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Formel 1 Rückblick: Die Saison 1982Das Beispiel von Renault machte Schule: In den frühen 1980er Jahren folgten immer mehr Hersteller dem von den Franzosen vorgegebenen Turbo-Konzept. Durch den viel beachteten Einstieg von BMW zur Saison 1982 stieg die Zahl der mit aufgeladenen Werksmotoren startenden Teams auf vier, denn auch Alfa Romeo und Ferrari setzten auf die Kraft der heißen Lader. Das deutsche Triebwerk im Heck des Brabham – ein 1,5-Liter-Serienblock mit vier Zylindern – war schon 1981 sporadisch eingesetzt worden, lieferte aber nie die erhoffte Leistung. Über den Winter jedoch hatten die Münchener unter Leitung von Paul Rosche das elektronische Motormanagement optimiert. Noch wesentlich mehr Aufsehen erregte die neue "Superlizenz": Der von der Sportbehörde FISA und der Teamvereinigung FOCA erdachte "Formel 1-Führerschein" enthielt Bedingungen, die die Piloten für nicht akzeptabel hielten. Trotz massiven Drucks von beiden Seiten weigerten sie sich standhaft, das Dokument zu unterzeichnen – und zu fahren. Der Streik eskalierte, als sich das gesamte Fahrerfeld wenige Tage vor dem Saisonstart in einem Hotel verbarrikadierte. Die Lobby mutierte zum Schlafsaal, bis sich endlich eine Lösung abzeichnete, die zumindest die Austragung des ersten Grand Prix sicherstellte.
Renault trumpfte gleich groß auf: Der Große Preis von Südafrika wurde nicht nur zu einer klaren Sache für die Turbo-Teams – die die ersten sechs Plätze belegten – sondern auch für die Franzosen, die einen blitzsauberen Doppelsieg feierten. Sieger Alain Prost hatte sich fast durch das ganze Feld gekämpft. In Brasilien holte sich der schmächtige Star die Pole Position, musste sich im Rennen jedoch Nelson Piquet und Keke Rosberg beugen – die anschließend beide wegen Untergewichts ihrer Boliden disqualifiziert wurden, so dass der Franzose den Sieg erbte.
Der Ausschluss der beiden Fahrer brachte die britischen FOCA-Teams massiv gegen die FISA auf - so sehr, dass sie den folgenden Grand Prix in Imola boykottierten. Das Rennen auf der italienischen Highspeed-Strecke offenbarte einen schwelenden Krieg bei Ferrari, der tragisch enden sollte: Renault-Pilot René Arnoux führte den Skandallauf zunächst an, fiel aber mit technischen Problemen aus. Damit war der Weg frei für die Ferrari-Fahrer Gilles Villeneuve und Didier Pironi. Entgegen aller Absprachen und unter Missachtung der Boxensignale, die klar ein Beibehalten der aktuellen Reihenfolge vorsahen, lieferten sie sich ein Duell.
Was Villeneuve anfangs für einen Spaß unter Teamkollegen hielt, eskalierte in der letzten Runde, als Pironi den kanadischen Teamleader ein letztes Mal überholte und das Rennen gewann. Gilles Villeneuve fühlte sich betrogen und sann auf Rache. Beim folgenden Lauf im belgischen Zolder setzte er auf der Jagd nach Pironis Trainingsbestzeit alles auf eine Karte. Hinter einer Kuppe kollidierte er bei hoher Geschwindigkeit mit dem March von Jochen Mass, stieg über dessen Hinterrad auf prallte in einen Erdwall. Der legendäre Kanadier war sofort tot. Nur einen Monat später spielte Pironi erneut eine tragische Rolle: Beim Start zum Grand Prix von Kanada blieb sein Ferrari wie festgenagelt auf der Linie stehen. Der aus der letzten Reihe startende 27-jährige Rookie Ricardo Paletti im Osella prallte ins Heck des Pironi-Autos und verletzte sich tödlich.
Im Kampf um die WM gaben die Turbos nun deutlich den Ton an: Piquet gewann in Kanada, Pironi in Holland. Bei den US-Grands Prix in Long Beach und Detroit sowie in Belgien allerdings konnten sich die Saugmotor-getriebenen McLaren durchsetzen. Während Niki Lauda in Kalifornien gewann, mischte sich John Watson mit den anderen beiden Triumphen sogar unter die Titelanwärter. Nach Pironis Sieg in Zandvoort schien die Fahrerwertung auf einen Zweikampf zwischen dem Franzosen und dem Nordiren hinauszulaufen. Die Renault-Piloten verspielten eine große Chance in Monaco: Obwohl die gelben Boliden dominierten, rutschte erst René Arnoux in die Leitplanken. Kurz vor Rennende verlor auch der komfortabel führende Alain Prost seinen RE30B auf nasser Fahrbahn außer Kontrolle und crashte ebenfalls.
Den schmerzhaften Doppelausfall machte das französische Nationalteam beim Heimrennen in Le Castellet umgehend wett, als Arnoux vor Prost gewann. In Hockenheim überschattete dann erneut das Drama den Sport: Im freien Training übersah der WM-Führende Didier Pironi im Nieselregen den Renault von Prost, stieg über dessen Hinterrad in die Luft und prallte mit der kurzen Nase seines Ferrari auf den Asphalt. Seine Beine waren derart übel zugerichtet, dass er nur mit Glück einer Amputation entging und nie mehr einen Grand Prix fahren konnte. Sein Vorsprung auf John Watson betrug bei noch vier ausstehenden Rennen noch neun Punkte, Alain Prost lag 14 Zähler hinter seinem verletzten Landsmann.
Der Renault-Pilot war auf dem besten Weg, diesen Rückstand zu verkürzen, als er den Grand Prix Österreich anführte. Doch vier Runden vor Schluss streikte die Benzinversorgung des Renault V6-Triebwerks. Die elektronische Einspritzung wurde durch einen Elektromotor unterstützt, der trotz einiger Modifikationen immer neue Probleme bereitete. So siegte Elio de Angelis wenige Zentimeter vor Keke Rosberg. Der bis dahin sieglose Finne gewann der Großen Preis der Schweiz in Dijon – erneut nach Problemen der dominierenden Renault: Arnoux fiel mit Defekt aus, Prost haderte mit einer klemmenden Schürze, die den Ground Effect seines Autos zunichte machte. René Arnoux revanchierte sich für das Pech durch einen Sieg in Monza, während sein Teamkollege erneut vom streikenden Antrieb der Benzineinspritzung lahmgelegt wurde. So holte sich Rosberg den Titel mit nur einem Saisonsieg. Renault aber, 1982 noch an der Zuverlässigkeit der Boliden gescheitert, galt nun als Maßstab in Sachen Speed und trat 1983 als der große Favorit an. |
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