Renault F1-Testfahrer Franck Montagny, amtierender Meister der "World Series by Nissan", fuhr am vergangenen Wochenende sein letztes Rennen in dieser stark besetzten Meisterschaft. Zwar ging das Saisonfinale nicht nach Wunsch aus, doch für Montagny überwiegt das Positive: Er kann sich ab sofort zu 100 Prozent auf die Arbeit in der Formel 1 konzentrieren.
Wie lief es bei Deinem Abschied aus der World Series by Nissan?
Franck Montagny:
Ich glaube, das war mein schlimmstes Wochenende, seit ich Rennen fahre! Im ersten Lauf kollidierte ich mit meinem Teamkollegen, und beim Start zum zweiten Durchgang bin ich gleich in einen Unfall verwickelt worden. Ein trauriges Ergebnis, denn ich wollte die Saison unbedingt mit einem Sieg abschließen. Das wäre das i-Tüpfelchen auf einem tollen Jahr gewesen – aber es sollte eben nicht sein.
Dafür stehst Du ab jetzt zu 100 Prozent im Formel 1-Programm von Renault. Wie verlief der große Test in Valencia vergangene Woche?
FM:
Ich habe jede Sekunde genossen! Für mich war es der erste längere Entwicklungstest – wir sind vier Tage lang gefahren – und ich denke, ich habe gute Arbeit geleistet. Bei allen Testfahrten zuvor war ich jeweils nur tageweise im Einsatz, und das fand ich physisch schon extrem anstrengend. Seitdem habe ich meinen Trainingsplan geändert und hart an mir gearbeitet. Es war sehr befriedigend, die Fortschritte zu spüren. Total neu für mich waren die Reifentests im Nassen. Es ist eine ganz neue Erfahrung, verschiedene Pneus bei diesen Bedingungen zu beurteilen. Zum Glück konnte ich viele Runden auf nasser Strecke drehen und mit jedem Meter dazulernen.
Es ging in Valencia zwar noch nicht um Rundenzeiten, aber wie schätzt Du derzeit Deinen puren Speed ein?
FM:
Da sehe ich noch einiges Potenzial, aber ich verbessere mich mit jedem Test. Das Team gibt mir so viel Zeit wie ich brauche, um auf die gewünschten Rundenzeiten zu kommen. Natürlich muss ich in jedem Bereich weiter an mir arbeiten, aber die Richtung stimmt definitiv.
Du hast in Valencia eine Woche lang eng mit Jarno Trulli zusammengearbeitet. Für wie wichtig hältst Du das Verhältnis mit den Teamkollegen?
FM:
Für mich als Testfahrer ist ein gutes Verhältnis zu Jarno und Fernando absolut entscheidend. Immerhin probiere ich Teile und Entwicklungen aus, die ihnen in den Grands Prix weiterhelfen sollen. Da müssen wir uns blind aufeinander verlassen können und dem technischen Feedback vertrauen. Ich kenne Jarno und Fernando persönlich zwar noch nicht besonders gut, aber bislang kamen wir hervorragend miteinander aus: Sie beantworten bereitwillig alle meine Fragen und sind absolut offen. Die Atmosphäre im Team stimmt.
In dieser Woche testest Du an der Seite von Heikki Kovalainen und José Maria Lopez, den beiden Fahrern aus dem Renault Drivers Development Programme RDD. Was erwartest Du davon?
FM:
Für mich ändert sich nicht viel. Wir verfolgen ganz unterschiedliche Programme: Die beiden erleben ihre ersten Runden in einem Formel 1-Auto, während ich die planmäßigen Entwicklungstests fortsetzen werde. Mit José verstehe ich mich ausgezeichnet und Heikki kenne ich sehr gut, weil er dieses Jahr als mein Teamkollege in der Nissan-Serie fuhr. Das Ganze erinnert mich sehr an meinen ersten Test in 2002 und daran, wie schnell alles seitdem ging. Ich wünsche José und Heikki, dass sie bei ihrem Debüt einen guten, professionellen Job machen.