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1896: Erstes Motortaxi stammt von der Daimler-Motor-GesellschaftGreiners Droschken- und Fuhrunternehmen, das er bald "Daimler-Motor-Wagen-Kutscherei" nennt, wird somit zur weltweit ersten Motortaxi-Firma. Bisher hat nämlich noch niemand das erst vor zehn Jahren erfundene Automobil als Droschke eingesetzt, obwohl Daimler 1896 die Motorkutsche mit Viergang-Riemengetriebe und stehendem Zweizylindermotor ("Riemenwagen") für genau diesen Zweck empfiehlt. Im Frühsommer 1897 steht das erste Motortaxi der Welt auf Stuttgarts Straßen, im Juni darf die Benzindroschke dann mit polizeilicher Genehmigung ihre Arbeit aufnehmen. Erstmals in einem Personenwagen wird eine Heizung für die Fondpassagiere eingebaut. Gegenstück dieses exklusiven Ausstattungsdetails ist das Halbverdeck, das bei schönem Wetter geöffnet wird. Auf Wunsch der Gäste kann sogar der komplette Landaulet-Aufbau mit Dach und Türen abgenommen werden, dann steht das Taxi wieder als offene "Victoria"-Karosserie da. 70 Kilometer am Tag Für Greiner ist die Anschaffung teuer: 5 530 Mark kostet der Wagen mit Halbverdeck und Vollgummirädern. Zum Kaufpreis kommen die Kosten für den Taxameter, den der Taxiunternehmer anmieten muss. Doch die Investition in die neue Technik lohnt sich – etwa 70 Kilometer Tagesleitung schafft Greiner mit seinem Daimler-Taxi. Das ist deutlich mehr, als er mit einer Pferdedroschke erreichen könnte. Zur Akzeptanz bei den Kunden trägt bei, dass ein motorisiertes Taxi eine ganz neue Erfahrung ist: Die Motordroschke gilt als schick und schnell, eine Fahrt damit verspricht Aufregung und ein bisschen Nervenkitzel. Die Nachfrage der Fahrgäste nach dem Taxi-Automobil überzeugt den Fuhrunternehmer, weiter in Motordroschken zu investieren. Bis zum Jahr 1899 erhält Greiner für sein Unternehmen insgesamt sieben Daimler-Taxen. Aber nicht nur die Kunden, sondern auch die Konkurrenz zeigt sich vom Konzept der motorisierten Mietkutsche überzeugt. So bestellt der Stuttgarter Pferdedroschkenbesitzer Dietz bei Benz & Cie. in Mannheim zwei Taxis. Ihre Präsentation verläuft spektakulär, denn Dietz gewinnt den Stuttgarter Polizeipräsidenten, die Benz-Wagen persönlich zuzulassen. Zuvor stellen die Autos ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis, indem sie sechs Passagiere störungsfrei aus dem Stuttgarter Tal die steile "Weinsteige" hinauf nach Degerloch bringen. Von Stuttgart in die Welt Von Stuttgart aus tritt das Motortaxi seinen Siegeszug in die Welt an. Nach 1899 entstehen vor allem in europäischen Großstädten Daimler-Taxibetriebe. In Berlin können die Fahrgäste das moderne Verkehrsmittel an der Friedrichstraße besteigen, Hamburgs erste Motordroschken warten am Jungfernstieg. Taxiunternehmen in Paris, London, Wien und anderen Metropolen folgen. Auch die Medien diskutieren das Thema Taxi mit Neugier und Aufmerksamkeit. Steht auf der einen Seite die Begeisterung für die neue Technik, gibt es andererseits Kritik an den Motordroschken: Diese würden Pferde scheu machen und verursachten Unfälle, heißt es. So werden Fahrschulen für Taxi-Chauffeure eingerichtet. Auch ehemalige Pferdedroschkenkutscher drücken hier die Schulbank und werden umgeschult für das Führen der neuen Motorwagen. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts steigt die Zahl der Motortaxis in Großstädten rapide an. Neben Benzindroschken gibt es auch zahlreiche Taxis mit Elektro- und mit Hybridantrieb. Zu letzteren zählen die Mercedes Mixte-Wagen, die bei Daimler in Österreich (Wiener Neustadt) gebaut werden. Doch der Benzinmotor setzt sich durch, und die DMG sowie Benz & Cie. erkennen früh das große Potenzial der Taxiunternehmen als Kun-denkreis. Stuttgarter Meilensteine in der Taxi-Entwicklung sind zum Beispiel der Mercedes-Benz 8/38 PS von 1927 und der Mercedes-Benz 260 D von 1936 als erster Diesel-Personenwagen. Mit speziellen Taxi-Paketen erfüllt Mercedes-Benz bis heute die Bedürfnisse der Taxichauffeure und Mietwagenunternehmer. |
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