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Chevrolet: Rückblick auf 100 Jahre ErfolgsgeschichteAuch im Jubiläumsjahr, ein Jahrhundert nachdem Chevrolet mit dem allerersten Modell, einem Classic Six, für Furore sorgte, wird die Marke für Design und Innovation ihrer neuen Fahrzeuge wie des Volt und des Camaro gefeiert. GM Chefdesigner Ed Welburn Für diese Aufgabe auserkoren ist Ed Welburn, Global Vice President of Design bei General Motors. Im September 2003 trat er in die Fußstapfen seiner "absoluten Helden", der GM Designer Harley Earl und Bill Mitchell. Obwohl die Verantwortung, auf diese beiden Legenden zu folgen, ihm durchaus Respekt einflößte, bekennt er: "Ich habe heute mehr Spaß als je zuvor in meiner Karriere bei General Motors." Welburn wurde 1950 in Philadelphia geboren. Sein Vater war Miteigentümer einer Karosseriewerkstatt. "In meiner Jugend war ich stets von Autos umgeben", erinnert er sich. Sein intensives Interesse an allem, was mit Autos zu tun hatte, veranlasste ihn im Alter von 11 Jahren sogar dazu, einen Brief an GM zu schreiben und sich dort um eine Stelle als zukünftiger Fahrzeugdesigner zu bewerben. Das Antwortschreiben war hilfreich, man empfahl ihm, welche Kurse er in der Schule belegen sollte, und versorgte ihn mit Informationen zum Praktikantenprogramm bei GM. Ed beherzigte diese Ratschläge und konnte sich nach dem Abschluss an der Howard University in Washington D.C. eine Festanstellung bei General Motors sichern. Seit den frühen 1970er Jahren arbeitete er in verschiedenen Designabteilungen im Konzern. Einer seiner bedeutendsten Entwürfe war der windschnittige Aerotech, der – durch und durch auf Geschwindigkeit getrimmt – bereits 1987 eine Spitzengeschwindigkeit von 417 km/h erreichte. Der Wagen verschaffte ihm innerhalb und außerhalb von General Motors Aufmerksamkeit. "Für mich war der Aerotech eines der wichtigsten Projekte. Anders als bei allen Projekten zuvor habe ich nicht nur mit den Ingenieuren zusammengearbeitet, sondern auch an Marketing und Kommunikation mitgewirkt. In dieser Zeit habe ich meine Begeisterung für Stromlinienformen entdeckt." Nach der Entwicklung des Aerotech setzte Ed seinen beeindruckenden Aufstieg auf der Karriereleiter in den Reihen von General Motors fort bis zur Berufung zum Chefdesigner des Konzerns in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends. Im folgenden Abschnitt wirft er einen Blick zurück auf die 10 schönsten und außergewöhnlichsten Designs in der Geschichte von Chevrolet. 1912 Chevrolet Classic Six Der Classic Six war das erste Fahrzeug unter dem Namen Chevrolet. William Durant und Louis Chevrolet hatten sich zusammengetan, um gemeinsam unter dem Namen des berühmten Schweizer Rennfahrers eine Firma zu gründen, die Autos baute. Der Classic Six war ein großes, luxuriöses und mächtiges Fahrzeug mit dem leistungsstärksten Motor aller Chevrolet Modelle bis zur "Big-Block" V8-Motor-Ära ab 1958. Auf dem Preisschild des imposanten Fahrzeuges standen stolze 2.150 US-Dollar, was es deutlich teurer machte als die meisten seiner Zeitgenossen. Dieses Traumauto von Louis Chevrolet wurde in Zusammenarbeit mit seinem Freund, dem französischen Ingenieur Etienne Planche, entworfen. Der Classic Six wurde 1911vorgestellt und kam 1912 auf den Markt, hielt sich aber nur bis 1914. Das Unternehmen hatte seinen Fokus hin zu erschwinglicheren Fahrzeugen verschoben – ein Strategiewechsel von Durant, mit dem Louis Chevrolet nicht einverstanden war, was ihn dazu veranlasste, das Unternehmen zu verlassen. Vom ersten Chevrolet Modell wurden insgesamt 5.987 Stück gebaut. "Dies war der allererste Chevrolet überhaupt, daher ist er sehr bedeutend", so Ed zum Classic Six. "Louis Chevrolet setzte all seine Erfahrung und seinen persönlichen Hintergrund ein, um dieses Modell zu entwickeln, und schrieb damit Geschichte." 1932 Deluxe Sport Coupé Aus widrigen Umständen erwächst manchmal Großes, und das trifft auf jeden Fall auf das 1932er Deluxe Sport Coupé zu. Es wurde mitten in der Wirtschaftskrise vorgestellt, in einem Jahr, in dem der Chevrolet Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 50% eingebrochen war. Der "Sport" war eines der schönsten Chevrolet Modelle vor dem Zweiten Weltkrieg – ein attraktives und dennoch kompaktes Fahrzeug mit einem kurvenreichen Heck, das mit sportlichem Aussehen und sportlicher Leistung seinem Namen alle Ehre machte. Das Auto war als 2-Sitzer konzipiert – zumindest im Innenraum. Wollte man weitere Passagiere mitnehmen, mussten sich diese mit dem "Rumpelsitz" im Kofferraum anfreunden. Eine spaßige Angelegenheit bei Sonnenschein, weniger wenn es regnete. "Das war ein cooles Design", findet Ed. "Es sagt so viel über Chevrolet aus: Viele der Wörter, mit denen man es beschreiben kann, passen genauso auf die aktuellen Modelle. Das Sport Coupé hatte Temperament, war erschwinglich und zeitgemäß. Die Kunden hatten das Gefühl, eine Menge Auto für ihr Geld zu bekommen, etwas, für das wir auch heute noch stehen." 1936 Chevrolet Suburban Der Suburban war nicht nur ein bedeutendes Modell für Chevrolet – er war ein wichtiges Fahrzeug für die gesamte Automobilbranche. Er war wohl das erste Sport Utility Vehicle (SUV), ein starker, geradliniger Lastenträger mit der Karosserie eines Kombis auf dem Chassis eines Kleinlasters. Die Ursprünge des Wagens, der eigentlich auf Suburban Carryall getauft worden war, da er so ziemlich alles transportieren konnte, lassen sich bis ins Jahr 1933 zurückverfolgen. Damals wurde eine Holzkarosserie für 8 Personen auf ein halbtonnenschweres Lastwagenfahrgestell gesetzt und sollte für Einheiten der Nationalgarde und des Zivilen Schutzcorps eingesetzt werden. Als der Suburban der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, verpasste man ihm eine Metallkarosserie, die entweder mit seitlichen Türen oder einer Heckklappe versehen wurde. "Sie haben damals einen Mix aus Auto und Laster gebaut", so Ed über das Fahrzeug mit dem am längsten genutzten Namen in der Automobilindustrie. "Der Suburban hatte auch einen richtig schicken Innenraum. Man könnte sagen, er war das erste Crossover-Modell, und damit ist er eng mit dem Captiva verwandt." 1948 Chevrolet Pick-up Laster (als kleinste Form unter den Nutzfahrzeugen) und Vans sind ein genauso wichtiger Teil der Chevrolet Geschichte wie die Pkw. Die Modellpalette aus dem Jahr 1948 war hierbei eine der bedeutendsten Reihen, die Chevrolet jemals hervorgebracht hat. Bei der Markteinführung im Sommer 1947 waren dies die ersten Fahrzeuge von General Motors, die ein vollständig neues Nachkriegsdesign zeigten und so zu den modernsten Fahrzeugen im gesamten Markt avancierten. Eher ungewöhnlich für ein Produkt, das in erster Linie für den praktischen Einsatz im harten Arbeitsalltag gedacht war. Hauptumsatzträger der Reihe war der ebenso vielseitige wie praktische halbtonnenschwere Pick-up, der rund um die Welt eingesetzt wurde. "Man muss einfach lächeln, wenn man sich einen ansieht", so Eds Meinung zum freundlich aussehenden Packesel. "Er ist ein richtiges Arbeitstier von einem Laster. Die Form war einfach wunderschön, und gleichzeitig hat er seinen Zweck erfüllt und gute Arbeit geleistet. Er war makellos, einfach und erschwinglich." 1953 Chevrolet Corvette "Das war die erste Corvette", sagt Ed über den Chevrolet, der zur Automobillegende wurde. Erschaffen vom ähnlich legendären GM Designchef Harley Earl, sollte die 1953er Corvette als zweisitziger Sportwagen Chevrolet’s Image auffrischen und gleichzeitig gegen eine Welle sportlicher Importe ankämpfen, die aus Europa die USA überflutete. Eines ihrer neuartigen Features war ihre Fiberglaskonstruktion. Anfänglich war das Fahrzeug allerdings kein großer Hit, und erst einige Jahre später wurde es durch Verbesserungen im Design zum echten Erfolg. "Einige Jahre lang hatte die Corvette ein Design, das mich nicht wirklich ansprach", gibt Ed zu. "Aber jetzt liebe ich es. Ich werde niemals die erste Corvette vergessen, die ich gesehen habe. Ich muss ungefähr sieben Jahre alt gewesen sein und lief eine Allee entlang. Sie kam um die Ecke, ratterte über das Laub am Boden, und dann war sie wieder weg. Und ich dachte nur: Wow, war das cool!" 1955 Chevrolet Bel Air Für das Jahr 1955 polierte Chevrolet seine Autos richtig auf: Einerseits durch den sogenannten Motoramic Look für sein Spitzenklassemodell Bel Air, andererseits durch die Einführung des sagenhaften "small-block" V8-Motors. Atemberaubende Leistung sowie ein auffallender, selbstbewusster und farbenfroher Stil ließen die 1955er Bel Airs (Coupés, Cabrios und Kombi-Limousinen) aus der Masse hervorstechen. Die General Motors Modelle aus den Jahren 1955 bis 1957 hatten einen so hohen Wiedererkennungswert, dass sie ihren eigenen Spitznamen erhielten und als die "Tri5" bezeichnet wurden. "Meiner Meinung nach ist der 55er Bel Air das beste Auto der Tri5", meint Ed. "Er stellte 1955 den Aufbruch in eine neue Zeit dar und war so erfrischend neu, so modern. Das war ein Auto, das teurer wirkte als es tatsächlich war – etwas, das man heute auch vom Cruze behaupten könnte." 1963 Chevrolet Corvette Sting Ray "Was für ein tolles Auto", sagt Ed über die 1963er Corvette Sting Ray, das Modell, das die Corvette in neue Sphären hob. Die Corvette Sting Ray basierte auf einem Show Car, das GM Chefdesigner Bill Mitchell entworfen hatte. Sie war abgewinkelt und schlank und daher raffinierter und kultivierter als die bisherigen Corvettes. Doch trotz dieses Reifeprozesses verlor man ihren Hauptzweck nicht aus den Augen: Sie sollte die Kunden durch ihr Aussehen und ihr Fahrverhalten berauschen. Charakteristisch für diese Corvette, die weiterhin aus Fiberglas gefertigt wurde, waren die elektrisch gesteuerten, ausfahrbaren Scheinwerfer und die geteilte Heckscheibe des Coupés, die zum Wiedererkennungsmerkmal der Corvette Sting Ray avancieren sollte. "Ich habe viele Vorträge über dieses Auto gehalten", so Ed. "Alles daran war neu. Es war sogar so neu, dass sie ihm einen neuen Namen geben mussten, Sting Ray. In jeder folgenden Generation der Corvette konnte man den Einfluss der Sting Ray spüren, sogar bei den aktuellen Modellen. Der Dual Cockpit-Innenraum gehört immer noch zur Corvette und auch zum heutigen Innendesign von Chevrolet." 1967 Chevrolet Pick-up Groß, schroff und zweckmäßig: Chevrolets neue Pick-up-Generation von 1967 waren starke und robuste Fahrzeuge, die dafür entwickelt wurden, ihre Arbeit zu verrichten. Kraftvoll und praktisch, mit geradlinigem Design, wurden diese Wagen gleichermaßen als Transportmittel und als Arbeitsfahrzeuge vermarktet. Dadurch wurden sie mit ihrer Anziehungskraft und ihrem Image auch der breiten Masse bekannt. "Es ist ein amerikanisches Design mit Kultsymbolcharakter", ist Ed überzeugt. "Man sieht diesen Pick-up, und sofort hat man auch einen Typen in Bluejeans mit einem Werkzeugkasten in der Hand vor Augen! Vieles von dem, was ich über den 1948er Pick-up gesagt habe, trifft auch hier zu." 1989 Chevrolet Pick-up Auch gegen Ende des 20. Jahrhunderts spielten Pick-ups im Portfolio von Chevrolet weiterhin eine wichtige Rolle. Die 4. Generation der C/K-Serie mit ihren übereinander angeordneten Scheinwerfern und ihrem eckigen, robusten Äußeren schien diese besondere Stellung innerhalb des Chevrolet Modellportfolios fast schon zu zelebrieren. Natürlich waren diese Fahrzeuge in erster Linie dafür gemacht, ihre Arbeit zu verrichten und sich beim Transport von Lasten nützlich zu erweisen. Da der Pick-up aber immer häufiger auch als reines Lifestyle-Mobil gefahren wurde, erweiterte Chevrolet sein Angebot auch um ein "Sports Package", das seinen Teil zu den beeindruckenden Absatzzahlen für dieses Modell beisteuerte. Der 89er Pick-up eignete sich perfekt für eilige Auslieferungen und noch besser dafür, auf der Straße einfach ein richtig gutes Bild abzugeben. "Es ist ein sehr klares Design, das auch heute noch zeitgemäß aussieht", so Ed. "Der 89er Pick-up hat sich in unglaublichen Stückzahlen verkauft. Wir arbeiten gerade an den Chevrolet Pick-ups der Zukunft, und die Designer haben zur Inspiration Fotos von diesem Modell an der Wand hängen." 2010 Chevrolet Camaro Ed ist ein begeisterter Verehrer aller Camaros und besitzt selbst einen Klassiker von 1969. "Aber ich habe mich dazu entschieden, den Camaro von 2010 noch vor das 69er Modell auf die Liste zu setzen. Er hat Menschen auf der ganzen Welt angesprochen. Als wir das Auto als Concept Car vorgestellt haben, hatten erwachsene Männer und Frauen Tränen in den Augen. Überall auf der Welt wird er sehr geschätzt." Als Ed und sein Team am neuen Camaro arbeiteten, brachte er seinen mit ins Studio, um die anderen zu inspirieren. Er sagt ihnen: "Ich will, dass ihr den neuen noch besser macht als diesen!". Im aktuellen Muscle Car-Design des 2010er Camaro finden sich Anklänge an die Modelle von 1967 bis 1969 wieder, etwa im Hüftschwung unter den seitlichen Rückfenstern. Ed betont jedoch, dass das 2010er Modell "kein Rückfall im Design ist, sondern sehr zukunftsweisend. Ich denke immer an die Zukunft, aber beim Camaro gilt es, ein großes Erbe anzutreten. Man muss darauf aufbauen. Ich würde aber keinen Retro-Camaro entwerfen wollen." Er führt das selbstbewusste und optimistische Design des neuen Camaro als "ein positives Zeichen an die Mitarbeiter und Kunden von General Motors" an. |
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