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Thema: Motorsport


Formel 1 Debriefing mit Bernard Dudot

Renault F1: Bernard DudotIm Verlauf der Saison 2003 suchten die Renault F1-Motorenexperten stetig nach Verbesserungen am RS23-Zehnzylinder. Dadurch etablierten sich Jarno Trulli und Fernando Alonso mit dem Renault R23B fest in der Formel 1-Spitzengruppe und kämpften regelmäßig um Podiumsplatzierungen. Im Interview blickt Bernard Dudot, Leitender Ingenieur der Motoren-Abteilung in Viry-Châtillon, auf die Arbeit seiner Abteilung zurück.

Welches Urteil fällen Sie über das innovative Weitwinkel-Konzept des Renault-Zehnyzylinders?

Bernard Dudot: Der RS23 reihte sich in der abgelaufenen Saison in den kleinen Kreis von Motoren ein, die ein Grand Prix gewannen. Das sagt eigentlich schon alles, denn ein schlechtes Motoren-Konzept kann keine Siege erringen. Gleichzeitig stellt es eine gerechte Belohnung für unsere Ingenieure dar. Jeder Einzelne in Viry-Châtillon hat unermüdlich für den Erfolg gearbeitet. Der Sieg von Ungarn entschädigte für die ein oder andere Nacht ohne Schlaf...

Auf der anderen Seite standen zehn Ausfälle. In puncto Zuverlässigkeit kann Ihr Urteil deshalb nicht so gut ausfallen. Besorgt Sie das?

B.D.: Da gibt es nichts schön zu reden: An der Zuverlässigkeit haperte es bei uns. Angenommen, wir hätten jedes Rennen auf den Positionen beenden können, die wir vor den einzelnen Ausfällen behaupteten – wir hätten die Saison auf dem gleichen Level wie McLaren beendet. So gesehen, müssen wir besonders enttäuscht sein. Wir wissen aber ganz genau, was jeweils zu den Defekten führte. Daher rührt auch unsere Entscheidung, in der kommenden Saison zu einem eher konventionellen Konzept zurückzukehren. Die neuen Regeln verlangen, dass ein Motor mindestens 700 Kilometer halten muss. Wir sind äußerst zuversichtlich, dass wir diesen Wert mit unserem neuen Triebwerk spielend erreichen.

Vor allem in der zweiten Saisonhälfte erhöhte sich das Tempo der Entwicklungen deutlich...

B.D.: Vom Grand Prix Kanada an, um genau zu sein. Einer der Gründe war, dass wir zu diesem Zeitpunkt ungefährdet den vierten Rang der Konstrukteurs-Wertung behaupteten. Somit entschieden wir uns in der technischen Entwicklung ein paar mehr Risiken einzugehen. Dies zahlte sich nicht immer aus, da beispielsweise höhere Drehzahlen automatisch das Ausfall-Risiko erhöhen. Alles in allem erwies sich die erhöhte Risiko-Bereitschaft allerdings als die richtige Wahl, da wir über die gesamte Saison gesehen einen großen Sprung in puncto Motorleistung verzeichnen konnten.

Wie viele Evolutionsstufen des Motors kamen zum Einsatz?

B.D.: Insgesamt setzten wir vom Saisonauftakt in Melbourne bis zum Finale in Suzuka zehn verschiedene Motor-Spezifikationen ein. Diese große Zahl lässt erahnen, wie hart die gesamte Motoren-Abteilung in Viry gearbeitet hat.

Und wie verlief die Saison 2003 für Sie ganz persönlich?

B.D.: Es war mit Sicherheit ein schwieriges Jahr. Wir mussten für jedes Rennen den optimalen Kompromiss zwischen Leistung und Zuverlässigkeit finden und bewegten uns dadurch ständig am Limit. Als Formel 1-Fan bin ich von der Saison 2003 allerdings durchweg begeistert. Die neuen Regeln sorgten für eine äußerst spannende Entscheidung. Ich glaube, das diese Spannung im kommenden Jahre durch die Regeländerungen weiter zunimmt. Und das muss jeden Formel 1-Fan freuen – mich eingeschlossen.


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