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4. DEKRA/ VDI Symposium "Sicherheit von Nutzfahrzeugen"26 Fachvorträge in sechs Sessions gaben den rund 170 Besuchern aus 15 Ländern einen Einblick in neueste Erkenntnisse und Forschungsprojekte. Die Chairmen der einzelnen Sessions sind anerkannte Experten aus Großbritannien, Japan, den Niederlanden, Schweden, Ungarn und Deutschland. Doch nicht nur Theorie stand auf dem Programm: Den Teilnehmern wurden auch eine umfangreiche Ausstellung rund ums Nutzfahrzeug, ein Crashversuch mit einem Transporter und praktische Demonstrationen zur Unfallrettung im DEKRA Crash Test Center präsentiert. Europaweiter Austausch von Forschungsergebnissen, Meinungen und Ideen "Unfälle mit Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen sind relativ selten, wenn sie jedoch passieren, haben sie oft schwere Folgen. Hier gilt es anzusetzen, viel wurde schon erreicht, einiges steht vor der direkten Umsetzung", so Werner von Hebel, Mitglied der Geschäftsführung DEKRA Automobil GmbH in seiner Begrüßungsansprache. Im Vordergrund steht dabei laut von Hebel nicht mehr allein die Behandlung der passiven Sicherheit, also die Milderung der Unfallfolgen, sondern auch die aktive Sicherheit, die Unfälle vermeiden helfen soll. "Mit diesem Symposium wollen wir den Austausch von Forschungsergebnissen, Ideen und Meinungen fördern", beschreibt F. Alexander Berg, Leiter Unfallforschung & Crash Test Center der DEKRA Automobil GmbH, ein Ziel des Symposiums. Diese Themen werden heute in den Fachkreisen weltweit behandelt. Die renommierte internationale Referenten- und Teilnehmerbesetzung aus Industrie und Transportwirtschaft, Behörden, Dienstleistern und Hochschulen bot dazu beste Voraussetzungen, so Berg. Arbeitsplatz LKW Der LKW ist nicht nur Arbeitsplatz des Fahrers, sondern auch Arbeitsgerät, an und mit dem viele Personen diverse Arbeiten erledigen müssen. Die gesetzlichen Vorgaben zur Sicherheit in diesem Bereich weisen laut den Experten noch Lücken auf, während die Sicherheit des Fahrers weit eindeutiger geregelt ist. Dies wurde in Session 1 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Klaus Langwieder von der European Insurance Association in Paris betont. Bei einer Analyse der Verletzungen, die LKW-Fahrer bei Unfällen erleiden, fiel eine Häufung der Verletzungen der unteren Extremitäten auf. Diese Verletzungen waren in vielen Fällen ursächlich für spätere Arbeitsunfähigkeit. Da eine schnelle Rettung von eingeklemmten LKW-Fahrern die Heilungschancen deutlich verbessern kann, beschäftigten sich die Experten auch mit der Optimierung des Rettungskonzepts für eingeklemmte Insassen: Hierzu wurde die sogenannte "Ein-Schnitt-Methode" erstmalig im DEKRA Crash Test Center einem Praxisversuch unterzogen. Unfallvermeidung durch elektronische Helfer Neue Erkenntnisse der DEKRA Unfallforschung bezüglich der Kollision eines LKWs mit einem Fußgänger oder Fahrradfahrer beschäftigten die Experten in Session 2 unter der Leitung von Claes Avedal von Volvo Truck Corporation, Schweden. Sie fanden heraus, dass bei über der Hälfte der Fußgänger oder Radfahrer der Erstkontakt mit dem LKW an der rechten vorderen Fahrzeugecke erfolgt. Dies steht in starkem Gegensatz zur bisherigen Ansicht, nach denen ein Überrollen mit der Hinterachse des LKWs als häufigste Ursache für tödliche Unfälle gilt. Solche Unfälle könnten nach Ansicht der Experten in Zukunft durch den Einsatz elektronischer Abbiegeassistenten vermieden werden, die den LKW-Fahrer warnen oder sogar aktiv eingreifen. Auch DaimlerChrysler setzt für die Zukunft auf elektronische Hilfsmittel. Auf dem DEKRA/VDI Symposium stellte der Hersteller sein neues "Telligent Notbremssystem" vor, dass für das Vermeiden von Auffahrunfällen konstruiert wurde. Droht erhöhte Unfallgefahr warnt das System oder leitet sogar selbst den Bremsvorgang ein. Systeme, die auf Abweichungen im visuellen und kognitiven Verhalten des Fahrers reagieren, fanden bei den Experten Interesse. Busse als Nutzfahrzeuge Dass die Insassen von Auto- und Reisebussen relativ sicher unterwegs sind, bestätigten die Experten im Rahmen der Session 3 unter der Leitung von Lars Riebeck, MAN Nutzfahrzeuge AG München. Ein überraschendes Ergebnis aus Ungarn: Stehende Insassen von Autobussen haben kein größeres Verletzungsrisiko als sitzende. Je überfüllter der Bus ist, umso weniger Insassen werden verletzt, denn die Gefahr eines Sturzes sinkt. Auch brennende Reisebusse sind ein sehr seltenes Ereignis. Wegen des resultierenden hohen Gefährdungspotenzials wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes ein Konzept entwickelt, wie die Sicherheit der Insassen im seltenen Fall des Busbrandes noch weiter verbessert werden kann. Auch wurde die sicherheitserhöhende Funktion der Stoßfänger von Bussen angesprochen, die bisher vorwiegend nach ästhetischen Kriterien gestaltet werden. Reduktion der Zahl der Unfälle durch Tempolimit für Kleinlaster? Während die Zahl der Kleinlaster in den letzten Jahren stark zugenommen hat, hat sich ihr Ruf im Gegenzug deutlich verschlechtert. Dass diese Meinung nicht unbegründet ist, diskutierten die Experten der Session 4 unter der Leitung von Kay Morschheuser von der DaimlerChrysler AG in Stuttgart. Bei den Unfällen in die Kleinlasterfahrer verwickelt sind, tragen sie überdurchschnittlich häufig die Hauptschuld. Über die Maßnahmen, die zur Verbesserung der Situation zu ergreifen sind waren die Experten allerdings nicht einer Meinung: Ob ein Tempolimit für Kleinlaster auf Autobahnen zielführend ist, wurde kontrovers diskutiert. Einig waren sich die Experten allerdings darüber, dass zur Reduzierung der Zahl der Unfälle nicht eine Maßnahme, sondern ein ganzes Maßnahmenpaket notwendig ist. Hierzu gehören ganzheitliche Konzepte mit Sicherheitsoptimierungen der Fahrzeuge und Schulungen der Fahrer. Vermeidung von LKW-Unfällen und mehr Sicherheit für PKW In Session 5 unter der Leitung von Prof. E. Clive Chirwa vom Bolton Institute (UK), bemängelten die Experten die rechtlichen Vorschriften, die den Heckunterfahrschutz betreffen. Nach ihrer Ansicht müsste dieser deutlich höher belastbar sein und niedriger angebracht werden. Auch eine komfortable Innenausstattung der LKW kann nach Meinung der Experten dazu beitragen Unfälle zu verhindern. Wichtig ist dabei, dass die Fahrer schon in der Entwicklungsphase miteinbezogen werden. Die Session befasste sich auch mit der Verbesserung bestehender Testmethoden, die die Sicherheit der LKW Insassen ermitteln sollen. Die Fachleute diskutierten über Testverfahren, bei denen auf den kostenintensiven Einsatz von Dummies verzichtet werden kann. Der gängige Pendeltest wurde dagegen als nicht den realen Bedingungen entsprechend eingestuft. Problem Ladungssicherung Noch immer ist eine schlecht gesicherte Ladung Ursache für viele Unfälle. Die Experten forderten daher in Session 6, die Dr. Heinz-Dieter Adomeit von DELPHI Automotive leitete, das Problem der Ladungssicherung mehr in den Mittelpunkt zur rücken. Dies betrifft einerseits die Hersteller, die den Anwendern eine sichere Beladung so einfach wie möglich machen sollten, andererseits aber auch die Anwender, die mit praktischen und theoretischen Übungen geschult werden sollten. In einem schwedischen Projekt wurde herausgefunden, dass besonders auf kurzen Strecken die Methode der Ladungssicherung mit Vakuum die Kosten deutlich senken könnte. |
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