexis Fenton schon auf dem College. Und so bekam sie vor drei Jahren von ihrem besorgten Stiefvater zum 20. Geburtstag ein Verkehrssicherheitstraining in der berühmten Skip Barber Driving School geschenkt. Kaum dort angekommen, bemerkte Alexis, dass die Schule auch ein Training für Rennfahrer anbot, tauschte ihr Verkehrssicherheitstraining um - und entdeckte eine neue Leidenschaft: den Rennsport.

Fortan änderte Alexis Fenton radikal ihr Leben: Gegen den Willen ihrer Familie brach sie mit 20 ihr Medizinstudium ab und investierte ihre gesamten Ersparnisse in die Ausbildung zur Rennfahrerin. "Damals dachten alle, es wäre nur eine Phase, die bald vorübergehen würde", sagt die heute 22-Jährige rückblickend, "aber ich meinte es ernst."

Nachdem sie sich in den vergangenen Jahren Serie um Serie hocharbeitete, hat Alexis Fenton mittlerweile in der Formula BMW USA Freude am Fahren - obwohl sie von Spitzenplätzen noch weit entfernt ist. "Ich bin Spätstarterin. Mir fehlt die jahrelange Erfahrung aus dem Kart, die die anderen Piloten haben", weiß Alexis Fenton, die als Tochter einer Deutschen sowohl die US-amerikanische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

Besondere Probleme hat Alexis Fenton noch in langsamen Kurven: "Ich will immer besonders schnell sein und bremse daher viel zu spät. Das kostet mich in der Kurvenausfahrt enorm viel Zeit", sagt sie. "Aber ich lerne schnell dazu."

Immerhin gelang es ihr, ein großes amerikanisches Pflanzen-Versandhaus als Hauptsponsor zu gewinnen: Nun zieren rote Blumen ihr knallgelbes Auto - und nicht nur wegen dieses ungewöhnlichen Designs ist die Blondine die wohl meistfotografierte Pilotin der Formula BMW USA. Auch ihre Eltern haben ihr mittlerweile verziehen. "Bei unserem ersten Rennen waren sie vor Ort", erzählt Alexis, "und sie waren beeindruckt von meinem Können."

Tim Bridgman, Formula BMW UK Championship

Wenn Tim Bridgman Sonntag morgens die Augen aufschlägt, sieht er zuerst sein Auto. Das steht im kleinen Vorzelt direkt neben dem Wohnmobil, in dem der 19-jährige Engländer und seine drei Teamkameraden die Rennwochenenden verbringen. "Manchmal ist es hier ein bisschen eng", sagt Bridgman. Doch ein Hotel kann er sich nicht leisten - er ist der einzige Privatfahrer in der Formula BMW UK. "Im eigenen Team kostet mich diese Saison etwa 60.000 britische Pfund", glaubt Bridgman. "Würde ich mich bei einem Rennstall einkaufen, müsste ich fast das Doppelte bezahlen."

Der Nachwuchsfahrer aus der südenglischen Kleinstadt Dunmow hat erst einen einzigen Sponsor, und muss daher an allen Ecken und Enden sparen: Neben Stiefvater Martin schrauben nur zwei Mechaniker am Auto - und so kommt es vor, dass Bridgman immer wieder selbst Hand anlegt: Mal kümmert er sich um die Radaufhängung seines 140 PS starken FB02, mal putzt er das Auto, mitunter bekocht er sogar die Mechaniker. "Es macht viel Spaß, ich lerne ständig etwas Neues dazu", sagt Bridgman über seine Rolle als Mädchen für alles.

Auf der Strecke ist von seiner Geldknappheit bislang nichts zu spüren. Nach acht von 18 Läufen belegt er Rang zwei in der Meisterschaftswertung der Formula BMW UK; zwei Rennen hat er schon gewonnen. "Wir stecken eben jeden Penny ins Auto", erklärt Bridgman.

Fast jeden zumindest: Kürzlich hat er 2000 Pfund investiert, um am Ausbildungs- und Coachingprogramm von BMW teilzunehmen. Schließlich konnte er kein Stipendium erhalten, da er schon vor der Saison in einem Formel-Fahrzeug gesessen hatte. Die 2000 Pfund seien aber gut angelegt, glaubt Bridgman: "Eine Ausbildung wie hier kriegt man sonst nirgendwo."

Im nächsten Jahr wird er wohl in der Formel 3 fahren. Auch dort werde er es schaffen, glaubt Bridgman, "denn die Formula BMW UK ist die beste Schule für höhere Rennserien." Und schon hier hat er bewiesen, dass man auch mit wenig Geld an die Spitze kommen kann.


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