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Alfa Romeo Rennwagen für mehr als 7 Millionen Euro verkauft

Alfa Romeo Rennwagen von 1935Im Rahmen des Goodwood Revival Meetings ist bei einer Auktion von Bonhams ein neuer Rekord für einen historischen Alfa Romeo erzielt worden: Der weltweit einzig noch erhaltende Tipo 8C-35 Grand Prix-Monoposto, Baujahr 1935, unter anderen gesteuert vom legendären Rennfahrer Tazio Nuvolari, ging für 5.937.500 englische Pfund (umgerechnet 7,04 Millionen Euro) an einen neuen Eigentümer. Damit wurde der bisherige Rekord für einen historischen Alfa Romeo deutlich überboten; 2010 hatte ein Monza 2300 (Baujahr 1933) in Pebble Beach umgerechnet gut 5 Millionen Euro erzielt.

Der auch als "Tipo C" bekannte Grand Prix-Renner wurde 1935 vom berühmten Konstrukteur Vittorio Jano entwickelt, um gegen die Kompressor-Mercedes W25 und V16-befeuerten Auto Union-Rennwagen mithalten zu können. Der von der Scuderia Ferrari als damaligem Alfa Romeo Werksteam eingesetzte Einsitzer mit der Chassisnummer "50013" brachte es dank seines per Kompressor aufgeladenen Reihen-8-Zylinders auf 330 PS bei 5.500/min. Analog zur deutschen Konkurrenz erhielt der rote Renner vorn wie hinten Einzelradaufhängungen, hydraulische Bremsen und eine strömungsgünstigere Karosserie. Der Motor (Bohrung 78, Hub 100 mm) war die auf 3,8 Liter aufgebohrte und finale Entwicklungsstufe des bereits im Monza und Tipo B einsetzten Triebwerks.

Der Tipo 8C-35 feierte im September 1935 beim GP von Italien in Monza Premiere. Danach sah man ihn noch bis weit in die Saison 1936 hinein bei Rennen in Modena, San Sebastian, Brünn, Tunis, Tripolis, Monaco, Budapest sowie beim Eifel-Rennen und GP von Deutschland auf dem Nürburgring. Nach und nach löste der 12-Zylinder-Typ 12C-36 den Vorgänger ab, doch noch 1937 gewann Carlo Pintacuda mit einem 8C-35 den GP von Rio de Janeiro - mit 8 Sekunden Vorsprung auf Hans Stuck im favorisierten Auto Union!

Im Ziel lagen Stuck/Rosemeyer 3 Minuten zurück

Der größte Erfolg des jetzt in Goodwood versteigerten 8C-35 geht jedoch auf die Coppa Ciano des Jahres 1936 zurück. Als kein Geringerer als der große Nuvolari auf dem gefährlichen Straßenkurs bei Livorno eines seiner größten Rennen bestritt. Sein eigener Wagen, ein neuer Alfa Romeo 12 C-36, war gleich nach dem Start mit Antriebsschaden liegengeblieben, woraufhin "Nivola" nach drei Runden den von Pintacuda "eingefahrenen" 8C-35 übernahm. Von Platz 6 kommend, schob sich Nuvolari meisterlich nach vorn und sicherte Alfa Romeo nach dem Ausfall des führenden Varzi (Auto Union) einen Dreifach-Sieg. Der viertplatzierte Auto Union von Stuck/Rosemeyer lag im Ziel 3 Minuten zurück.

Kurz nach diesem Triumph verkaufte Alfa Romeo den 8C-35 im September 1936 an den jungen Schweizer Privatfahrer Hans Ruesch. Nur einen Monat später gewann der 23 Jahre alte Züricher zusammen mit dem späteren Mercedes-Werksfahrer "Dick" Seaman damit den Donington Grand Prix. Zuvor war er beim berühmten Bergrennen in Shelsley Walsh Zweiter geworden. Danach trat Ruesch mit dem 8C-35 eine lange Reise nach Südafrika an. In drei Handikap-Rennen in East London, Kapstadt und Johannesburg errang er Anfang 1937 zwei 4. und einen 5. Platz und fuhr zweimal die schnellste Runde.

Eidgenosse Ruesch gab dem Ex-Werkswagen eifrig die Sporen

Im weiteren Verlauf der Saison setzte der Eidgenosse den Alfa Romeo dann in 15 weiteren Rennen ein. Sieben davon gewann er - darunter den finnischen GP in Helsinki, den GP des Frontières in Chimay, den Rumänien-GP in Bukarest sowie Rennen in Montlhéry bei Paris und auf der berühmten Brooklands-Bahn in England. Beim GP von Monaco 1937 - an dem auch die Werksteams von Mercedes und Auto Union teilnahmen - erkämpfte der Privatier im "50013" einen respektablen 8. Platz.

Nachdem 1938 die Hubraumgrenze für Grand Prix-Rennwagen mit Kompressor auf 3,0 Liter herabgesetzt worden war, blieb der 3,8-Liter-Bolide in England stationiert. Nach einem Unfall in Donington mit dem rennfahrenden Jazzmusiker Buddy Featherstonehaugh am Steuer, musste der Alfa Romeo zu einer Rundumerneuerung zurück in die Heimat. Erst 1939 kehrte er - nun wieder mit Ruesch am Volant - auf die Insel zurück. Nach einem Rennen in Crystal Palace und der Teilnahme am Shelsley Walsh Bergrennen verkaufte Ruesch den Alfa Romeo dann an den britischen Rennfahrer und Autohändler Robert Arbuthnot.

Mit Dennis Poore Stammgast bei den ersten Nachkriegsrennen

Während des Zweiten Weltkriegs verkaufte dieser Chassis "50013" an den Sammler Reg Parnell, der den Alfa wiederum 1946 an den britischen Industrie-Magnaten Dennis Poore weiterveräußerte. Poore, als Chef der Manganese-Bronze Ltd. auch verantwortlich für den Bau von Motorrädern der Marken AJS und Norton-Villiers, war ab den späten 40er Jahren mit dem Alfa Romeo Stammgast auf britischen Rennstrecken. 1947 siegte er beim ersten britischen Nachkriegsrennen auf dem Gransden Lodge Flugplatz. Im September 1948 nahm er am ersten Rennen auf dem neuen Goodwood-Kurs teil und holte 1950 als Krönung die britische Bergmeisterschaft. Noch bis 1955 dauerte die aktive Karriere des Alfa Romeo bei Formula Libre und Vintage Sports Car Club-Events, ehe er in einen über zwei Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf verfiel.

Nach 20 Jahren in den Originalzustand zurückversetzt

Nach dem Tod Poores wurde der 8C-35 im Jahre 1987 aus seinem Scheunenversteck befreit und bei einer Auktion in Monaco für 2,85 Millionen Dollar versteigert - schon damals ein Rekord für einen GP-Rennwagen und Alfa Romeo. Auf Veranlassung des in Amerika lebenden britischen Oldtimerenthusiasten Peter Giddings wurde der Alfa Romeo dann vom Restaurator Paul Gist in England in den Originalzustand der Saison 1937 zurückversetzt. Seitdem ist er ein aktives Mitglied der Classic Car Rennszene, gewann unter anderem 2000 den Preis "Best of Show" beim Louis Vuitton Concours in New York und war 2006 einer der Stars beim Goodwood Festival of Speed.


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